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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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funktionieren.
    »Diejenigen am Hanging Rock werden die Schüsse hören, wenn es losgeht, oder nicht?«, sagte Alain.
    Roland nickte. »Da der Wind von uns zu ihnen weht, kann gar kein Zweifel daran bestehen.«
    »Dann müssen wir uns beeilen.«
    »Wir werden unser Bestes geben.« Roland dachte daran, wie er zwischen den verfilzten grünen Hecken hinter dem Großen Saal gestanden hatte, David, den Falken, auf seinem Arm, und ihm der Angstschweiß den Rücken hinunterlief. Ich glaube, heute wirst du sterben, hatte er zu dem Falken gesagt, und er hatte die Wahrheit gesprochen. Aber er selbst hatte überlebt, die Prüfung bestanden und den Korridor der Prüfung in östlicher Richtung verlassen. Heute würden Cuthbert und Alain geprüft werden – nicht in Gilead, auf dem traditionellen Prüfungskorridor hinter dem Großen Saal, sondern hier in Mejis, am Rande des Bösen Grases, in der Wüste und im Canyon. Dem Eyebolt Canyon.
    »Bestehen oder sterben«, sagte Alain, als hätte er die Gedanken des Revolvermanns gelesen. »Darauf läuft es hinaus.«
    »Ja. Am Ende läuft es immer darauf hinaus. Was meinst du, wie lange es dauert, bis sie hier sind?«
    »Mindestens eine Stunde, würde ich sagen. Wahrscheinlich zwei.«
    »Sie werden Kundschafter vorausschicken.«
    Alain nickte. »Das glaube ich auch, ja.«
    »Das ist nicht gut«, sagte Cuthbert.
    »Jonas hat Angst vor einem Hinterhalt im Gras«, sagte Roland. »Vielleicht auch, dass wir Feuer rings um ihn herum legen. Wenn sie im offenen Gelände sind, werden sie nachlässiger werden.«
    »Hoffst du«, sagte Cuthbert.
    Roland nickte ernst. »Ja. Hoffe ich.«
     
     
    18
     
    Zuerst gab sich Reynolds damit zufrieden, das Mädchen im schnellen Schritt auf der Spur niedergetretener Grashalme zurückzuführen, aber etwa eine halbe Stunde nachdem er sich von Jonas, Lengyll und den anderen verabschiedet hatte, ließ er die Pferde antraben. Pylon hielt locker das Tempo von Reynolds’ Pferd, auch dann, als er zehn Minuten später in einen leichten, aber stetigen Galopp überging. Susan hielt sich mit den gefesselten Händen am Sattelknauf fest und ritt mit wehendem Haar mühelos an Reynolds’ rechter Seite. Sie dachte, dass ihr Gesicht ziemlich bunt sein musste; die Haut über ihren Wangen fühlte sich an, als wäre sie mindestens einen Fingerbreit dicker als sonst, geschwollen und empfindlich. Sogar der Wind tat ein bisschen weh.
    Wo das Böse Gras in die Schräge überging, machte Reynolds Halt, um den Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen. Er stieg ab, drehte ihr den Rücken zu und pinkelte. Unterdessen schaute Susan den sanften Hang entlang und sah die große Herde. Die Pferde waren unbewacht und grasten in verstreuten Gruppen. Immerhin das hatten sie erreicht. Es war zwar nicht viel, aber wenigstens etwas.
    »Musst du auch mal?«, fragte Reynolds. »Ich würde dir runterhelfen, aber sag nicht jetzt Nein und fang später deswegen an zu winseln.«
    »Ihr habt Angst. Der große, tapfere Regulator, der Ihr seid, hat Angst, ist es nicht so? Aye, Sargtätowierung hin oder her.«
    Reynolds versuchte ein verächtliches Grinsen. Es stand seinem Gesicht heute Morgen nicht besonders gut. »Du solltest das Weissagen den Leuten überlassen, die etwas davon verstehen, Mädchen. Also, musst du mal oder nicht?«
    »Nein. Aber Ihr habt Angst. Wovor?«
    Reynolds, der nur wusste, dass sein ungutes Gefühl nicht wie erhofft von ihm gewichen war, als er Jonas verlassen hatte, fletschte die tabakfleckigen Zähne. »Wenn du nicht vernünftig reden kannst, halt einfach den Mund.«
    »Warum lasst Ihr mich nicht unbeschadet ziehen? Vielleicht werden meine Freunde Euch dasselbe zugestehen, wenn sie uns einholen.«
    Diesmal grunzte Reynolds ein Lachen, das fast echt klang. Er schwang sich in den Sattel, räusperte sich und spuckte aus. Über ihnen war der Dämonenmond eine blasse und aufgeblähte Kugel am Himmel. »Du kannst träumen, Miss-Sai«, sagte er, »Träume sind frei. Aber diese drei wirst du nie wiedersehen. Die gehören den Würmern, das steht fest. Reiten wir weiter.«
    Sie ritten weiter.
     
     
    19
     
    Cordelia war am Erntevorabend überhaupt nicht ins Bett gegangen. Sie saß die ganze Nacht in ihrem Sessel im Salon, und obwohl sie ihr Nähzeug auf dem Schoß hatte, hatte sie weder einen Stich gemacht noch einen Faden aufgezogen. Nun, als es auf zehn Uhr zuging, saß sie immer noch in demselben Sessel und starrte ins Leere. Was hätte es auch schon zu sehen gegeben? Alles war mit einem

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