Der Dunkle Turm 4 - Glas
nebensächlich.«
»Ich werde mein Bestes tun«, sagte er. »Zweifle nicht daran. Aber vorerst, Susan, musst du weitermachen wie bisher. Es muss noch mehr Zeit vergehen; das weiß ich, weil Depape zurückgekehrt ist und seine Geschichte erzählt haben wird, wiewohl sie immer noch nichts gegen uns unternommen haben. Was immer sie herausgefunden haben, Jonas hält es offenbar noch für besser abzuwarten. Das macht ihn wahrscheinlich umso gefährlicher, wenn er endlich handelt, aber im Augenblick ist alles noch nichts anderes als eine Partie Kastell.«
»Aber nach dem Erntefreudenfeuer – Thorin…«
»Du wirst nicht mit ihm ins Bett gehen. Darauf kannst du dich verlassen. Ich gebe dir mein Siegel darauf.«
Leicht entsetzt über ihre eigene Kühnheit, fasste sie ihn unten an. »Das ist ein Siegel, das du mir geben kannst, wenn du willst«, sagte sie.
Er wollte. Konnte. Tat es.
Als es vorbei war (für Roland war es noch süßer gewesen als beim ersten Mal, soweit das überhaupt möglich war), fragte er sie: »Dieses Gefühl, das du draußen auf dem Citgo-Gelände hattest, Susan – dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Hattest du es diesmal auch?«
Sie sah ihn lange und nachdenklich an. »Ich weiß nicht. Ich hatte meinen Kopf irgendwie woanders.« Sie berührte ihn zärtlich und lachte, weil er zusammenzuckte – es schien, als wären die Nerven an der halb harten, halb weichen Stelle, die sie mit der Handfläche streichelte, immer noch sehr lebendig.
Sie nahm die Hand weg und sah zu dem kreisförmigen Ausschnitt des Himmels über dem Wäldchen hoch. »Es ist so wunderschön hier«, murmelte sie. Die Augen fielen ihr zu.
Roland spürte ebenfalls, wie er eindöste. Es war komisch, dachte er. Diesmal hatte sie nicht das Gefühl gehabt, als wären sie beobachtet worden… aber er, beim zweiten Mal. Und doch hätte er schwören können, dass sich niemand in der Nähe dieses Wäldchens aufhielt.
Einerlei. Das Gefühl, Einbildung oder Wirklichkeit, war jetzt verschwunden. Er nahm Susans Hand und spürte, wie sie die Finger ganz natürlich zwischen die seinen schob und damit verflocht.
Er schloss die Augen.
9
Das alles sah Rhea in der Glaskugel, und es war sähr interessant, was sich da abspielte, aye, wirklich sähr interessant. Aber sie hatte schon Gepimper gesehen – manchmal trieben es drei oder vier oder mehr gleichzeitig (manchmal sogar mit Partnern, die nicht im eigentlichen Sinne am Leben waren) –, und der Kokolores interessierte sie in ihrem hohen Alter nicht mehr besonders. Sie interessierte vielmehr, was nach dem Kokolores kommen würde.
Sind wir jetzt fertig?, hatte das Mädchen gefragt.
Vielleicht ist da noch eine winzige Sache, hatte Rhea geantwortet und der anmaßenden Trulla gesagt, was sie zu tun hatte.
Aye, sie hatte dem Mädchen eindeutige Anweisungen gegeben, als sie beide an der Tür der Hütte standen und der Kussmond auf sie herabschien, während Susan Delgado den fremden Schlaf schlief und Rhea den Zopf des Mädchens streichelte und ihm Anweisungen ins Ohr flüsterte. Nun würde die Erfüllung dieses Zwischenspiels kommen… Das wollte sie sehen, und nicht zwei Säuglinge, die einander pimperten, als wären sie die beiden Ersten auf der Welt, die entdeckt hatten, wie es gemacht wurde.
Zweimal hatten sie es getrieben und dazwischen kaum eine Pause für Geplauder eingelegt (und dabei hätte sie viel darum gegeben, dieses Geplauder auch hören zu können). Rhea war nicht überrascht; in diesem jugendlichen Alter hatte der Bengel wahrscheinlich genug Saft in seinem Beutel, dass er ihr eine Wochenration von Doppelnummern hätte besorgen können, und so, wie sich die kleine Schlampe aufführte, wäre das wohl nach ihrem Geschmack gewesen. Manche kamen auf den Geschmack und wollten nie wieder was anderes. Die Kleine war so eine von denen, dachte Rhea.
Aber lass uns mal sehen, wie spitz du dich in ein paar Minuten noch fühlst, du vorlaute Schlampe, dachte sie und beugte sich tiefer in das pulsierende rosa Licht der Glaskugel. Manchmal konnte sie spüren, wie ihr dieses Licht in den Schädelknochen Schmerzen zufügte… aber es waren gute Schmerzen. Aye, sehr gute.
Schließlich waren sie mit dem Spielchen fertig… zumindest vorerst. Sie hielten einander an den Händen und dösten ein.
»Jetzt«, murmelte Rhea. »Jetzt, meine Kleine. Sei ein braves Mädchen, und tu, was dir gesagt wurde.«
Susan schlug die Augen auf, als hätte sie die Worte vernommen – aber der Blick war
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