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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Vater noch einmal eine Minute bei sich zu haben, damit sie ihn fragen konnte, ob sie wirklich zu ihrem Wort stehen musste.
    Sie weinte über dem Bach, und als sie das Geräusch eines brechenden Zweiges hörte, erschrak sie und sah voller Angst und Ärger über die Schulter. Der Ort hier war ihre geheime Zuflucht, und hier wollte sie nicht gefunden werden, schon gar nicht, wenn sie wie eine Göre plärrte, die hingefallen war und sich den Kopf gestoßen hatte. Noch ein Zweig brach. Es war tatsächlich jemand hier, der zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt in ihr geheimes Versteck eindrang.
    »Geh weg!«, schrie sie mit einer tränenerstickten Stimme, die sie selbst kaum erkannte. »Geh weg, wer immer du bist, sei anständig und lass mich allein!«
    Aber die Gestalt – inzwischen konnte sie sie sehen – kam näher. Als sie sah, um wen es sich handelte, hielt sie Will Dearborn (Roland, dachte sie, sein richtiger Name ist Roland) zuerst für eine Ausgeburt ihrer überanstrengten Phantasie. Sie war sich erst sicher, dass er wirklich da war, als er sich niederkniete und die Arme um sie legte. Da aber drückte sie ihn voller Panik fest an sich. »Woher hast du gewusst, dass ich hier…«
    »Ich habe dich auf der Schräge reiten sehen. Von einer Stelle aus, wo ich manchmal zum Nachdenken hingehe, und da habe ich dich gesehen. Ich wäre dir nicht gefolgt, aber mir ist aufgefallen, dass du ohne Sattel reitest, und da dachte ich mir, dass vielleicht etwas nicht in Ordnung mit dir ist.«
    »Nichts ist in Ordnung.«
    Er küsste ihre Wangen mit Bedacht, voller Ernst und mit offenen Augen. Er hatte es auf beiden Seiten ihres Gesichts mehrmals gemacht, bis ihr klar wurde, dass er ihr die Tränen fortküsste. Dann hielt er sie an den Schultern von sich weg, damit er ihr in die Augen sehen konnte.
    »Sag es noch einmal, Susan, und ich werde es tun. Ich weiß nicht, ob das ein Versprechen ist oder eine Warnung oder beides zugleich, aber… sag es noch einmal, und ich werde es tun.«
    Es war nicht nötig, ihn zu fragen, was er damit meinte. Sie schien zu spüren, wie sich der Boden unter ihren Füßen bewegte, und später sollte sie denken, dass sie zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben das Ka wirklich gespürt hatte, einen Wind, der nicht vom Himmel kam, sondern aus der Erde. Nun ist es doch zu mir gekommen, dachte sie. Mein Ka, ob gut oder schlecht.
    »Roland!«
    »Ja, Susan.«
    Sie ließ die Hand unter seine Gürtelschnalle sinken und ergriff, was dort wartete, ohne den Blick je von seinen Augen abzuwenden.
    »Wenn du mich liebst, dann liebe mich.«
    »Aye, Lady. Das werde ich.«
    Er knöpfte sein Hemd auf, das in einem Teil von Mittwelt gemacht worden war, den sie nie sehen würde, und nahm sie in die Arme.
     
     
    7
     
    Ka:
    Sie halfen einander beim Ausziehen; sie lagen einander in den Armen auf dem Sommermoos, das so weich war wie die feinsten Eiderdaunen. Sie lagen Stirn an Stirn, so wie in Susans Tagtraum, und als er in sie eindrang, verspürte sie einen Schmerz, der zu einer Süße dahinschmolz wie ein wildes und exotisches Gewürz, das man nur einmal in seinem Leben kosten konnte. Sie klammerte sich, so lange sie konnte, an den Geschmack, dann gewann die Süße die Oberhand, und sie gab sich ihr hin, stöhnte tief in der Kehle und rieb die Unterarme seitlich an seinem Hals. Sie liebten sich in dem Weidenwäldchen, ließen Fragen der Ehre außer Acht, brachen Versprechen, ohne zu schwanken, und am Ende stellte Susan fest, dass die Süße nicht alles war; es folgte ein köstliches Nervenzucken, das an der Stelle ihres Leibes begann, die sich vor ihm geöffnet hatte wie eine Blüte; es begann da und griff auf ihren ganzen Leib über. Sie schrie immer und immer wieder auf und dachte, dass es in der Welt der Sterblichen unmöglich so viel Lust geben konnte; sie würde daran sterben. Roland stimmte in ihre Schreie ein, und das Plätschern des Wassers, das über die Bachsteine floss, überlagerte alles. Als sie ihn dichter an sich zog, hinter seinen Knien die Fesseln verschränkte und sein Gesicht mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte, folgte sein ausströmendes Lustgefühl dem ihren so rasend, als wollte er es einholen. So lagen die Liebenden vereint in der Baronie Mejis, fast am Ende des letzten großen Zeitalters, und das grüne Moos unter der Stelle, wo Susans Oberschenkel sich vereinten, nahm eine hübsche rote Farbe an, als ihre Jungfernschaft dahinschied; so lagen sie vereint, und so waren sie dem Verderben

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