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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sicher – er hätte ihn gemocht und für sie gutgeheißen. Dieser Gedanke war dann auch der letzte Tropfen, der das Tränenfass zum Überlaufen brachte.
     
     
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    Sie wusste seit Kindesbeinen an, wie man Pferde beschlug, und fand sogar Gefallen daran, wenn sie in der richtigen Stimmung war; es war eine staubige, handfeste Arbeit, wenngleich auch immer die Gefahr bestand, dass man einen anständigen Tritt in den Hintern bekam, der einem die Langeweile vertrieb und ein Mädchen in die Wirklichkeit zurückholen konnte. Aber von der Herstellung von Hufeisen verstand sie gar nichts und wollte es auch nicht. Brian Hookey machte jedoch welche in der Schmiede hinter seiner Scheune und dem Mietstall; Susan wählte in aller Ruhe vier neue in der richtigen Größe aus und genoss dabei den Geruch von Pferden und frischem Heu. Und frischer Farbe. Hookeys Scheune sah wirklich sehr gut aus. Als sie aufschaute, konnte sie kein einziges Loch im Dach erkennen. Es schien, als gingen Hookeys Geschäfte ziemlich gut.
    Er addierte den Preis für die neuen Hufeisen auf einem Balken, während er noch seine Hufschmiedschürze trug und die geschriebenen Zahlen mit einem grässlich zugekniffenen Auge betrachtete. Als Susan stockend von der Bezahlung sprach, lachte er, sagte ihr, er wisse schon, dass sie ihre Schulden bezahlen werde, so schnell sie könne, die Götter mögen sie segnen, aye. Und außerdem würde keiner von ihnen fortgehen, oder? Papperlapapp. Er sprach die ganze Zeit, während er sie durch den Duft von Heu und Pferden zum Tor begleitete. Noch vor einem Jahr hätte er selbst eine Kleinigkeit wie vier Hufeisen nicht so großzügig abgetan, aber nun war sie die gute Freundin von Bürgermeister Thorin, und alles hatte sich verändert.
    Nach dem Halbdunkel in Hookeys Scheune kam ihr das nachmittägliche Sonnenlicht grell vor, und sie war vorübergehend geblendet und tastete sich zur Straße, während ihr der Lederbeutel gegen die Seite schlug und die Hufeisen darin leise klirrten. Sie hatte gerade noch Zeit, eine Gestalt in der Helligkeit zu erkennen, und dann stießen sie so fest zusammen, dass ihre Zähne aufeinander schlugen und Felicias neue Eisen laut schepperten. Sie wäre gestürzt, hätten nicht kräftige Hände sie rasch an den Schultern gepackt. Inzwischen passten sich ihre Augen an das Licht an, und sie sah bestürzt und erheitert, dass der junge Mann, der sie fast in den Schmutz gestoßen hätte, einer von Wills Freunden war – Richard Stockworth.
    »Oh, Sai, Verzeihung!«, sagte er und strich über die Ärmel ihres Kleids, als hätte er sie umgestoßen. »Geht es Ihnen gut? Geht es Ihnen wirklich gut?«
    »Wirklich gut«, sagte sie lächelnd. »Bitte entschuldigt Euch nicht.« Sie verspürte die plötzliche, ungestüme Regung, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, seinen Mund zu küssen und zu sagen: Gib das Will, und sag ihm, er soll vergessen, was ich gesagt habe! Sag ihm, es warten noch tausend Küsse mehr auf ihn, wo dieser hergekommen ist! Sag ihm, er soll kommen und sich jeden einzelnen holen!
    Stattdessen formte sich bloß ein komisches Bild vor ihren Augen: dieser Richard Stockworth, wie er Will einen Schmatz mitten auf den Mund gab und sagte, dieser sei von Susan Delgado. Sie fing an zu kichern. Sie hielt die Hände vor den Mund, aber es nützte nichts. Sai Stockworth lächelte sie an… zaghaft, vorsichtig. Wahrscheinlich denkt er, dass ich verrückt bin… und das bin ich auch! Das bin ich auch!
    »Guten Tag, Mr. Stockworth«, sagte sie und ging weiter, bevor sie sich noch mehr blamieren konnte.
    »Guten Tag, Susan Delgado«, rief er zurück.
    Sie drehte sich einmal um, als sie fünfzig Schritte entfernt war, aber da war er schon verschwunden. Allerdings nicht in Hookeys Hufschmiede, da war sie sich ganz sicher. Sie fragte sich, was Mr. Stockworth überhaupt an diesem Ende der Stadt zu suchen hatte.
    Eine halbe Stunde später, als sie die neuen Hufeisen aus der Tasche ihres Da’ holte, fand sie es heraus. Ein zusammengelegtes Stück Papier steckte zwischen zweien der Hufeisen, und noch ehe sie es auseinander faltete, wurde ihr klar, dass ihr Zusammenstoß mit Mr. Stockworth kein Zufall gewesen war.
    Sie erkannte Wills Handschrift sofort von der Nachricht neulich im Blumenstrauß wieder:
     
    Susan,
    können wir uns heute oder morgen Abend auf dem Citgo-Gelände treffen? Sehr wichtig. Hat damit zu tun, worüber wir uns schon unterhalten haben. Bitte.
    W.
    P.S. am besten verbrennst du diese

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