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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Frauenarbeit…«
    Cordelia zögerte, dann ging sie zu der Frau, kniete nieder, legte einen Arm um sie und richtete sie umständlich auf. Der Gestank, der von der Alten ausging, war durchdringend und Übelkeit erregend – der Gestank von verwesendem Fleisch.
    Knochige Finger streichelten Cordelias Wange und ihren Hals, während sie der Hexe ins Haus half. Cordelia bekam vor Widerwillen eine Gänsehaut, ließ aber nicht los, bis sie Rhea auf einen Sessel geschafft hatte, wo die Hexe sofort zusammenbrach und aus dem einen Ende keuchte, während sie aus dem anderen furzte.
    »Hör mir zu«, zischte die alte Frau.
    »Ich höre.« Cordelia zog einen Stuhl herbei und setzte sich neben sie. Die Alte mochte an der Schwelle des Todes stehen, aber wenn sie einem in die Augen sah, konnte man den Blick kaum abwenden. Nun griff Rhea in das Mieder ihres schmutzigen Kleids, holte daraus ein silbernes Amulett heraus und bewegte es rasch hin und her, als würde sie Perlen zählen. Cordelia, die die ganze Nacht nicht müde gewesen war, wurde plötzlich schläfrig.
    »Die andern sind außerhalb unserer Reichweite«, sagte Rhea, »und die Kugel ist aus meinem Griff geschlüpft. Aber sie… ! Ins Haus des Bürgermeisters wurde sie zurückgebracht, und vielleicht können wir uns um sie kümmern – das wenigstens könnten wir, aye.«
    »Ihr könnt Euch um gar nichts kümmern«, sagte Cordelia wie aus weiter Ferne. »Ihr seid am Sterben.«
    Rhea keuchte Gelächter und ein Rinnsal gelblichen Sabbers aus ihrem Mund. »Sterben? Nay! Ich bin nur erschöpft und brauche eine Erfrischung. Und nun hör mir zu, Cordelia, Tochter des Hieran und Schwester des Pat!«
    Sie legte einen knochigen (und überraschend kräftigen) Arm um Cordelias Hals und zog sie zu sich. Gleichzeitig hob sie die andere Hand und ließ das Silbermedaillon vor Cordelias aufgerissenen Augen tanzen. Die Vettel tuschelte, und nach einer Weile nickte Cordelia, dass sie verstanden habe.
    »Dann tu es auch«, sagte die alte Frau und ließ sie los. Sie sank erschöpft in den Sessel zurück. »Jetzt gleich, ich kann nämlich so, wie ich bin, nicht mehr lange durchhalten. Und denk dran, hinterher brauche ich ein wenig Zeit. Zur Genesung sozusagen.«
    Cordelia ging durch das Zimmer zur Küche. Auf dem Tresen neben der Handpumpe stand ein Holzklotz mit den beiden scharfen Messern des Hauses. Sie nahm eines davon und kam zurück. Ihre Augen wirkten leer und wie entrückt, wie die von Susan, als sie im Licht des Kussmonds auf der Veranda von Rheas Hütte gestanden hatte.
    »Wirst du es sie büßen lassen?«, sagte Rhea. »Nur deshalb bin ich nämlich zu dir gekommen.«
    »Miss O So Jung Und Hübsch«, murmelte Cordelia mit kaum hörbarer Stimme. Sie hob die freie Hand zum Gesicht und strich über ihre ascheverschmierte Wange. »Aye, ich werde sie es büßen lassen, das werde ich.«
    »Bis zum Tode?«
    »Aye. Ihrem oder meinem.«
    »Es wird ihrer sein«, sagte Rhea, »keine Angst. Und nun erfrisch mich, Cordelia. Gib mir, was ich brauche!«
    Cordelia knöpfte ihr Kleid an der Vorderseite auf, öffnete es und entblößte einen kümmerlichen Busen und einen Leib, der sich im Lauf des letzten Jahres ein wenig vorgewölbt und einen kleinen Bauch gebildet hatte. Aber sie besaß noch die Andeutung einer Taille, und dort setzte sie das Messer an und schnitt durch ihren Unterrock und die obersten Hautschichten. Sofort erblühte Röte auf dem weißen Baumwollstoff über dem Schnitt.
    »Aye«, flüsterte Rhea. »Wie Rosen. Ich träume oft von ihnen, blühende Rosen, und was schwarz in ihrer Mitte steht, am Ende der Welt. Komm näher!« Sie legte Cordelia eine Hand auf den Rücken und zog sie näher. Sie sah Cordelia ins Gesicht, grinste und leckte sich die Lippen. »Gut. Sehr gut.«
    Cordelia sah leeren Blickes über den Kopf der alten Frau hinweg, als Rhea vom Cöos ihr Gesicht in dem roten Schnitt vergrub und trank.
     
     
    20
     
    Roland war zuerst erfreut, als das gedämpfte Klirren von Zaumzeug und Schnallen näher zu der Stelle kam, wo sie sich im hohen Gras versteckt hatten, aber als die Geräusche noch näher kamen – so nahe, dass er außerdem murmelnde Stimmen und leisen Hufschlag hören konnte –, wurde ihm doch etwas angst und bange. Wenn die Reiter dicht an ihnen vorüberzogen, gut, aber sollten sie durch einen bösen Zufall geradewegs auf sie stoßen, würden die drei Jungen wahrscheinlich sterben wie junge Maulwürfe, deren Nest der Pflug freigelegt hatte.
    Das Ka hatte sie sicher

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