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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und Kinderschänder herum… aber dieser Bulle achtete nicht auf sie, sondern auf ihn.
    Jake schluckte mühsam, dann antwortete er: »In meiner Schule finden heute die Abschlußprüfungen statt. Ich mußte heute nur eine Arbeit schreiben. Dann durfte ich gehen.« Er verstummte, und der stechende, suchende Blick in den Augen des Polizisten gefiel ihm nicht. »Ich hatte die Erlaubnis«, fügte er unbehaglich hinzu.
    »Hm-hmm. Kann ich einen Ausweis sehen?«
    Jake verlor den Mut. Hatten seine Eltern die Polizei schon benachrichtigt? Nach dem gestrigen Abenteuer war das ziemlich wahrscheinlich. Unter normalen Umständen würde die Polizei von New York einem vermißten Kind nicht eben viel Beachtung schenken, zumal es nur einen halben Tag fort war, aber sein Vater war eine große Nummer beim Sender und brüstete sich immer damit, daß er sämtliche Hebel in Bewegung setzen konnte. Jake bezweifelte, daß dieser Polizist ein Bild von ihm hatte… aber die Personalien, das war gut möglich.
    »Nun«, sagte Jake widerwillig, »ich habe meine Schülerfahrkarte von Mittwelt-Eisenbahnen, aber das ist alles.«
    »Mittwelt-Eisenbahnen? Nie gehört. Wo ist das? Queens?«
    »Mittstadt meine ich, Mid- Town«, sagte Jake. Herrgott, das ging völlig schief, und zwar schnell. »Wissen Sie? Auf der Thirty-third?«
    »Hm-hmmm. Das genügt.« Der Polizist streckte die Hand aus.
    Ein Schwarzer, dem Dreadlocks über die Schultern des zitronengelben Anzugs fielen, sah herüber. »Nimmn hopps, Wachmasta«, sagte diese Erscheinung fröhlich. »Reißm sein klein weißn Arsch auf! Tu deine Flicht, soffott!«
    »Halt die Klappe und schieß in den Wind, Eli«, sagte der Polizist, ohne sich umzudrehen.
    Eli lachte, ließ mehrere Goldzähne blitzen und ging seines Wegs.
    »Warum fragen Sie ihn nicht nach einem Ausweis«, fragte Jake.
    »Weil ich momentan dich frage. Rück ihn raus, Junge.«
    Der Bulle kannte entweder seinen Namen oder spürte, daß etwas faul war – was eigentlich nicht überraschend sein sollte, war er doch der einzige weiße Junge in dieser Gegend, der nicht unterwegs war. Es lief so oder so auf eines hinaus: Es war hirnrissig gewesen, hier sein Mittagessen zu verzehren. Aber seine Füße hatten weh getan, und er hatte Hunger gehabt – großen Hunger.
    Du wirst mich nicht aufhalten, dachte Jake. Ich kann nicht zulassen, daß du mich aufhältst. Ich soll mich heute nachmittag mit jemandem in Brooklyn treffen… und ich werde dort sein.
    Anstatt in die Brieftasche zu greifen, griff er in die Hosentasche und holte den Schlüssel heraus. Er hielt ihn dem Polizisten hin; der Sonnenschein des späten Vormittags ließ helle Flecken über Wangen und Stirn des Mannes tanzen. Er riß die Augen auf.
    »He!« keuchte er. »Was hast du da, Junge?«
    Er streckte die Hand danach aus, worauf Jake den Schlüssel ein wenig zurückzog. Die gespiegelten Lichtkreise tanzten hypnotisch auf dem Gesicht des Polizisten. »Sie müssen ihn nicht nehmen«, sagte Jake. »Sie können meinen Namen auch so lesen, oder nicht?«
    »Ja, klar.«
    Das Gesicht des Polizisten war nicht mehr neugierig. Er sah nur noch den Schlüssel an. Sein Blick war starr und weit, aber nicht völlig leer. Jake las Erstaunen und unerwartetes Glücksgefühl in diesem Blick. Schau an, dachte Jake. Wohin ich gehe, verbreite ich Freude und guten Willen. Die Frage ist, was mache ich jetzt?
    Eine junge Frau (keine Bibliothekarin, das sah man an den Hot pants aus grüner Seide und der durchsichtigen Bluse) kam mit purpurroten Fick-mich-Schuhen mit zehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen den Gehweg entlanggewedelt und -getänzelt. Sie sah erst den Polizisten an, dann Jake, weil sie wissen wollte, wen sich der Bulle vorgeknöpft hatte. Als sie den Schlüssel sah, klappte sie den Mund auf und blieb ruckartig stehen. Sie griff mit einer Hand zum Hals. Ein Mann stieß mit ihr zusammen und sagte ihr, sie solle doch verdammt noch mal aufpassen, wohin sie ging. Die junge Frau, die höchstwahrscheinlich keine Bibliothekarin war, schenkte ihm nicht die geringste Beachtung. Jetzt sah Jake, daß noch vier oder fünf andere Passanten stehengeblieben waren. Alle starrten den Schlüssel an. Sie versammelten sich, wie es die Leute manchmal bei einem sehr guten Taschenspieler machten, der an einer Straßenecke seinem Gewerbe nachging.
    Du stellst es echt prima an, unauffällig zu sein, dachte er. Super. Er sah über die Schulter des Polizisten, und sein Blick fiel auf ein Schild auf der anderen

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