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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Bewunderung.«
    Rolands Gesicht füllte sich mit Licht und Leben. Als Cuthbert ihm die corvette zuwarf, fing er sie mit einer Hand auf und zog sofort die Spitzenkordel mit den Zähnen auf. Im Inneren, wo ein Reisender seine knappen Bargeldreserven aufbewahrt haben würde, befand sich ein einziges zusammengefaltetes Stück Papier. Roland las es schnell, und dabei erlosch das Licht in seinen Augen, das Lächeln verschwand von seinen Lippen.
    »Was steht drin?«, fragte Alain.
    Roland gab ihm den Zettel und sah weiter über die Schräge. Erst als er die durchaus echte Trostlosigkeit in den Augen seines Freundes sah, wurde Cuthbert völlig klar, welche Rolle Susan Delgado in Rolands Leben spielte – und damit in ihrer aller Leben.
    Alain gab ihm den Zettel. Es war nur eine einzige Zeile darauf, zwei Sätze:
    Es ist besser, wir sehen uns nicht. Tut mir Leid.
    Cuthbert las die Nachricht zweimal, als könnte sie sich beim erneuten Lesen ändern, und gab sie dann Roland zurück. Roland steckte den Zettel in die corvette, knüpfte die Kordel zu und verstaute die kleine Börse in seinem Hemd.
    Cuthbert hasste Schweigen mehr als Gefahr (für ihn war es eine Gefahr), aber jeder Anfang eines Gesprächs, der ihm in den Sinn kam, schien angesichts der Miene seines Freundes unreif und gefühllos zu sein. Es war, als wäre Roland vergiftet worden. Cuthbert war angeekelt bei dem Gedanken, dass dieses reizende junge Mädchen mit dem langen und knochigen Bürgermeister von Hambry Hüftstoßen trieb, aber Rolands Gesichtsausdruck weckte noch stärkere Gefühle. Dafür konnte er sie hassen.
    Schließlich ergriff Alain fast schüchtern das Wort. »Und jetzt, Roland? Sollen wir unsere Suche draußen auf dem Ölfeld ohne sie durchführen?«
    Dafür bewunderte Cuthbert ihn. Nach einer flüchtigen Begegnung betrachteten viele Leute Alain Johns als einen Dummkopf. Das war aber weit von der Wahrheit entfernt. Gerade hatte er auf eine diplomatische Weise, zu der Cuthbert nie fähig gewesen wäre, darauf hingewiesen, dass Rolands unglückliche erste Liebe nichts an der Verantwortung änderte, die sie trugen.
    Und Roland reagierte, richtete sich vom Sattelknauf auf und setzte sich gerade hin. Das kräftige goldene Licht des Sommernachmittags malte schroffe Kontraste in sein Gesicht, und einen Augenblick lang wurde es von dem Geist des Mannes heimgesucht, zu dem er einmal werden würde. Cuthbert sah diesen Geist und erschauerte – er wusste nicht genau, was er da sah, wusste nur, dass es grässlich war.
    »Die Großen Sargjäger«, sagte Roland. »Hast du sie in der Stadt gesehen?«
    »Nur Jonas und Reynolds«, antwortete Cuthbert. »Immer noch keine Spur von Depape. Ich glaube, nach der Nacht im Saloon hat Jonas ihn in einem Wutanfall erwürgt und über die Klippen ins Meer geworfen.«
    Roland schüttelte den Kopf. »Jonas ist zu sehr auf die Männer angewiesen, denen er vertraut, um sie zu beseitigen – er ist so weit draußen auf dünnem Eis wie wir. Nein, Depape ist nur eine Zeit lang weggeschickt worden.«
    »Wohin denn?«, fragte Alain.
    »Wo er in die Büsche scheißen und im Regen schlafen muss, wenn das Wetter schlecht ist.« Roland lachte kurz und humorlos. »Jonas hat ihn wahrscheinlich unsere Spuren zurückverfolgen lassen.«
    Alain grunzte leise und überrascht, obwohl er eigentlich gar nicht überrascht war. Roland saß entspannt auf Rusher und sah über den verträumten Landstrich zu den grasenden Pferden hinüber. Mit einer Hand strich er unbewusst über die corvette, die er ins Hemd gesteckt hatte. Schließlich drehte er sich wieder zu ihnen um.
    »Wir warten noch ein Weilchen«, sagte er. »Vielleicht überlegt sie es sich ja anders.«
    »Roland…«, begann Alain, und sein Ton wirkte bei aller Sanftheit gefährlich.
    Roland hob die Hand, bevor Alain fortfahren konnte. »Zweifle nicht an mir, Alain – ich spreche als meines Vaters Sohn.«
    »Na gut.« Alain streckte die Hand aus und berührte Roland kurz an der Schulter. Was Cuthbert betraf, er enthielt sich eines Urteils. Roland mochte als seines Vaters Sohn handeln oder auch nicht; Cuthbert vermutete, dass Roland im Augenblick überhaupt nicht Herr seiner Sinne war.
    »Erinnert ihr euch, was Cort zu sagen pflegte, was die Hauptschwäche von Würmern wie uns sei?«, fragte Roland mit dem Anflug eines Lächelns.
    »›Wenn ihr lauft, ohne nachzudenken, fallt ihr in ein Loch‹«, zitierte Alain, eine bärbeißige Imitation, bei der Cuthbert laut lachen musste.
    Rolands Lächeln

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