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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sah sich auf die Stiefelspitzen und räusperte sich.
     
     
    9
     
    Als sie nach Seafront zurückritten, Susan mit den Armen um Rolands Taille, fragte sie: »Wirst du ihr das Glas wegnehmen?«
    »Am besten lassen wir es vorerst dort, wo es ist. Jonas hat es im Auftrag von Farson ihrer Obhut anvertraut, daran zweifle ich nicht. Sie soll zusammen mit dem anderen Plunder nach Westen transportiert werden; auch daran zweifle ich nicht. Wir kümmern uns darum, wenn wir uns um die Tanks und Farsons Männer kümmern.«
    »Du wirst sie mitnehmen?«
    »Mitnehmen oder zertrümmern. Ich würde sie zwar irgendwie lieber meinem Vater bringen, aber das birgt so seine Gefahren. Wir müssen vorsichtig sein. Es ist ein mächtiger Zauber.«
    »Und wenn sie nun unsere Pläne sieht? Wenn sie Jonas oder Kimba Rimer warnt?«
    »Wenn sie nicht sieht, wie wir kommen, um ihr das kostbare Spielzeug wegzunehmen, dürfte es ihr so oder so einerlei sein. Ich glaube, wir haben ihr eine Heidenangst eingejagt, und wenn die Kugel wirklich einen Bann auf sie ausübt, wird sie nichts anderes mehr mit ihrer Zeit anfangen wollen, als hineinzuschauen.«
    »Und die Glaskugel behalten. Das wird sie auch wollen.«
    »Aye.«
    Rusher trottete einen Weg durch den Wald auf den Meeresklippen entlang. Durch die Zweige konnten sie die mit Efeu überwucherte graue Mauer um das Haus des Bürgermeisters sehen und das rhythmische Tosen der Wellen hören, die sich unten an den Felsen brachen.
    »Schaffst du es auch wirklich, unbemerkt wieder hineinzukommen, Susan?«
    »Keine Bange.«
    »Und du weißt, was ihr zu tun habt, du und Sheemie?«
    »Aye. Ich fühle mich so wohl wie seit Ewigkeiten nicht. Es ist, als hätte mein Geist endlich einen alten Schatten abgestreift.«
    »In diesem Fall musst du Alain danken. Ich selbst hätte es nicht fertig gebracht.«
    »Seine Hände besitzen Zauberkräfte.«
    »Ja.« Sie hatten den Dienstboteneingang erreicht. Susan stieg mit anmutiger Behändigkeit ab. Er saß ebenfalls ab und stand dann mit einem Arm um ihre Taille neben ihr. Sie sah zum Mond hinauf.
    »Sieh nur, er hat schon so zugenommen, dass man den Ansatz des Dämonengesichts erkennen kann. Sieht Er es?«
    Eine scharf geschnittene Nase, ein knöchernes Grinsen. Noch keine Augen, aber ja, er sah es.
    »Als ich klein war, hatte ich schreckliche Angst davor.« Jetzt flüsterte Susan, weil sie sich in unmittelbarer Nähe des Hauses aufhielten. »Ich habe die Fensterläden zugezogen, wenn der Dämon voll war. Ich hatte Angst, wenn er mich sehen könnte, würde er heruntergreifen und mich zu sich hinaufziehen, um mich zu fressen.« Ihre Lippen bebten. »Kinder sind albern, nicht wahr?«
    »Manchmal.« Er hatte als kleines Kind keine Angst vor dem Dämonenmond gehabt, aber vor dem jetzigen fürchtete er sich. Die Zukunft schien so düster zu sein, und der Weg ins Licht so schmal. »Ich liebe Sie, Susan. Von ganzem Herzen, das tue ich.«
    »Ich weiß. Und ich liebe Ihn.« Sie küsste ihn sanft mit offenen Lippen auf den Mund. Legte kurz seine Hand auf ihre Brust und küsste dann die warme Handfläche. Er hielt sie in den Armen, und sie sah wieder zum zunehmenden Mond hoch.
    »Eine Woche bis Ernte«, sagte sie. »Fin de año sagen die vaqueros und labradoros dazu. Nennen sie es in deinem Land auch so?«
    »Ähnlich«, sagte Roland. »Es wird Jahresausklang genannt. Die Frauen gehen umher und verteilen Eingemachtes und Küsse.«
    Sie lachte leise an seiner Schulter. »Vielleicht wird mir doch nicht alles fremd vorkommen.«
    »Deine besten Küsse musst du für mich aufheben.«
    »Das werde ich.«
    »Was immer kommen mag, wir werden zusammen sein«, sagte er, aber über ihnen grinste der Dämonenmond ins Sternendunkel über dem Reinen Meer, als würde er eine andere Zukunft sehen.

Kapitel 6
    J AHRESAUSKLANG
     
    1
     
    Und so kommt das fin de año nach Mittwelt, näher am Zentrum von Mittwelt auch Jahresausklang genannt. Es kommt wie schon tausendmal zuvor… oder zehntausend-, oder hunderttausendmal. Niemand kann es mit Sicherheit sagen; die Welt hat sich weiterbewegt, und das Zeitgefüge ist seltsam geworden. In Mejis lautet ein Sprichwort: »Zeit ist ein Gesicht auf dem Wasser.«
    Auf den Feldern werden die letzten Kartoffeln von Männern und Frauen geerntet, die Handschuhe und ihre dicksten serapes tragen, weil sich der Wind nun endgültig gewendet hat; er weht von Osten nach Westen, weht heftig, und die kalte Luft bringt stets den Geruch von Salz mit sich – einen Geruch wie von

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