Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Mädchen eine Zeitung wegzunehmen, dachte Jake, aber auf dem Basketballfeld war er eine Null.
    Eddie ging nach ihm durch das Tor, knöpfte die Kordhose auf und zog sie aus. Darunter trug er die grünen Madras-Shorts, die Jake im Traum gesehen hatte.
    »Oh, trägt er seine kurzen Höschen?« sagte Henry. »Sind sie nicht niiieedlich?« Er wartete, bis sein Bruder auf einem Bein balancierte, um die Kordhose auszuziehen, dann warf er den Basketball nach ihm. Es gelang Eddie, diesen wegzuschlagen, womit er sich wahrscheinlich eine blutige Nase ersparte, aber er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Betonboden. Er holte sich keine Schnittwunden, aber das wäre gut möglich gewesen, sah Jake; jede Menge Glasscherben funkelten am Zaun in der Sonne.
    »Komm schon, Henry, laß das«, sagte er, aber nicht im geringsten vorwurfsvoll. Jake vermutete, Henry trieb schon so lange diese Scheiße mit Eddie, daß dieser es nur bemerkte, wenn Henry es mit jemand anderem machte – mit der blonden Kartenverkäuferin, zum Beispiel.
    »Tomm sson, Henry, lassas.«
    Eddie stand auf und stapfte aufs Feld. Der Ball war gegen den Maschendrahtzaun geprallt und hüpfte zu Henry zurück. Henry versuchte jetzt, an seinem jüngeren Bruder vorbeizudribbeln. Eddie streckte die Hand schnell wie der Blitz, aber seltsam zaghaft aus und nahm ihm den Ball ab. Er duckte sich mühelos unter Henrys ausgestrecktem, fuchtelndem Arm durch und sprintete zum Korb. Henry setzte ihm mit finsterem Stirnrunzeln nach, aber er hätte ebensogut ein Schläfchen halten können. Eddie schnellte mit angewinkelten Knien und zusammengepreßten Beinen hoch und warf den Ball in den Korb. Henry ergriff ihn und dribbelte zum Seitenstreifen.
    Das hättest du nicht machen sollen, Eddie, dachte Jake. Er stand unmittelbar hinter der Stelle, wo der Zaun aufhörte, und beobachtete die beiden Jungs. Das schien sicher zu sein, zumindest vorläufig. Er trug die Sonnenbrille seines Dad, und die beiden Jungs waren so in ihr Spiel vertieft, daß sie nicht mitbekommen hätten, wenn Präsident Carter zum Zuschauen gekommen wäre. Jake bezweifelte sowieso, daß Henry wußte, wer Präsident Carter war.
    Er ging davon aus, daß Henry seinen Bruder als Strafe für das Ballwegnehmen foulen würde, und zwar schwer, aber er hatte Eddies Listigkeit unterschätzt. Henry täuschte einen Ausfall an, den Jakes Mutter durchschaut haben würde, aber Eddie schien darauf hereinzufallen. Henry stürmte an ihm vorbei und zum Korb, wobei er den Ball den größten Teil des Weges trug. Jake war überzeugt, Eddie hätte ihn mühelos einholen und ihm den Ball wieder wegnehmen können, aber statt das zu tun, blieb der Junge zurück. Henry warf ihn noch – ungeschickt –, und der Ball prallte vom Rand ab. Eddie packte ihn… und ließ ihn zwischen den Fingern durchrutschen. Henry schnappte ihn, drehte sich herum und warf ihn durch den Ring ohne Netz.
    »Eins zu eins«, keuchte Henry. »Bis zwölf?«
    »Klar.«
    Jake hatte genug gesehen. Es würde knapp werden, aber letztendlich würde Henry gewinnen. Eddie würde dafür sorgen. Es würde ihn nicht nur vor einer Tracht Prügel bewahren; es würde Henry auch in gute Laune versetzen und ihn aufgeschlossener für Eddies Vorhaben machen.
    He, Dämlack – ich glaube, dein kleiner Bruder führt dich schon lange wie eine Marionette, und du hast nicht die leiseste Ahnung, oder?
    Er wich zurück, bis ihm das Mietshaus am Nordende des Spielplatzes die Sicht auf die Gebrüder Dean nahm. Er lehnte sich an die Wand und lauschte dem Hüpfen des Balls auf dem Spielfeld. Bald schnaufte Henry wie Charlie Tschuff-Tschuff, wenn dieser einen steilen Berg hinauffuhr. Er rauchte natürlich; Typen wie Henry rauchten immer.
    Das Spiel dauerte fast zehn Minuten, und als Henry endlich seinen Sieg verkünden konnte, war die Straße voll von anderen Kindern auf dem Nachhauseweg. Einige warfen Jake im Vorübergehen seltsame Blicke zu.
    »Gutes Spiel, Henry«, sagte Eddie.
    »Nicht schlecht«, schnaufte Henry. »Du fällst immer noch auf das alte Antäuschen rein.«
    Logisch, dachte Jake, ich glaube, er wird darauf reinfallen, bis er etwa achtzig Pfund schwerer ist. Dann wirst du vielleicht eine Überraschung erleben.
    »Sieht so aus. He, Henry, können wir uns jetzt bitte das Haus ansehen?«
    »Ja, warum nicht. Machen wir es.«
    »Na prima!« rief Eddie. Das Klatschen von Haut auf Haut war zu hören; wahrscheinlich versetzte Eddie seinem Bruder einen freundschaftlichen Klaps.

Weitere Kostenlose Bücher