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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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hinkte zu dem liegenden Jake und leckte ihm das blasse, reglose Gesicht.
    Copperhead und Hoots hatten genug gesehen. Sie liefen Seite an Seite zu der kleinen Tür, wo Tilly Wasser holen gegangen war. Es war nicht der Zeitpunkt für Ritterlichkeit; Roland schoß ihnen beiden in den Rücken. Er mußte jetzt schnell handeln, sehr schnell, und er hatte nicht vor, diese beiden einen Hinterhalt legen zu lassen, wenn sie den Mut wiederfinden sollten.
    Oben in dem kapselförmigen Gehäuse gingen grellrote Lichter an, und ein Alarm wurde ausgelöst: durchdringende, heisere Heultöne, die die Wände zum Erzittern zu bringen schienen. Nach einem oder zwei Augenblicken blinkten die Warnlichter in Übereinstimmung mit dem Alarm.
     
     
    35
     
    Eddie ging gerade zu Susannah zurück, als der Alarm anfing zu heulen. Er schrie überrascht auf, riß die Ruger hoch und richtete sie ins Leere. »Was ist denn los?«
    Susannah schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung. Die Sirene war beängstigend, aber das war nur ein Teilaspekt des Problems; sie war auch so laut, daß sie körperliche Schmerzen bereitete. Bei diesen Lärmsalven mußte Eddie an eine um das Tausendfache verstärkte Hupe eines Traktors denken.
    In diesem Augenblick fingen die orangefarbenen Natriumdampflampen an zu flackern. Als er bei Susannahs Rollstuhl angekommen war, konnte Eddie sehen, daß die Knöpfe BEFEHL und EINTRITT ebenfalls hellrot pulsierten. Sie sahen wie blinzelnde Augen aus.
    »Blaine, was geht hier vor?« rief er. Er sah sich um, konnte aber nur wild zuckende Schatten erkennen. »Bist du dafür verantwortlich?«
    Blaines einzige Antwort bestand aus Gelächter – schrecklichem mechanischem Gelächter, bei dem Eddie an den Uhrwerk-Clown denken mußte, der vor dem House of Horrors auf Coney Island gestanden hatte, als Eddie noch ein Kind war.
    »Blaine, hör auf!« kreischte Susannah. »Wie sollen wir über die Lösung deines Rätsels nachdenken, während diese gräßliche Fliegeralarmsirene plärrt?«
    Das Gelächter verstummte so plötzlich, wie es angefangen hatte, aber Blaine antwortete nicht. Oder vielleicht doch; hinter den Stäben, die ihnen den Zugang zum Bahnsteig versperrten, erwachten riesige Maschinen, die von Slo-Trans-Motoren ohne Reibungswiderstand angetrieben wurden, auf den Befehl der dipolaren Computer hin zum Leben, die der Ticktackmann unbedingt für sich gewollt hatte. Zum erstenmal seit einem Jahrzehnt war Blaine, der Mono, wach und ließ seine Motoren warmlaufen.
     
     
    36
     
    Die Sirene, die tatsächlich gebaut worden war, um die längst toten Bewohner von Lud vor einem bevorstehenden Luftangriff zu warnen (und die seit fast tausend Jahren nicht mehr erprobt worden war), deckte die ganze Stadt mit Lärm zu. Sämtliche Lichter, die noch funktionierten, gingen an und pulsierten synchron. Die Pubes auf den Straßen und die Grauen darunter waren gleichermaßen davon überzeugt, daß das Ende, welches sie immer befürchtet hatten, nun endlich über sie gekommen war. Die Grauen vermuteten, daß ein katastrophaler Zusammenbruch der gesamten Technologie stattfand. Die Pubes, die stets der Überzeugung gewesen waren, daß die Geister, die in den Maschinen unter der Stadt lauerten, sich eines Tages erheben und ihre längst überfällige Rache an den Lebenden nehmen würden, kamen dem, was tatsächlich geschah, möglicherweise näher.
    Es war sicherlich noch eine Intelligenz in den uralten Computern unter der Stadt vorhanden, ein einziger lebender Organismus, der schon seit langer Zeit nicht mehr unter geistig gesunden Bedingungen lebte, diese innerhalb seiner gnadenlosen dipolaren Schaltkreise für die absolute Wirklichkeit hielt. Diese Intelligenz bewahrte ihre zunehmend befremdlichere Logik seit achthundert Jahren in ihren Speicherbänken und hätte sie vielleicht weitere achthundert Jahre dort bewahrt, wenn Roland und seine Freunde nicht eingetroffen wären. Doch dieser mentis non corpus hatte gebrütet und war mit jedem verstrichenen Jahr noch verrückter geworden; man konnte sagen, daß er in seinen immer längeren Schlafperioden träumte, und diese Träume wurden zunehmend anomaler, während die Welt sich weiterdrehte. Inzwischen war die unvorstellbare Maschinerie, welche die Balken erhielt, schwächer geworden, aber diese wahnsinnige und nichtmenschliche Intelligenz war in den Räumen des Verfalls erwacht und streifte wieder, obschon körperlos wie ein Geist, stolpernd durch die Säle der Toten.
    Und in der Krippe von Lud

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