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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hält unbelehrbar am Aberglauben der römischen Kirche fest, Martha«, erinnerte er sie. »Du kannst nicht im Ernst wollen, dass sie das Licht der Erkenntnis ausbläst, das die Reform uns gebracht hat, oder?«
    »Doch«, gab die Köchin krötig zurück. »Das kann ich allerdings wollen, denn früher wusste man wenigstens, was man zu glauben hatte, und es änderte sich nicht jeden Monat. Und ihr Reformer habt uns Frauen die Heilige Jungfrau weggenommen, Doktor. Sie war die einzige, die früher für Frauen in Not wirklich zuständig war, aber jetzt dürfen wir sie nicht mehr anrufen. Sie fehlt uns, wisst ihr.«
    John hob ergeben beide Hände. »Ich habe immer geahnt, dass du eine heimliche Papistin bist. Aber es bleibt die Tatsache, dass Erzbischof Cranmer und der Duke of Northumberland die Heilige Jungfrau offenbar weniger vermissen als du, und sie wollen die Krone vor den Papisten retten.«
    Martha schüttelte düster den Kopf und machte sich daran, einen Berg Kohlköpfe zu putzen. »Wie wär’s dann mit Prinzessin Elizabeth?«, schlug sie vor. »Die ist Reformerin durch und durch, schätze ich, und ebenfalls König Edwards Schwester.«
    »Hm«, machte John. »Aber sie ist ein Bastard, genau wie Lady Mary. Darum kommen sie beide nicht in Betracht. Verstehst du, wenn der Kronrat Lady Elizabeth die Krone gäbe, obwohl die Gültigkeit der Ehe ihrer Eltern zweifelhaft ist …«
    »… würden die Papisten aufschreien und fragen, warum Mary dann als ältere Schwester nicht zuerst an der Reihe ist.«
    »Martha, es ist eine Schande, dass du nicht fürs Parlament kandidieren kannst, denn du durchschaust die verschlungenen Pfade der Politik mit unvergleichlichem Scharfblick.« Er stibitzte ein Stückchen rohen Kohl und knabberte daran.
    »Vielleicht lassen sie Frauen ins Parlament, wenn erst einmal eine Frau auf dem Thron sitzt, Doktor«, gab sie seelenruhig zurück, und John fiel vor Schreck der Kohl aus der Hand.
    Die Mitglieder des Kronrats, die Yeoman Warders und Soldaten und das Gesinde im Tower bereiteten Jane Grey einen jubelnden Empfang, so wie der Duke of Northumberland es angeordnet hatte, und das junge Mädchen lächelte ihnen scheu zu, während ihr Schwiegervater ihr aus der Barke half.
    Sie war beinah ein so ätherisches Geschöpf wie ihr verstorbener Cousin, der König, nur dass ein Heer hartnäckiger Sommersprossen ihre feine Damenblässe beeinträchtigte. Das Blond ihrer Haare hatte einen so deutlichen Kupferton, dass ein jeder sie rothaarig genannt hätte, wäre sie nicht die zukünftige Königin gewesen. »Habt Dank«, sagte sie zu den Leuten, aber sie sprach so leise, dass allein Northumberland sie hörte.
    »Nur das, was Euch zusteht, liebes Kind«, versicherte er, küsste ihr ehrerbietig die Hand und schnauzte dann über die Schulter: »Guildford, bring deine Gemahlin in den White Tower.«
    Sein Jüngster trat errötend zu seiner Frau, murmelte Unverständliches und reichte ihr den Arm. Federleicht legte Jane Grey die Hand auf seinen Ellbogen und ließ sich Richtung Hauptgebäude führen, aber sie sah ihn nicht an.
    »Armer Guildford«, murmelte Francis seufzend. »Sie scheinen nicht gerade ein Herz und eine Seele zu sein.« Er sah auf seine eigene Frau hinab. »Anders als wir.«
    Millicent verschränkte die Finger mit seinen und zog die Schultern hoch, als fröre sie trotz der mörderischen Sommerhitze. »›Arme Jane‹ trifft es wohl eher«, bemerkte sie. »Sie wollte ihn gar nicht heiraten. Aber ihr Vater hat sie furchtbar geschlagen, tagelang. Ihre Mutter hat daneben gestanden und keinen Funken Mitgefühl gezeigt und ihr gesagt, sie selbst habe es in der Hand, wie lange ihr Martyrium dauert.« Sie sah zu ihm hoch und fügte hinzu: »Ah. Diese abscheulichen Details kanntest du bereits und hast sie mir verschwiegen, um meine zarten weiblichen Gefühle zu schonen.«
    Er lächelte schuldbewusst und entgegnete: »Wie sich gerade wieder einmal erwiesen hat, musste ich es dir ja nicht erzählen. Du findest immer alles selbst heraus.«
    »Deine Schwester hat es mir bei unserer Hochzeit gesagt.«
    »Typisch Eleanor«, bemerkte er trocken. »Immer das passende Gesprächsthema zu jeder Gelegenheit.« Dann fiel sein Blick auf den Duke of Suffolk, Jane Greys Vater, der mit ihr in der Barke gesessen hatte, und Lady Frances, ihre Mutter. Er wusste, deren Vater, der berühmte Duke of Suffolk, war der Pate seines Vaters gewesen, aber der junge Waringham kannte den Herzog und die Herzogin nur vom Sehen. »Eleanor

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