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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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höchstselbst überreden könnte, sich in Brand zu stecken.
    Das Bild von Jake stellte sich wieder ein; eine Erinnerung über der anderen. Jake, der mit Feuerstein auf Stahl schlug und Funken auf das aufgeschichtete Holz regnen ließ, Funken, die herunterfielen und sofort wieder erloschen, bevor sie ein Feuer entfachen konnten.
    Er könnte den Teufel höchstselbst überreden, sich in Brand zu stecken.
    Geh näher mit dem Feuerstein hin, hatte Roland gesagt, und nun kam eine dritte Erinnerung hinzu; Roland an der Tür, zu der sie am Ende des Strands gelangt waren; Roland, glühend heiß vor Fieber und dem Tode nahe, der wie Espenlaub zitterte, hustete, seine blauen Kanoniersaugen auf Eddie richtete und sagte: Komm ein Stückchen näher, Eddie – komm ein Stückchen näher, um deines Vaters willen!
    Weil er mich packen wollte, dachte Eddie. Leise, fast wie durch eine dieser magischen Türen zu einer anderen Welt, hörte er Blaine verkünden, dass das Endspiel begonnen habe; wenn sie ihre besten Rätsel aufgehoben hätten, sei es nun an der Zeit, sie zu stellen. Sie hatten noch eine Stunde.
    Eine Stunde! Nur eine Stunde!
    Sein Verstand versuchte, sich daran zu klammern, aber Eddie scheuchte ihn weg. Etwas spielte sich in ihm ab (jedenfalls betete er, dass es so war), ein verzweifeltes Assoziationsspiel, und daher durfte er sich sein klares Denken nicht durch Fristen und Konsequenzen und den ganzen Mist versauen lassen; in dem Fall würde er jede Chance vertun, die er noch hatte. In gewisser Weise war es so, als würde er etwas in einem Stück Holz erkennen, etwas, was man schnitzen konnte – einen Bogen, eine Steinschleuder, vielleicht einen Schlüssel, um eine unvorstellbare Tür zu öffnen. Aber man durfte nicht zu lange hinschauen, jedenfalls nicht am Anfang. Dann verlor man es nämlich. Es war fast so, als müsste man beim Schnitzen immer woanders hinsehen.
    Er konnte Blaines Motoren spüren, die unter ihm aufdrehten. Vor seinem geistigen Auge sah er den Stahl auf Feuerstein schlagen und hörte mit seinem geistigen Ohr, wie Roland zu Jake sagte, dass dieser mit dem Feuerstein näher hin müsse. Und schlag nicht mit dem Stahl darauf, Jake; kratz daran.
    Warum bin ich hier? Wenn das hier nicht das ist, was ich will, warum kehrt mein Gedächtnis dann immer wieder hierher zurück?
    Weil ich nicht näher rangehen kann, ohne in die Schmerzzone zu geraten. Es war zwar nur ein mittelgroßer Schmerz, aber ich musste dabei an Henry denken. Wie Henry mich fertig gemacht hat.
    Henry hat gesagt, du könntest den Teufel höchstselbst überreden, sich in Brand zu stecken.
    Ja. Dafür habe ich ihn immer geliebt. Das war toll.
    Und nun sah Eddie, wie Roland die Hände von Jake, die eine mit dem Feuerstein, die andere mit dem Stahl, näher an das Anmachholz führte. Jake war nervös. Eddie konnte es sehen; Roland hatte es auch gesehen. Und um ihn zu beruhigen, um sein Denken von der Verantwortung abzulenken, das Feuer anzuzünden, hatte Roland…
    Er stellte dem Jungen ein Rätsel.
    Eddie Dean blies Atem ins Schlüsselloch seiner Erinnerung. Und diesmal ließ sich die Zuhaltung drehen.
     
     

    2
     
    Der grüne Punkt näherte sich Topeka, und Jake spürte zum ersten Mal Vibrationen… als wäre die Schiene unter ihnen in einem Ausmaß verfallen, dass Blaines Stoßdämpfer nicht mehr richtig mit dem Problem fertig wurden. Die Vibrationen vermittelten endlich auch einen Eindruck von Geschwindigkeit. Wände und Decke des Baronswagens waren immer noch undurchsichtig, aber Jake stellte fest, dass er die Landschaft nicht an sich vorbeisausen sehen musste, um es sich vorstellen zu können. Blaine rollte jetzt mit Höchstgeschwindigkeit und raste seinem letzten Überschallknall voraus durch das wüste Land zu der Stelle, wo Mittwelt aufhörte, und Jake konnte sich auch die Prellböcke aus Transstahl am Ende der Schiene nur zu gut vorstellen. Sie würden mit diagonalen gelben und schwarzen Streifen bemalt sein. Er wusste nicht, woher er das wusste, er wusste es eben.
    »FÜNFUNDZWANZIG MINUTEN«, sagte Blaine selbstgefällig. »MÖCHTEST DU ES NOCH EINMAL VERSUCHEN, REVOLVERMANN?«
    »Ich glaube nicht, Blaine.« Roland hörte sich erschöpft an. »Ich bin am Ende; du hast mich geschlagen. Jake?«
    Jake stand auf und wandte sich dem Streckenplan zu. Das Herz schien ihm zwar sehr langsam, aber dafür sehr heftig in der Brust zu klopfen, jeder Schlag wie eine Faust, die auf ein Trommelfell hämmerte. Oy kauerte zwischen seinen Füßen und

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