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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Fluren und angrenzenden Räumen, durch welche die Stahlkugel Roland und Jake führte, Selbstmord begangen. Einige hatten sich erschossen; viele hatten sich die Kehlen oder Pulsadern aufgeschlitzt; nur wenige schienen Gift geschluckt zu haben. Allen Gesichtern der Toten war derselbe Ausdruck unaussprechlichen Schreckens eigen. Jake konnte nur vage verstehen, was sie dazu getrieben hatte. Roland hatte eine bessere Ahnung, was mit ihnen geschehen war – ihrem Denkvermögen –, als die lange tote Stadt zuerst zum Leben erwachte und dann damit anfing, sich systematisch selbst zu zerstören. Und Roland wußte, daß Blaine dies absichtlich machte. Daß Blaine sie dazu trieb.
    Sie duckten sich unter einem Mann durch, der an einem Heizrohr unter der Decke baumelte, und liefen hinter der schwebenden Stahlkugel her eine Treppe hinunter.
    »Jake!« rief Roland. »Du hast mich gar nicht reingelassen, oder?«
    Jake schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich mir gedacht. Es war Blaine.«
    Sie kamen am unteren Ende der Treppe an und liefen durch einen schmalen Stahlkorridor auf eine Schleuse zu, wo die Worte ZUTRITT ALLERSTRENGSTENS VERBOTEN in den eckigen Buchstaben der Hochsprache aufgedruckt waren.
    »Ist es Blaine?« fragte Jake.
    »Ja – der Name ist so gut wie jeder andere.«
    »Was ist mit der anderen St…«
    »Psst!« sagte Roland grimmig.
    Die Stahlkugel verweilte vor der Schleuse. Das Rad drehte sich, die Tür schwang auf. Roland zog sie ganz auf, und sie betraten einen riesigen unterirdischen Raum, der sich in drei Richtungen erstreckte, soweit das Auge reichte. Er war voll von scheinbar endlosen Fluren mit Kontrollkonsolen und elektronischer Ausrüstung. Die meisten Konsolen waren dunkel und tot, aber als Roland und Jake unter der Tür standen und sich mit großen Augen umsahen, konnten sie Kontrollichter aufblinken sehen und Maschinen anspringen hören.
    »Der Ticktackmann hat gesagt, es gibt tausende Computer«, sagte Jake. »Sieht so aus, als hätte er damit recht gehabt. Mein Gott, sieh dir das an!«
    Roland verstand das Wort nicht, das Jake benützt hatte, daher sagte er nichts. Er sah nur zu, wie eine Konsole nach der anderen aufleuchtete. Ein Funkenschauer und eine kurze grüne Feuerzunge stiegen von einer der Konsolen auf, als ein uraltes Teil der Ausrüstung durchschmorte.
    Der größte Teil der Maschinen schien jedoch einwandfrei zu funktionieren. Nadeln, die sich seit Jahrhunderten nicht bewegt hatten, schnellten plötzlich in den grünen Bereich. Riesige Aluminiumzylinder drehten sich und schütteten auf Silikonchips gespeicherte Daten in Erinnerungsspeicher, die wieder betriebsbereit waren und auf Input warteten. Digitale Anzeigen, die vom durchschnittlichen Druck des Stausees in der West-Fluß-Baronie bis zur abrufbereiten Strommenge im Kernkraftwerk des Send-Beckens alles anzeigten, leuchteten als brillante Pünktchenmatrizen in Rot und Grün auf. An der Decke flammten ganze Reihen Leuchtkugeln auf und erstrahlten wie gleißende Speichen. Und von unten, oben, überall ringsum ertönte das tiefe Summen der Generatoren und Maschinen, die aus ihrem langen Schlaf erwachten.
    Jake hatte schlimm zu zittern angefangen. Roland nahm ihn wieder in die Arme und folgte der Stahlkugel an Maschinen vorbei, deren Funktion und Zweck er nicht einmal ahnen konnte. Oy folgte ihm auf den Fersen. Die Kugel schwenkte nach links, und der Gang, in den sie jetzt kamen, verlief zwischen Fernsehmonitoren, die zu Tausenden wie Bauklötze eines Kindes aufgestapelt waren.
    Das würde meinem Dad gefallen, dachte Jake.
    Einige Abschnitte dieser unermeßlichen Videoarkade waren immer noch dunkel, aber viele Bildschirme waren eingeschaltet. Sie zeigten ober- wie unterirdisch eine Stadt im Chaos. Pubes rannten ziellos in Gruppen herum, rissen die Augen auf und bewegten stumm die Münder. Viele sprangen von hohen Gebäuden. Jake sah voll Grauen, daß sich Hunderte auf der Brücke über den Send versammelt hatten und sich in den Fluß stürzten. Andere Bildschirme zeigten riesige Säle voller Feldbetten – Schlafsäle. Einige dieser Säle standen in Flammen, aber die panikerfüllten Grauen schienen das Feuer selbst zu legen – sie zündeten aus Gott allein bekannten Gründen ihre eigenen Matratzen und Möbelstücke an.
    Ein Monitor zeigte einen hünenhaften Koloß, der Männer und Frauen in eine – wie es aussah – blutbespritzte Saftpresse warf. Das war schlimm, aber es kam noch schlimmer: Die Opfer standen in einer ordentlichen Schlange

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