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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Steinen hindurch in den Kreis traten, fing es an zu regnen.
     
     
    24
     
    Kaum sah Jake das Haus, wurde ihm zweierlei klar: erstens, daß er es schon einmal gesehen hatte, und zwar in so schrecklichen Träumen, daß sein bewußtes Denken keinerlei Erinnerungen daran zuließ; zweitens, daß es ein Ort von Tod und Mord und Wahnsinn war. Er stand an der gegenüberliegenden Ecke Rhinehold Street und Brooklyn Avenue, siebzig Meter von Henry und Eddie Dean entfernt, aber selbst da konnte er spüren, daß die Villa den beiden gar keine Beachtung schenkte, sondern mit begierigen, unsichtbaren Händen nach ihm griff. Er dachte, daß sich Krallen am Ende dieser Hände befanden. Scharfe Krallen.
    Es will mich, und ich kann nicht weglaufen. Hineinzugehen bedeutet den Tod… aber es nicht zu tun, bedeutet Wahnsinn. Denn irgendwo in diesem Haus befindet sich eine verschlossene Tür. Ich habe den Schlüssel, der sie öffnet, und die einzige Hoffnung auf Rettung befindet sich auf der anderen Seite.
    Er betrachtete die Villa, ein Haus, das fast ›abnormal‹ schrie, mit zunehmender Niedergeschlagenheit. Es stand inmitten eines unkrautüberwachsenen, ungepflegten Gartens wie ein Tumor.
    Die Brüder Dean waren unter der heißen Nachmittagssonne langsam neun Blocks durch Brooklyn gelaufen und waren schließlich in einen Stadtteil gekommen, bei dem es sich um Dutch Hill handeln mußte, wenn man den Namen der Geschäfte glauben wollte. Jetzt standen sie einen halben Block entfernt vor der Villa. Diese sah aus, als wäre sie jahrelang verlassen, und doch hatte sie bemerkenswert wenig Zerstörungen hinnehmen müssen. Und früher, dachte Jake, war es wirklich einmal eine Villa gewesen – möglicherweise das Zuhause eines reichen Kaufmanns und seiner Familie. In diesen längst vergangenen Zeiten mußte sie weiß gewesen sein, aber jetzt war ihre Farbe ein schmutziges Grau. Die Fenster waren eingeworfen und der weiße Lattenzaun, der sie umgab, mit Sprühfarbe verunziert, aber das Haus selbst war unversehrt.
    Es kauerte im heißen Licht, eine baufällige Wohnstatt mit Schindeldach, die aus einem hügeligen, abfallübersäten Garten wuchs und auf Jake irgendwie den Eindruck eines gefährlichen Hundes machte, der nur so tat, als ob er schlief. Das steile Dach hing wie eine gerunzelte Stirn über die Eingangstür. Die Dielen der Veranda waren gesplittert und verzogen. Läden, die einmal grün gewesen sein mochten, knarrten in schiefen Angeln neben blicklosen Fenstern; in manchen hingen noch uralte Vorhänge, die wie Streifen abgestorbener Haut herunterbaumelten. Links beugte sich ein altes Rankgitter von der Fassade weg, das nicht mehr von Nägeln gehalten wurde, sondern nur noch von den namenlosen und irgendwie schäbigen Weinranken, die sich daran festklammerten. Auf dem Rasen stand ein Schild, ein zweites an der Tür. Von seiner Position aus konnte Jake keines lesen.
    Das Haus lebte. Er spürte es, konnte sein Bewußtsein fühlen, das von den Dielen und dem windschiefen Dach ausströmte, konnte spüren, wie es in Strömen aus den schwarzen Augenhöhlen der Fenster quoll. Die Vorstellung, sich diesem Ort des Grauens zu nähern, erfüllte ihn mit Unbehagen, und die Vorstellung, tatsächlich einzutreten, mit unvorstellbarem Entsetzen. Und doch mußte er es tun. Er konnte ein tiefes, träges Summen in den Ohren hören – das Geräusch eines Bienenstocks an einem heißen Sommertag –, und einen Augenblick fürchtete er, er könnte ohnmächtig werden. Er machte die Augen zu… und hörte seine Stimme im Kopf.
    Du mußt kommen, Jake. Dies ist der Pfad des Balkens, der Weg des Turms, und deine Zeit, auserwählt zu werden, ist gekommen. Sei aufrichtig; sei standhaft; komm zu mir.
    Die Angst verging nicht, aber das Gefühl bevorstehender Panik. Er schlug die Augen auf und stellte fest, daß er nicht der einzige war, der die Macht und erwachende Vernunft des Hauses gespürt hatte. Eddie wollte weg vom Zaun. Er drehte sich zu Jake um, der seine großen und unbehaglichen Augen unter dem grünen Stirnband sehen konnte. Sein großer Bruder packte ihn und schob ihn zu dem rostigen Tor, aber die Geste war so halbherzig, daß man sie kaum als Hänselei bezeichnen konnte; was er auch für ein Klotzkopf sein mochte, Henry mochte die ›Villa‹ ebensowenig wie Eddie.
    Sie wichen ein Stück zurück und betrachteten das Haus eine Zeitlang. Jake bekam nicht mit, was sie zueinander sagten, aber ihre Stimmen klangen gedämpft und unbehaglich. Plötzlich fiel

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