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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren. Der Henker, der einen gelben Seidenschal, dessen Zipfel wie Zöpfe an seinen Ohren baumelten, eng um den Kopf geschlungen hatte, packte eine alte Frau, hob sie hoch und wartete geduldig, bis der Stahlklotz der Presse in die Höhe gefahren war, damit er sie hineinwerfen konnte. Die alte Frau wehrte sich nicht; sie schien im Gegenteil sogar zu lächeln.
    »IN DEN ZIMMERN KOMMEN UND GEHEN DIE MENSCHEN«, sagte Blaine, »ABER ICH GLAUBE NICHT, DASS WELCHE VON MICHELANGELO SPRECHEN.« Plötzlich lachte er – ein seltsames, kicherndes Lachen, das sich anhörte, als würden Ratten über Glasscherben wuseln. Jake bekam eine Gänsehaut, als er es hörte. Er wollte überhaupt nichts mit einer Intelligenz zu tun haben, die so lachte… aber hatte er eine andere Wahl?
    Er richtete den Blick hilflos auf die Monitoren zurück… und Roland drehte ihm den Kopf auf der Stelle wieder weg. Er machte es sanft, aber bestimmt. »Das alles mußt du dir nicht ansehen, Jake«, sagte er.
    »Aber warum machen sie das?« fragte Jake. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, trotzdem war ihm zum Kotzen zumute. »Warum?«
    »Weil sie Angst haben und Blaine ihre Angst schürt. Aber ich glaube, der eigentliche Grund ist, daß sie zu lange in den Friedhöfen ihrer Großväter gelebt und es satt haben. Und bevor du sie bedauerst, bedenke, wie gern sie dich mit auf die Lichtung genommen hätten, wo der Pfad endet.«
    Die Stahlkugel schoß wieder um eine Kurve und ließ die Bildschirme und elektronischen Überwachungseinrichtungen zurück. Vor ihnen war ein breites Band einer synthetischen Substanz in den Boden eingelassen. Dieses glänzte wie nasser Teer zwischen zwei schmalen Streifen Chromstahl, die in einem Punkt zusammenliefen, der sich nicht am anderen Ende des Saals befand, sondern an dessen Horizont.
    Die Kugel hüpfte ungeduldig über dem dunklen Streifen, und plötzlich setzte sich das Transportband – denn darum handelte es sich – stumm in Bewegung und glitt nun in Laufschrittgeschwindigkeit zwischen den Stahlfassungen. Die Kugel beschrieb kleine Bögen in der Luft und drängte die beiden aufzusteigen.
    Roland lief neben dem Transportband her, bis er ungefähr dessen Geschwindigkeit hatte, dann sprang er auf. Er ließ Jake herunter, dann wurden alle drei – Revolvermann, Junge und der Bumbler mit goldenen Augen – rasch über die schattige unterirdische Ebene befördert, wo uralte Maschinen zum Leben erwachten. Das Band brachte sie in ein Gebiet, das von Aktenschränken beherrscht zu sein schien – Reihe um endlose Reihe. Diese waren dunkel… aber nicht tot. Ein leises, schläfriges Summen ging von ihnen aus, und Jake konnte haarfeine Fugen hellgelben Lichts zwischen den Stahlpaneelen leuchten sehen.
    Plötzlich mußte er an den Ticktackmann denken.
    Tausende, vielleicht Hunderttausende von diesen beschissenen dipolaren Computern unter der Scheißstadt! Ich will diese Computer!
    Nun, dachte Jake, sie wachen auf, also hast du wohl bekommen, was du wolltest, Ticky… aber ich bin nicht sicher, ob du sie noch wollen würdest, wenn du hier wärst.
    Dann erinnerte er sich an Ticktacks Urgroßvater, der tapfer genug gewesen war, ein Flugzeug aus einer anderen Welt zu besteigen und damit in den Himmel zu starten. Da solches Blut in seinen Adern floß, ging Jake davon aus, daß Ticktack sich nicht vor Angst in den Selbstmord hätte treiben lassen, sondern von dieser Wendung der Ereignisse begeistert gewesen wäre… und je mehr Menschen sich vor Grauen selbst umbrachten, desto größer wäre seine Freude gewesen.
    Zu spät, Ticky, dachte er. Gott sei Dank.
    Roland sprach mit leiser, staunender Stimme. »Die vielen Kästen… ich glaube, wir fahren durch den Verstand des Dinges, das sich Blaine nennt, Jake. Ich glaube, wir fahren durch seinen Verstand!«
    Jake nickte und mußte an seinen Abschlußaufsatz denken: »Blaine the Brain ist die Pein.« Er sah Roland durchdringend an. »Kommen wir dort heraus, wo ich glaube?«
    »Ja«, sagte Roland. »Wenn wir immer noch dem Pfad des Balkens folgen, kommen wir in der Krippe heraus.«
    Jake nickte. »Roland?«
    »Was?«
    »Danke, daß du mich geholt hast.«
    Roland nickte und legte Jake einen Arm um die Schultern.
    Weit vor ihnen sprangen dröhnend gewaltige Motoren an. Einen Augenblick später setzte ein lautes Knirschen ein, und neues Licht – das grelle Leuchten orangefarbener Natriumdampflampen – strahlte auf sie herab. Jetzt konnte Jake die

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