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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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suchte er, über dem Kopf fuchtelnd, nach dem Geländer. Nach einem endlosen Augenblick, während dem sie weiter hinausrutschten, hatte er es zu fassen bekommen.
    »ROLAND!« bellte er. »ICH KÖNNTE HIER ETWAS HILFE GEBRAUCHEN!«
    Aber Roland, der Susannah noch auf dem Rücken trug, war schon zur Stelle. Als er sich bückte, schlang sie die Arme um seinen Hals, damit sie nicht Kopf voraus aus der Schlinge rutschte. Der Revolvermann schlang einen Arm um Jakes Brust und zog ihn hoch. Als seine Füße wieder auf der Strebe standen, legte Jake den rechten Arm um Oys zitternden Körper. Seine linke Hand verspürte Schmerzen wie Feuer und Eis.
    »Laß los, Oy«, keuchte er. »Du kannst jetzt loslassen – wir sind in Sicherheit.«
    Einen schrecklichen Augenblick dachte er, der Billy-Bumbler würde nicht loslassen. Dann lockerte Oy langsam den Biß, und Jake konnte die Hand herausziehen. Sie war blutverschmiert und wies einen Ring dunkler Löcher auf.
    »Oy«, sagte der Bumbler kläglich, und Eddie sah staunend, daß die seltsamen Augen des Tieres voller Tränen waren. Er streckte den Hals und leckte Jake mit der blutigen Zunge das Gesicht.
    »Schon gut«, sagte Jake und drückte das Gesicht in das weiche Fell. Er weinte selbst, und sein Gesicht war eine Maske des Schocks und der Schmerzen. »Keine Bange, das macht nichts. Du hast nicht anders gekonnt, und ich bin dir nicht böse.«
    Eddie rappelte sich langsam auf. Sein Gesicht war schmutzig grau, und ihm war, als hätte ihm jemand eine Bowlingkugel in den Unterleib gerammt. Er griff sich mit der linken Hand verstohlen zwischen die Beine und begutachtete den Schaden dort.
    »Verdammt billige Vasektomie«, sagte er heiser.
    »Wirst du ohnmächtig, Eddie?« fragte Roland. Eine erneute Windbö riß ihm den Hut vom Kopf und wehte ihn Susannah ins Gesicht. Sie packte ihn und zog ihn ihm bis auf die Ohren, was ihm das Aussehen eines halb irren Hillbillys verlieh.
    »Nein«, sagte Eddie. »Ich wünschte fast, ich könnte, aber…«
    »Sieh dir Jake an«, sagte Susannah. »Er blutet böse.«
    »Mir geht es gut«, sagte Jake und versuchte, seine Hand zu verstecken. Bevor es ihm gelang, ergriff Roland sie behutsam. Jake hatte mindestens ein Dutzend punktförmige Wunden an Handrücken, Handfläche und Fingern. Die meisten waren tief. Es war unmöglich zu sagen, ob Knochen gebrochen oder Sehnen durchbissen waren, bis Jake versuchte, die Hand zu spannen, und dies war weder die Zeit noch der Ort für derartige Experimente.
    Roland betrachtete Oy. Der Billy-Bumbler sah ihn ebenfalls an, und seine ausdrucksvollen Augen waren groß und traurig. Er hatte nicht versucht, Jakes Blut von der Schnauze zu lecken, obwohl es ein natürlicher Impuls gewesen wäre.
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte Jake und schlang den Arm fester um Oys Körper. »Es war nicht seine Schuld. Es war meine Schuld, weil ich ihn vergessen habe. Der Wind hat ihn heruntergeweht.«
    »Ich werde ihm nichts tun«, sagte Roland. Er war sicher, daß der Billy-Bumbler keine Tollwut hatte, aber er hatte dennoch nicht die Absicht, Oy mehr von Jakes Blut kosten zu lassen als ohnehin schon. Was andere Krankheiten betraf, die Oy in sich haben konnte… nun, das würde Ka entscheiden, wie letztendlich immer. Roland zog das Taschentuch aus der Tasche und wischte Oys Lippen und Schnauze ab. »So«, sagte er. »Guter Junge. Guter Boy.«
    »Oy«, sagte der Billy-Bumbler kläglich, und Susannah, die Roland über die Schulter sah, hätte schwören können, sie konnte Dankbarkeit aus seiner Stimme heraushören.
    Eine weitere Windbö strich über sie hinweg. Das Wetter wurde zusehends ungemütlicher. »Eddie, wir müssen von der Brücke runter. Kannst du gehen?«
    »Nein, Massa; kriechen muß.« Die Schmerzen im Unterleib und der Magengrube waren immer noch schlimm, aber nicht mehr ganz so schlimm wie vor einer Minute noch.
    »Gut. Gehen wir. So schnell wir können.«
    Roland drehte sich um, ging einen Schritt und blieb stehen. Ein Mann stand auf der anderen Seite der Lücke und betrachtete sie ausdruckslos.
    Der Neuankömmling hatte sich hergeschlichen, während ihre Aufmerksamkeit Jake und Oy gegolten hatte. Ein Bogen war über seinen Rücken geschlungen. Er trug einen hellgelben Schal um den Kopf; die Enden wallten wie Flaggen im frischen Wind. Goldene Ringe mit Kreuzen in der Mitte baumelten an seinen Ohren. Ein Auge war von einer weißen Seidenklappe verdeckt. Purpurne Schwären überzogen sein Gesicht, manche waren offen und eiterten. Er

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