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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ernst an. »Da habe ich aufgegeben.«
     
     
    22
     
    Jake redete bis Sonnenuntergang.
    Er erzählte ihnen alles, woran er sich erinnern konnte, angefangen mit Mein Verständnis von Wahrheit bis zu dem monströsen Torwächter, der buchstäblich aus dem Mauerwerk gekommen war, um ihn anzugreifen. Die drei anderen hörten zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    Als er fertig war, drehte Roland sich zu Eddie um, und in seinen Augen leuchtete eine strahlende Mischung von Empfindungen, die Eddie zunächst für Staunen hielt. Dann wurde ihm klar, er sah übermäßige Erregung… und große Angst. Sein Mund wurde trocken. Denn wenn Roland Angst hatte…
    »Bezweifelst du immer noch, daß unsere Welten einander überlappen, Eddie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht. Ich bin dieselbe Straße entlanggegangen, und das in seiner Kleidung! Aber… Jake, kann ich das Buch einmal sehen? Charlie Tschuff-Tschuff?«
    Jake griff nach seinem Ranzen, aber Roland hielt seine Hand fest.
    »Noch nicht«, sagte er. »Geh wieder zu dem unbebauten Grundstück, Jake. Erzähl diesen Teil noch einmal. Versuch dich an alles zu erinnern.«
    »Vielleicht solltest du mich hypnotisieren«, sagte Jake zögernd. »Wie damals im Rasthaus.«
    Roland schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Was dir auf diesem Grundstück widerfahren ist, war das wichtigste Ereignis in deinem Leben, Jake. In unser aller Leben. Du kannst dich an alles erinnern.«
    Und so erzählte Jake es noch einmal. Ihnen allen war klar, Jakes Erlebnis auf dem Brachgrundstück, wo Tom und Gerry’s künstlerisches Delikatessengeschäft gestanden hatte, war das geheime Herz des gemeinsamen Ka-tet. In Eddies Traum hatte das Delikatessengeschäft noch gestanden; in Jakes Wirklichkeit war es abgerissen gewesen, aber in beiden Fällen war es ein Ort mit gewaltiger, talismanähnlicher Macht gewesen. Und Roland bezweifelte nicht, daß der brachliegende Platz voll Glasscherben und Backsteintrümmern nur eine weitere Version von Susannahs Drawers und dem Ort war, den er am Ende seiner Vision als Stätte der Knochen gesehen hatte.
    Als er diesen Teil der Geschichte noch einmal erzählte, wobei er nun sehr langsam sprach, stellte Jake fest, daß der Revolvermann recht gehabt hatte: Er konnte sich an alles erinnern. Seine Erinnerung wurde so gut, daß er sein Erlebnis schließlich noch einmal zu durchleben schien. Er erzählte ihnen von dem Schild, auf dem stand, daß diese sogenannten Turtle-Bay-Luxuswohnungen an der Stelle entstehen sollten, wo Tom und Gerry’s einst gewesen war. Er konnte sich sogar an das kurze Gedicht erinnern, das auf den Zaun gesprüht gewesen war, und rezitierte es für sie:
     
    »Sieh der SCHILDKRÖTE strahlende Pracht,
    Auf deren Rücken die Welt gemacht.
    Willst du spielen, komm und lauf,
    Eins, zwei, drei, den BALKEN rauf.«
     
    Susannah murmelte: »Klar ist ihr Denken und stets rein; Sie schließt uns alle darin ein… hieß es nicht so, Roland?«
    »Was?« fragte Jake. »Was hieß so?«
    »Ein Gedicht, das ich als Kind gelernt habe«, sagte Roland. »Das ist auch eine Verbindung, die uns etwas sagt, auch wenn ich nicht sicher bin, ob es etwas ist, das wir wissen müssen… aber man kann nie sagen, ob uns ein bißchen Wissen nicht einmal zugute kommt.«
    »Zwölf Portale, die durch sechs Balken verbunden sind«, sagte Eddie. »Wir haben beim Bären angefangen. Wir gehen nur bis zur Mitte – zum Turm –, aber wenn wir bis zum anderen Ende weitergehen würden, würden wir ganz bestimmt zum Portal der Schildkröte kommen, oder nicht?«
    Roland nickte. »Dessen bin ich gewiß.«
    »Portal der Schildkröte«, sagte Jake nachdenklich, ließ die Worte auf der Zunge zergehen und schien sie zu kosten. Dann kam er zum Ende, indem er ihnen noch einmal von der anrührenden Stimme des Chors erzählte, seiner Erkenntnis, daß es überall Gesichter und Storys und Geschichten gab, und seiner wachsenden Überzeugung, daß er über etwas gestolpert war, das aller Wahrscheinlichkeit nach das Herz einer jeglichen Existenz bildete. Als letztes erzählte er ihnen erneut, wie er den Schlüssel gefunden und die Rose gesehen hatte. Im Überfluß seiner Erinnerungen fing Jake an zu weinen, aber er schien es nicht mitzubekommen.
    »Als sie sich auftat«, sagte er, »sah ich in ihrer Mitte das strahlendste Gelb, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Zuerst dachte ich, es wären nur Pollen, die so grell aussahen, weil alles auf dem Platz zu strahlen schien,

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