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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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hob die freie Hand und deutete mit einem schmutzigen Finger auf Jake. »Den Bengel. Gebt mir den Bengel, dann könnt ihr anderen als freie Leute ziehn.«
    »Fick dich selber«, sagte Susannah sofort.
    »Warum nicht?« meckerte der Pirat. »Gib mirn Messer, dann schneid ich ihn ab und schieben mir hinten rein – warum nicht, nützt mer sowieso nix mehr. Kann nichmal mehr Wasser damit lassen, ohne dasses mir bis untern Pony brennt!« Der Blick seiner hellgrauen Augen wich nicht von Rolands Gesicht. »Was sagst du dazu, mein guter alter Kumpel?«
    »Was passiert, wenn ich dir den Jungen gebe?«
    »Dann könnter eures Wechs ziehn und bekommt kein Ärger nich mit uns!« antwortete der Mann mit dem gelben Schal um den Kopf sofort. »Ihr habt das Wort vom Ticktackmann darauf! Es kommt von seinen Lippen über meine Lippen zu euren Ohren, so isses, und Ticktack issn Ehrenmann, der bricht sein Wort nich, wenners mal gegem hat. Kann nich für irgendwelche Pubes sprechen, denen ihr übern Weg laufn könntet, aber mit den Grauen vom Ticktackmann habter keine Probleme nich.«
    »Scheiße, was sagst du da, Roland?« brüllte Eddie. »Du denkst doch nicht etwa im Ernst daran, oder?«
    Roland sah Jake nicht an und bewegte die Lippen nicht, als er murmelte: »Ich halte mein Versprechen.«
    »Ja – das weiß ich.« Dann sagte Jake mit lauter Stimme: »Steck die Waffe weg, Eddie. Ich entscheide.«
    »Jake, du hast den Verstand verloren!«
    Der Pirat gackerte fröhlich. »Überhaupt nicht, Jüngelchen! Du hast den Verstand verloren, wenn du mir nicht glaubst. Bei uns wird er wenigstens vor den Trommeln sicher sein, oder nicht? Und denkt doch mal nach – wenn’s mir nicht Ernst wär, dann hätt ich euch als allererstes befohlen, die Waffen wegzuwerfen! Nichts leichter als das! Aber hab’ ichs getan? Nee!«
    Susannah hatte den Wortwechsel zwischen Jake und Roland gehört. Ihr war auch klargeworden, wie aussichtslos ihre Möglichkeiten beim momentanen Stand der Dinge waren. »Steck sie weg, Eddie.«
    »Woher sollen wir wissen, daß er die Granate nicht nach uns wirft, wenn er den Jungen hat?« rief Eddie.
    »Ich treffe sie in der Luft, wenn er das versucht«, sagte Roland. »Das kann ich, und er weiß, daß ich es kann.«
    »Vielleicht weiß ich’s. Siehst ungemütlich aus, Jüngelchen, das kann man wohl sagen.«
    »Wenn er die Wahrheit sagt«, meinte Roland, »wäre er angeschmiert, selbst wenn ich sein Spielzeug verfehlen würde, denn die Brücke würde einstürzen, und wir würden alle hinunterfallen.«
    »Sehr schlau, mein guter alter Sohn!« sagte Schlitzer. »Bist wirklich ‘n netter Junge, hm?« Er lachte meckernd, dann wurde er ernst und vertraulich. »Genug geredet, mein alter Freund. Entscheide dich. Gibst du mir den Jungen, oder gehen wir alle gemeinsam zum Ende des Wegs?«
    Bevor Roland ein Wort sagen konnte, war Jake auf der Stützstrebe an ihm vorbeigegangen. Oy hielt er immer noch unter dem rechten Arm. Die blutige linke Hand hielt er steif von sich gestreckt.
    »Jake, nein!« rief Eddie verzweifelt.
    »Ich komm dich holen«, sagte Roland mit derselben gedämpften Stimme.
    »Ich weiß«, wiederholte Jake. Der Wind frischte erneut auf. Die Brücke schwankte und stöhnte. Der Send war mittlerweile von weißer Gischt gekrönt, Wasser brodelte weiß um das Wrack des blauen Mono, der stromaufwärts aus dem Wasser ragte.
    »Ay, mein Jüngelchen!« krähte Schlitzer. Er riß den Mund auf und entblößte einige erhaltene Zähne, die aus seinem weißen Zahnfleisch ragten wie verfallene Grabsteine. »Ay, mein hübscher junger Knabe! Komm nur weiter.«
    »Roland, er könnte bluffen!« rief Eddie. »Das Ding könnte eine Attrappe sein!«
    Der Revolvermann antwortete nicht.
    Als sich Jake der andern Seite des Lochs im Gehweg näherte, fletschte Oy die Zähne und fauchte Schlitzer an.
    »Wirf diesen sprechenden Sack voll Innereien ins Wasser«, sagte Schlitzer.
    »Leck mich«, antwortete Jake mit ruhiger Stimme.
    Der Pirat sah einen Moment verblüfft drein, dann nickte er. »Bist vernarrt in ihn, was? Na gut.« Er wich zwei Schritte zurück. »Setz ihn in dem Moment runter, wenn du auf dem Beton bist. Und ich schwöre dir, wenn er auf mich zugelaufen kommt, kick ich ihm das Gehirn hinten raus durch sein zartes Arschloch.«
    »Arschloch«, sagte Oy mit gefletschten Zähnen.
    »Sei still, Oy«, murmelte Jake. Er erreichte den Beton, als die bisher stärkste Windbö die Brücke traf. Diesmal schien das Sirren reißender Kabel von

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