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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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SCHMERZLOS.«
    »Mach es rückgängig!« sagte Jake. »Wir sagen dir die Rätsel trotzdem, Roland, oder nicht? Wir geben dir soviel Rätsel auf, wie du willst! Aber mach es rückgängig!«
    Blaine fing an zu lachen. Er lachte lange Zeit und brüllte sein Kreischen elektronischer Heiterkeit in den weiten, leeren Raum der Krippe, wo es eins wurde mit dem monotonen, durchdringenden Heulen der Alarmsirenen.
    »Aufhören!« brüllte Susannah. »Aufhören! Aufhören! Aufhören!«
    Blaine gehorchte. Einen Moment später verstummte der Alarm mitten im Heulen. Die eintretende Stille – die nur vom prasselnden Regen unterbrochen wurde – war ohrenbetäubend.
    Jetzt war die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, sehr leise, nachdenklich und vollkommen unbarmherzig. »IHR HABT NOCH ZEHN MINUTEN«, sagte Blaine. »MAL SEHEN, WIE INTERESSANT IHR WIRKLICH SEID.«
     
     
    40
     
    »Andrew.«
    Hier ist kein Andrew, Fremder, dachte er. Andrew ist schon lange fort; Andrew ist nicht mehr, wie ich bald nicht mehr sein werde.
    »Andrew!« beharrte die Stimme.
    Sie kam von weit weg. Sie kam von außerhalb der Apfelpresse, die einmal sein Kopf gewesen war.
    Es hatte einmal einen Jungen namens Andrew gegeben, und dessen Vater hatte den Jungen zu einem Park an der fernen Westseite von Lud mitgenommen, wo es Apfelbäume und einen rostigen Blechschuppen gab, der aussah wie die Hölle und roch wie der Himmel. Als Antwort auf seine Frage hatte Andrews Vater ihm gesagt, daß dies das Ziderhaus war. Dann hatte er Andrew einen Klaps auf den Kopf gegeben, ihm gesagt, er solle keine Angst haben, und ihn durch die Tür geführt, vor der eine Decke hing.
    Drinnen standen Unmengen Äpfel in Körben an den Wänden, und dort hielt sich auch ein dürrer alter Mann namens Dewlap auf, dessen Muskeln sich unter der weißen Haut wanden wie Würmer und dessen Aufgabe darin bestand, die Äpfel Korb für Korb in die scheppernde Maschine zu schütten, die mitten in der Hütte stand. Süßer Apfelwein – Zider – kam aus einem Rohr am anderen Ende der Maschine. Dort stand ein anderer Mann (an dessen Namen er sich nicht mehr erinnern konnte), dessen Aufgabe es war, den Zider in Krüge zu füllen. Hinter dem wiederum stand ein dritter Mann, und dessen Aufgabe war, dem Abfüller eins auf den Kopf zu hauen, wenn dieser zuviel verschüttete.
    Der Vater hatte Andrew ein Glas schäumenden Apfelwein gegeben, und obwohl er in diesem Jahr in der Stadt eine Menge Köstlichkeiten gekostet hatte, war ihm nie etwas Besseres untergekommen als dieses süße, kalte Getränk. Es war, als hätte er eine Bö Oktoberwind getrunken. Aber am deutlichsten, deutlicher als an den Geschmack des Apfelweins und Dewlaps wurmartige Muskeln, erinnerte er sich daran, wie unbarmherzig die Maschine die großen, rotgoldenen Äpfel zu Flüssigkeit zerstampft hatte. Zwei Dutzend Rollen hatten sie unter eine drehbare Stahlwalze befördert, in der sich Löcher befanden. Die Äpfel waren zuerst zusammengedrückt und dann buchstäblich zerquetscht worden; der Saft floß einen schrägen Trog hinab, ein Gitter fing Kerne und Fruchtfleisch auf.
    Jetzt war sein Kopf diese Obstpresse, und sein Gehirn waren die Äpfel. Bald würde es zerquetscht werden, wie die Äpfel unter der Stahlwalze zerquetscht worden waren, und dann würde ihn gesegnete Dunkelheit verschlucken.
    »Andrew! Heb den Kopf und sieh mich an.«
    Er konnte es nicht… und selbst wenn er gekonnt hätte, hätte er es nicht gewollt. Es war besser, einfach hier zu liegen und auf die Dunkelheit zu warten. Eigentlich sollte er sowieso tot sein; hatte ihm der teuflische Bengel nicht eine Kugel in den Kopf gejagt?
    »Die ist nicht einmal in die Nähe deines Gehirns gekommen, und du stirbst nicht, du Pferdearsch. Du hast nur Kopfschmerzen. Du wirst aber sterben, wenn du weiterhin hier herumliegst und dich in deinem eigenen Blut wälzt… und, Andrew, ich werde dafür sorgen, daß das, was du momentan empfindest, sich, verglichen mit deinem Tod, wie der reine Segen anfühlt.«
    Nicht die Drohungen bewogen den Mann auf dem Boden, den Kopf zu heben, sondern die Tatsache, daß der Besitzer dieser durchdringenden, zischenden Stimme seine Gedanken gelesen zu haben schien. Er hob langsam den Kopf, und die Schmerzen waren unerträglich – schwere Gegenstände schienen in dem Knochengehäuse herumzupurzeln, in dem sich der Rest seines Denkvermögens befand, und dabei blutige Spuren durch sein Gehirn zu ziehen. Ein langgezogenes, sirupartiges Stöhnen entrang

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