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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ruhig. »Burschen wie Schlitzer sind normalerweise nicht leichtsinnig mit ihren hochexplosiven Spielzeugen.« Sie kamen zu den Mautkabinen am Ende der Brücke. Roland blieb unmittelbar dahinter stehen.
    »Du hast gewußt, daß der Typ nicht blufft, richtig?« sagte Eddie. »Ich meine, du hast es nicht vermutet – du hast es gewußt?«
    »Er war ein wandelnder Toter, und solche Männer müssen nicht bluffen.« Rolands Stimme klang ruhig, enthielt aber einen tiefempfundenen Unterton von Verbitterung und Qual. »Ich wußte, daß so etwas geschehen könnte, und wenn wir den Mann früher gesehen hätten, als wir noch außerhalb der Reichweite seines explodierenden Eises waren, hätten wir ihn uns vom Leib halten können. Aber Jake ist gestürzt, und der Mann ist uns zu nahe gekommen. Ich glaube, er hat gedacht, daß wir den Jungen überhaupt nur mitgebracht haben, um uns freies Geleit durch die Stadt zu erkaufen. Verdammt! Verdammtes Pech!« Roland schlug sich mit der Faust aufs Bein.
    »Dann holen wir ihn eben wieder!«
    Roland schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns hier trennen. Wir können Susannah nicht dorthin mitnehmen, wo der Dreckskerl hingegangen ist, und wir können sie nicht allein zurücklassen…«
    »Aber…«
    »Hör zu und widersprich mir nicht – wenn du Jake retten willst. Je länger wir hier stehen, um so kälter wird seine Spur. Und kalten Spuren kann man nur schwer folgen. Ihr müßt auch eine Aufgabe übernehmen. Wenn es einen zweiten Blaine gibt, und davon scheint Jake überzeugt zu sein, dann müßt ihr – du und Susannah – ihn finden. Es muß einen Bahnhof geben, eine Krippe, wie man das einst in den fernen Ländern genannt hat. Verstehst du?«
    Glücklicherweise erhob Eddie diesmal keine Einwände. »Klar. Wir finden ihn. Was dann?«
    »Feuert jede halbe Stunde einen Schuß ab. Wenn ich Jake hab’, komme ich.«
    »Schüsse könnten auch andere anlocken«, sagte Susannah. Eddie hatte ihr aus der Schlinge geholfen, sie saß wieder in ihrem Rollstuhl.
    Roland betrachtete ihn kalt. »Kümmere dich um sie.«
    »Okay.« Eddie streckte eine Hand aus, die Roland kurz ergriff. »Finde ihn, Roland.«
    »Oh, ich werde ihn finden. Betet nur zu den Göttern, daß ich ihn früh genug finde. Und vergeßt die Gesichter eurer Väter nicht, alle beide.«
    Susannah nickte. »Wir versuchen es.«
    Roland drehte sich um und lief leichtfüßig die Rampe hinunter. Als er nicht mehr zu sehen war, drehte Eddie sich zu Susannah um und stellte ohne Überraschung fest, daß sie weinte. Ihm war selbst nach Weinen zumute. Vor einer halben Stunde waren sie eine eng verbundene Gruppe von Freunden gewesen. Innerhalb weniger Minuten war ihre tröstliche Verbundenheit zertrümmert worden – Jake entführt, Roland auf der Verfolgung. Sogar Oy war weggelaufen. Eddie hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so einsam gefühlt.
    »Ich habe das Gefühl, wir werden keinen von ihnen je wiedersehen«, sagte Susannah.
    »Selbstverständlich sehen wir sie wieder!« sagte Eddie grob, aber er wußte, was sie meinte, denn er empfand ähnlich. Die Vorahnung, daß ihre Suche zu Ende war, bevor sie richtig angefangen hatte, lag ihm schwer auf dem Herzen. »Im Kampf gegen Attila den Hunnen würde ich drei zu zwei auf Roland den Barbaren wetten. Komm schon, Suze – wir müssen den Zug erwischen.«
    »Aber wo?« fragte sie hilflos.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir einfach den erstbesten weisen alten Elfen fragen, hm?«
    »Wovon redest du, Edward Dean?«
    »Nichts«, sagte er, und weil das genau der Wahrheit entsprach, glaubte er, auch er könnte in Tränen ausbrechen, ergriff die Griffe des Rollstuhls und rollte ihn die rissige, von Glasscherben übersäte Rampe hinab, die in die Stadt Lud führte.
     
     
    16
     
    Jake stieg rasch in eine nebulöse Welt hinab, wo Schmerzen die einzigen Orientierungspunkte waren: seine pochende Hand, die Stelle an seinem Oberarm, wo Schlitzers Finger sich wie Stahlklammern eingruben, seine brennenden Lungen. Sie waren noch nicht weit gekommen, da gesellte sich ein schmerzhaftes, brennendes Seitenstechen in der linken Seite dazu und überragte bald alles andere. Er fragte sich, ob Roland ihnen folgte. Er fragte sich auch, wie lange Oy in dieser Welt überleben würde, die sich so sehr von den Ebenen und Wäldern unterschied, welche er bisher ausschließlich gekannt hatte. Dann klatschte Schlitzer ihm ins Gesicht, schlug ihm die Nase blutig, und sein ganzes Denken löste sich in einem roten Nebel

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