Der Dunkle Turm 4 - Glas
geweiht.
Ka.
8
Sie lagen einander in den Armen und küssten sich zärtlich unter Felicias nachsichtigem Blick, und Roland spürte, wie er schläfrig wurde. Was verständlich war – er stand in diesem heißen Sommer unter einer gewaltigen Belastung und hatte schlecht geschlafen. Damals wusste er es noch nicht, aber er sollte den Rest seines Lebens schlecht schlafen.
»Roland?« Ihre Stimme, wie von ferne. Und lieblich.
»Ja?«
»Wird Er sich meiner annehmen?«
»Ja.«
»Ich kann nicht zu ihm gehen, wenn die Zeit gekommen ist. Ich kann seine Berührung und seine kleinen Diebstähle ertragen – wenn ich dich habe, kann ich es –, aber ich kann nicht das Bett mit Hart Thorin teilen. Ich glaube, es gibt Mittel und Wege, mit denen man kaschieren kann, dass ein Mädchen seine Jungfernschaft verloren hat, aber die werde ich nicht benutzen. Ich kann einfach nicht das Bett mit ihm teilen.«
»In Ordnung«, sagte er, »gut.« Und als sie erschrocken die Augen aufriss, drehte er sich um. Es war niemand da. Er betrachtete Susan hellwach. »Was? Was ist denn?«
»Ich könnte bereits Sein Kind tragen«, sagte sie. »Hat Er daran schon gedacht?«
Hatte er nicht. Jetzt schon. Ein Kind. Ein weiteres Glied in der Kette, die sich in die graue Vorzeit erstreckte, als Arthur Eld seine Revolvermänner in den Kampf geführt hatte, das große Schwert Excalibur hoch über den Kopf erhoben und die Krone von Allwelt auf der Stirn. Aber darauf kam es nicht an; was würde sein Vater dazu sagen? Oder Gabrielle, wenn sie erfuhr, dass sie Großmutter geworden war?
Ein leises Lächeln hatte seine Mundwinkel umspielt, aber der Gedanke an seine Mutter vertrieb es wieder. Er dachte an das Mal an ihrem Hals. Wenn er in diesen Tagen an seine Mutter dachte, sah er immer das Mal, das er an ihrem Hals gesehen hatte, als er unerwartet ihre Gemächer betrat. Und an das schwache, wehmütige Lächeln in ihrem Gesicht.
»Wenn du mein Kind trägst, ist es mein Glück«, sagte er.
»Und meines.« Nun war sie es, die lächelte, aber es hatte dennoch etwas Trauriges, dieses Lächeln. »Ich nehme an, wir sind zu jung. Wir sind selbst fast noch Kinder.«
Er drehte sich auf den Rücken und sah zum blauen Himmel hinauf. Was sie gesagt hatte, mochte stimmen, aber es zählte nicht. Wahrheit war manchmal nicht dasselbe wie Wirklichkeit – das war eine der Gewissheiten, die in dem höhlenartigen Raum im Innersten seines gespaltenen Wesens lagen. Dass er sich über beide erheben und willentlich den Wahnsinn der Romantik umarmen konnte, war ein Geschenk seiner Mutter. Alles andere an seinem Wesen war humorlos… und, vielleicht noch wichtiger, ohne bildhafte Vorstellungskraft. Dass sie zu jung waren, um Eltern zu sein? Na und? Wenn er ein Samenkorn gepflanzt hatte, würde es aufgehen.
»Was immer kommt, wir werden tun, was wir tun müssen. Und ich werde dich immer lieben, was auch geschieht.«
Sie lächelte. Er hatte es gesagt, wie ein Mann eine nüchterne Tatsache aussprechen würde: Der Himmel ist oben, die Erde ist unten, Wasser fließt nach Süden.
»Roland, wie alt bist du?« Manchmal beunruhigte sie der Gedanke, dass Roland noch jünger sein könnte als sie selbst, so jung sie auch war. Wenn er sich auf etwas konzentrierte, konnte er so hart dreinschauen, dass sie es mit der Angst bekam. Wenn er dagegen lächelte, sah er so gar nicht wie ein Liebhaber aus, sondern eher wie ein kleiner Bruder.
»Älter als ich war, als ich hierher gekommen bin«, sagte er. »Viel älter. Und wenn ich noch sechs Monate im Angesicht von Jonas und seinen Männern bleiben muss, werde ich humpeln und einen Schubs in den Hintern brauchen, damit ich auf mein Pferd komme.«
Sie grinste, und er gab ihr einen Kuss auf die Nase.
»Und Er wird sich meiner annehmen?«
»Aye«, sagte er und grinste sie ebenfalls an. Susan nickte und drehte sich auch auf den Rücken. Auf diese Weise blieben sie liegen, Hüfte an Hüfte, und schauten in den Himmel. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Als er die Warze mit dem Daumen streichelte, hob sie den Kopf, wurde hart und fing an zu kribbeln. Dieses Gefühl wanderte rasch ihren Körper hinab zu der Stelle zwischen den Beinen, die immer noch pochte. Sie presste die Schenkel zusammen und stellte entzückt und bestürzt zugleich fest, dass sie es damit nur noch schlimmer machte.
»Du musst dich meiner annehmen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe mein ganzes Vertrauen auf dich gesetzt, alles andere ist
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