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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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schaute ihm ängstlich ins Gesicht hoch.
    »Hallo, Blaine«, sagte Jake und leckte sich die Lippen.
    »HALLO, JAKE VON NEW YORK.« Die Stimme klang freundlich – ungefähr so wie die Stimme eines netten alten Onkels, der die Angewohnheit hatte, die Kinder zu missbrauchen, die er von Zeit zu Zeit hinter die Büsche führte. »MÖCHTEST DU MIR RÄTSEL AUS DEINEM RUCH STELLEN? UNSERE GEMEINSAME ZEIT WIRD KNAPP.«
    »Ja«, sagte Jake. »Ich möchte es gern mit diesen Rätseln versuchen. Nenne mir bei jedem die Antwort, die du für die richtige hältst, Blaine.«
    »DAS WAR AUFRICHTIG GESPROCHEN, JAKE VON NEW YORK. ICH WERDE DEINEM WUNSCH ENTSPRECHEN.«
    Jake schlug das Buch an der Stelle auf, die er mit dem Finger markiert hatte. Zehn Rätsel. Elf, wenn man Simsons Rätsel mitzählte, das er sich für den Schluss aufheben wollte. Wenn Blaine alle beantwortete (was Jake mittlerweile für wahrscheinlich hielt), würde sich Jake neben Roland setzen, Oy auf den Schoß nehmen und auf das Ende warten. Schließlich gab es andere als diese Welten.
    »Hör zu, Blaine: In einem dunklen Tunnel liegt eine Bestie aus Eisen. Sie kann nur angreifen, wenn sie zurückgezogen wird. Was ist das?«
    »EINE KUGEL.« Kein Zögern.
    »Geht man auf lebenden, sind sie ganz leise. Geht man auf toten, tönt raschelnd ihre Weise. Was ist das?«
    »ABGEFALLENES LAUB.« Kein Zögern, und wenn Jake im Grunde seines Herzens wirklich wusste, dass das Spiel verloren war, weshalb verspürte er dann solche Verzweiflung, solche Verbitterung, solche Wut?
    Weil Blaine eine Pein ist, deshalb. Blaine ist eine richtig GROSSE Pein, und das würde ich ihm wirklich gern unter die Nase reiben. Ich glaube, selbst ihn zu stoppen steht dagegen nur auf Platz zwei meiner Wunschliste.
    Jake blätterte die Seite um. Er war jetzt sehr nahe an der Stelle, wo der Lösungsteil von Ringelrätselreihen herausgerissen worden war; er konnte es unter seinen Fingerkuppen spüren, eine Art unebenmäßigen Wulst. Sehr nahe am Ende des Buchs. Er dachte an Aaron Deepneau in seinem Manhattaner Restaurant für geistige Nahrung; Aaron Deepneau, der ihm sagte, dass er jederzeit zurückkommen und eine Partie Schach spielen könne, und übrigens, der Dicke da mache wirklich einen guten Kaffee. Heimweh, so heftig, dass es ihm wie das Sterben vorkam, rollte wie eine Welle über ihn hinweg. Ihm war, als hätte er seine Seele für einen Blick auf New York verkaufen können; verdammt, er hätte sie für einen tiefen Atemzug der Luft über der Forty-second Street zur Hauptverkehrszeit verkauft.
    Er kämpfte dagegen an und wandte sich dem nächsten Rätsel zu.
    »Ich bin Smaragde und Diamanten, die der Mond verlor. Die Sonne holt mich, kaum kommt sie hervor. Was bin ich?«
    »TAU.«
    Immer noch unerbittlich. Immer noch, ohne zu zögern.
    Der grüne Punkt näherte sich Topeka und schloss allmählich das letzte freie Stück auf der Streckenkarte. Jake stellte seine Rätsel eines nach dem anderen; Blaine beantwortete sie eines nach dem anderen. Als Jake zur letzten Seite kam, sah er eine eingekastelte Nachricht vom Autor oder Herausgeber oder wie immer man jemanden nannte, der solche Bücher zusammenstellte: Wir hoffen, Sie hatten Spaß an dieser einmaligen Kombination von Phantasie und Logik, die man RÄTSEL nennt!
    Ich nicht, dachte Jake. Ich habe kein bisschen Spaß daran gehabt, und ich hoffe, du erstickst. Als er jedoch die Frage über der Botschaft sah, verspürte er einen winzigen Funken von Hoffnung. Ihm schien, als hätten sie sich zumindest in diesem Fall wirklich das Beste bis zum Schluss aufgehoben.
    Auf der Streckenkarte war das grüne Pünktchen nicht mehr als einen Fingerbreit von Topeka entfernt.
    »Beeil dich, Jake«, murmelte Susannah.
    »Blaine?«
    »JA, JAKE VON NEW YORK.«
    »Ich fliege ohne Flügel. Ich sehe ohne Augen. Ich klettere ohne Arme. Ich bin noch furchterregender als jede Bestie, stärker als jeder Widersacher. Ich bin listig, ruchlos und voller Macht, und am Ende herrsche ich in aller Pracht. Was bin ich?«
    Der Revolvermann sah mit strahlend blauen Augen auf. Susannah wandte den erwartungsvollen Blick von Jake ab und dem Streckenplan zu. Aber Blaines Antwort erfolgte so prompt wie immer: »DIE MENSCHLICHE PHANTASIE.«
    Jake überlegte kurz, ob er widersprechen sollte, aber dann dachte er: Wozu die Zeitverschwendung? Wenn eine Antwort richtig war, schien sie, wie auch in diesem Fall, immer zwingend logisch zu sein. »Danke-sai, Blaine, du hast richtig

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