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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Nachricht.
     
    Sie verbrannte sie auf der Stelle, und während sie zusah, wie die Flammen erst emporloderten und dann erloschen, murmelte sie immer wieder das eine Wort, das am meisten Eindruck auf sie gemacht hatte: Bitte.
     
     
    3
     
    Sie und Tante Cord aßen schweigend ihr einfaches Abendessen – Brot und Suppe –, und als sie damit fertig waren, ritt Susan mit Felicia zur Schräge hinaus und betrachtete den Sonnenuntergang. Sie würde sich nicht heute Abend mit ihm treffen, nein. Impulsives, gedankenloses Verhalten hatte ihr schon zu viel Kummer eingebracht. Aber morgen?
    Warum Citgo?
    Hat damit zu tun, worüber wir uns schon unterhalten haben.
    Ja, wahrscheinlich. Sie zweifelte nicht an seiner Ehre, auch wenn sie sich inzwischen fragte, ob er und seine Freunde wirklich die waren, für die sie sich ausgaben. Wahrscheinlich wollte er sie wirklich aus einem Grund sehen, der mit seiner Aufgabe zu tun hatte (was allerdings das Ölfeld mit zu vielen Pferden auf der Schräge zu tun haben konnte, wusste sie wirklich nicht), aber inzwischen bestand etwas zwischen ihnen, etwas Süßes und Gefährliches. Vielleicht redeten sie anfangs nur, aber dann würden sie sich küssen… und das Küssen wäre nur der Anfang. Dieses Wissen änderte jedoch nichts an ihren Gefühlen; sie wollte ihn sehen. Musste ihn sehen.
    Und so saß sie auf ihrem neuen Pferd – auch eine Vorauszahlung, die Hart Thorin für ihre Jungfräulichkeit ableistete – und sah mit an, wie die Sonne im Westen aufgedunsen und rot wurde. Sie lauschte dem fernen Heulen der Schwachstelle und war zum ersten Mal in ihren sechzehn Jahren regelrecht von Unentschlossenheit zerrissen. Was sie wollte, stand in krassem Gegensatz zu dem, was sie als ehrenhaft betrachtete, und ihr schwirrte der Kopf von diesem Konflikt. Und ringsum spürte sie die Vorstellung von einem Ka wachsen, so wie Wind um ein baufälliges Haus herum anschwoll. Aber die eigene Ehre aus diesem Grund aufzugeben hieße, es sich zu leicht zu machen, oder nicht? Den Fall der Tugend damit zu entschuldigen, dass man das allmächtige Ka heraufbeschwor. Das war einfältig.
    Susan kam sich so blind vor wie in jenem Moment, als sie aus dem Halbdunkel von Brian Hookeys Stall auf die grelle Straße getreten war. Einmal schrie sie vor Frustration leise auf, ohne es selbst zu merken, und ihr Verlangen, ihn wieder zu küssen und seine Hand auf ihrer Brust zu spüren, machte jede Bemühung, klar und vernünftig zu denken, wieder zunichte.
    Sie war nie ein religiöses Mädchen gewesen, setzte wenig Vertrauen in die blassen Götter von Mittwelt, also versuchte sie schließlich, als die Sonne untergegangen war und der Himmel darüber sich von Rot zu Purpur verfärbte, wenigstens zu ihrem Vater zu beten. Und bekam eine Antwort; ob von ihm oder aus dem eigenen Herzen, vermochte sie jedoch nicht zu sagen.
    Lass das Ka sich um sich selbst kümmern, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Das wird es so oder so; wie immer. Wenn das Ka sich über deine Ehre hinwegsetzt, so sei es; bis dahin, Susan, bist du die Einzige, die es betrifft. Lass das Ka in Ruhe und halte dich an dein Versprechen, so schwer es dir auch fallen mag.
    »Na gut«, sagte sie. In ihrer derzeitigen Verfassung stellte sie fest, dass jede Entscheidung – auch wenn diese Entscheidung sie um die Möglichkeit brachte, Will wiederzusehen – eine Erleichterung war. »Ich werde mein Versprechen in Ehren halten. Das Ka kann sich um sich selbst kümmern.«
    In der zunehmenden Dunkelheit schnalzte sie Felicia mit der Zunge zu und machte sich wieder auf den Heimweg.
     
     
    4
     
    Der nächste Tag war Santag, der traditionelle freie Tag der Cowboys. Rolands kleine Gruppe machte an diesem Tag ebenfalls frei. »Es ist nur recht und billig, dass wir das auch tun«, sagte Cuthbert, »wo wir sowieso keine Ahnung haben, was wir überhaupt tun sollen.«
    An diesem besonderen Santag – ihrem sechsten, seit sie nach Hambry gekommen waren – ging Cuthbert über den Obermarkt (der Untermarkt war im Großen und Ganzen billiger, roch für seinen Geschmack aber zu sehr nach Fisch), betrachtete bunte serapes und bemühte sich, nicht zu weinen. Auch seine Mutter besaß nämlich einen solchen serape, eines ihrer Lieblingskleidungsstücke, und die Vorstellung, wie sie damit ausritt, sodass er über ihre Schultern wehte, erfüllte ihn mit einem starken, fast übermächtigen Heimweh. »Arthur Heath«, Rolands Ka-Mai, vermisste seine Mama so sehr, dass ihm die Augen feucht wurden! Das

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