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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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der Junge wahrscheinlich sterben.«
    Roland sagte: »Vielleicht hat er einen eigenen Schlüssel. Ist das möglich?«
    »Ja, könnte schon sein«, sagte Eddie. »Aber das reicht nicht.« Er seufzte und steckte die letzte Frikadelle für später in die Tasche. »Und ich glaube nicht, daß er das weiß.«
     
     
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    Sie gingen weiter; Roland und Eddie wechselten sich an Susannahs Rollstuhl ab. Sie hatten sich für die linke Reifenspur entschieden. Der Rollstuhl schwankte und holperte, und ab und zu mußten sie ihn über Baumstümpfe heben, die hier und da wie verfaulte Zahnstummel aus dem Boden ragten. Dennoch kamen sie schneller voran als in der letzten Woche. Das Gelände stieg an, und wenn Eddie zurücksah, konnte er feststellen, daß der Wald sich in einer Reihe sanfter Stufen neigte. Weit im Nordwesten sah er das Band eines Flusses, der über ein zertrümmertes Felsenantlitz fiel. Das war, stellte er staunend fest, die Stelle, die sie den ›Schießstand‹ genannt hatten. Sie war inzwischen fast im Dunst dieses Sommernachmittags hinter ihnen verschwunden.
    »Mach langsam, Junge!« rief Susannah schrill. Eddie drehte sich wieder um und konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, sonst wäre der Rollstuhl gegen Roland geprallt. Der Revolvermann war stehengeblieben und spähte ins verfilzte Dickicht.
    »Wenn so was noch mal vorkommt, nehm ich dir ‘n Führerschein ab«, sagte Susannah schnippisch.
    Eddie achtete nicht auf sie. Er folgte Rolands Blick. »Was ist?«
    »Das läßt sich nur auf eine Weise herausfinden.« Er drehte sich um, zog Susannah aus dem Rollstuhl und stemmte sie auf die Hüfte. »Sehen wir es uns alle an.«
    »Laß mich runter, großer Junge – ich komme zurecht. Ist einfacher für euch Jungs, wenn ihr’s wirklich wissen wollt.«
    Als Roland sie langsam auf den grasbewachsenen Streifen hinunterließ, sah Eddie in den Wald. Das Nachmittagslicht warf überlappende Kreuze aus Schatten, aber er glaubte zu erkennen, was Rolands Aufmerksamkeit erregt hatte. Es handelte sich um einen hohen grauen Stein, der fast vollkommen unter einem Dickicht von Weinreben und Ranken verborgen war.
    Susannah schlängelte sich geschmeidig wie ein Aal in den Wald neben dem Weg. Roland und Eddie folgten ihr.
    »Das ist ein Wegstein, richtig?« Susannah hatte sich auf die Hände gestützt und betrachtete den rechteckigen Stein. Dieser war ehedem aufrecht gestanden, neigte sich aber nun trunken nach rechts wie ein alter Grabstein.
    »Ja. Gib mir mein Messer, Eddie.«
    Eddie gab es ihm, dann hockte er sich neben Susannah, während der Revolvermann die Ranken durchschnitt. Als sie abfielen, konnte er Buchstaben sehen, die in den Stein gemeißelt waren, und er kannte die Inschrift, noch ehe Roland auch nur die Hälfte davon freigelegt hatte:
     
    REISENDER, JENSEITS LIEGT MITTWELT
     
     
    9
     
    »Was bedeutet das?« fragte Susannah schließlich. Ihre Stimme war leise und ehrfürchtig; ihre Augen maßen unablässig den grauen Stein.
    »Es bedeutet, wir nähern uns dem Ende dieses ersten Abschnitts.« Rolands Gesicht war ernst und nachdenklich, als er Eddie das Messer wiedergab. »Ich glaube, wir halten uns ab sofort an diese alte Kutschenstraße – oder besser gesagt, sie hält sich an uns. Sie folgt dem Verlauf des Balkens. Der Wald wird bald zu Ende sein. Ich rechne mit einer großen Veränderung.«
    »Was ist Mittwelt?« fragte Eddie.
    »Eines der großen Königreiche, die die Welt zu einer Zeit vor dieser beherrscht haben. Ein Königreich der Hoffnung und des Wissens und des Lichts – woran wir uns in meinem Land auch klammern wollten, bevor die Dunkelheit uns ebenfalls überrollt hat. Eines Tages werde ich euch alle alten Geschichten erzählen, wenn Zeit dazu ist… zumindest die, die ich kenne. Sie bilden einen gewaltigen Gobelin, der wunderschön, aber sehr traurig ist.
    Laut den alten Geschichten erhob sich einst eine große Stadt am Rande von Mittwelt – vielleicht so groß wie deine Stadt New York. Inzwischen wird sie zu Ruinen verfallen sein, wenn sie überhaupt noch existiert. Aber es könnten Menschen dort sein… oder Ungeheuer… oder beides. Wir müssen auf der Hut sein.«
    Er streckte die zweifingrige rechte Hand aus und berührte die Inschrift. »Mittwelt«, sagte er mit leiser, meditativer Stimme. »Wer hätte gedacht…« Er verstummte.
    »Nun, da kann man nichts machen, oder?« fragte Eddie.
    Der Revolvermann schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.«
    »Ka«, sagte Susannah plötzlich, worauf beide

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