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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wehzutun. Die verbliebenen Stücke vom Regenbogen des Zauberers sind alle böse. Schmerz belebt sie irgendwie. Sie wartete, bis mein Verstand kräftig genug war, zu verstehen und zu widerstehen… und dann zeigte sie mir alles, was ich in meiner dummen jugendlichen Selbstgefälligkeit übersehen hatte. Meine verliebte Blindheit. Meinen stolzen, mörderischen Dünkel.«
    »Roland, nicht«, sagte Susannah. »Lass dir nicht immer noch von ihr wehtun.«
    »Aber das tut sie. Wird sie immer tun. Aber das ist egal. Es spielt keine Rolle mehr; diese Geschichte ist erzählt… Das zweite Mal, als ich in die Kugel sah – in die Kugel hineinging –, war drei Tage nach unserer Rückkehr. Meine Mutter war nicht da, obwohl sie an diesem Abend erwartet wurde. Sie war in Debaria – einer Art Zuflucht für Frauen –, um zu warten und für meine Rückkehr zu beten. Auch Marten war nicht da. Er war in Cressia, bei Farson.«
    »Die Kugel«, sagte Eddie, »hatte dein Vater sie da schon?«
    »O nein«, sagte Roland. Er betrachtete seine Hände, und Eddie sah, dass seine Wangen ein bisschen rot wurden. »Zuerst habe ich sie ihm nicht gegeben. Es fiel mir schwer… sie herzugeben.«
    »Jede Wette«, sagte Susannah. »Dir und allen anderen, die je in das gottverdammte Ding hineingesehen haben.«
    »Am dritten Nachmittag, vor dem Bankett anlässlich unserer wohlbehaltenen Rückkehr…«
    »Ich wette, du warst echt in Stimmung für eine Party«, sagte Eddie.
    Roland lächelte humorlos und betrachtete weiter seine Hände. »Gegen vier Uhr kamen Cuthbert und Alain in meine Gemächer. Mir dünkt, wir waren ein Dreigespann, das ein Künstler hätte malen sollen – wettergegerbt, hohläugig, Schnitt- und Schürfwunden an den Händen, die wir uns beim Klettern zugezogen hatten, dürr wie die Vogelscheuchen. Selbst Alain, der zur Beleibtheit neigte, verschwand fast, wenn er sich zur Seite drehte. Man könnte sagen, sie haben mich zur Rede gestellt. Bis dahin hatten sie das Geheimnis der Kugel für sich behalten – aus Respekt vor mir und dem Verlust, den ich erlitten hatte, wie sie mir sagten, und ich glaubte ihnen –, aber sie wollten nicht länger als bis zur Mahlzeit an diesem Abend schweigen. Wenn ich die Kugel nicht freiwillig hergeben wolle, würden unsere Väter entscheiden müssen. Es war ihnen schrecklich peinlich, besonders Cuthbert, aber sie waren fest entschlossen.
    Ich sagte, ich würde sie meinem Vater vor dem Bankett übergeben – sogar noch bevor meine Mutter mit der Kutsche aus Debaria zurückkehrte. Sie sollten beizeiten kommen und sehen, dass ich mein Versprechen hielt. Cuthbert druckste ein wenig herum und sagte, das sei nicht nötig, aber natürlich war es nötig…«
    »Yeah«, sagte Eddie. Er sah aus, als würde er diesen Teil der Geschichte voll und ganz verstehen. »Man kann allein ins Scheißhaus gehen, aber es ist viel einfacher, all die Scheiße runterzuspülen, wenn jemand dabei ist.«
    »Alain zumindest wusste, dass es besser für mich wäre – einfacher –, wenn ich die Kugel nicht allein übergeben musste. Er brachte Cuthbert zum Schweigen und sagte, dass sie da sein würden. Und sie waren da. Ich gab sie her, sosehr ich mich innerlich auch dagegen sträubte. Mein Vater wurde weiß wie Papier, als er in den Beutel schaute und sah, was sich darin befand, dann entschuldigte er sich und brachte sie weg. Als er zurückkam, nahm er sein Glas Wein und sprach weiter mit uns über unsere Abenteuer in Mejis, als wäre nichts geschehen.«
    »Aber zwischen dem Gespräch mit deinen Freunden und dem Moment, als du sie übergeben hast, hast du hineingesehen«, sagte Jake. »Bist hineingegangen. Darin gereist. Was hat sie dir diesmal gezeigt?«
    »Zuerst wieder den Turm«, sagte Roland, »und den Anfang des Wegs dorthin. Ich sah den Fall von Gilead und den Triumph des Guten Mannes. Dadurch, dass wir die Tanks und das Ölfeld vernichtet hatten, hatten wir seinen Sieg nur um etwa zwanzig Monate hinausgeschoben. Dagegen konnte ich nichts machen, aber sie zeigte mir etwas, was ich machen konnte. Es gab ein bestimmtes Messer. Die Klinge war mit einem besonders starken Gift behandelt worden, etwas aus einem fernen Königreich von Mittwelt namens Garlan. Das Zeug war so stark, dass selbst der kleinste Schnitt fast unmittelbar zum Tod führte. Ein fahrender Sänger – in Wahrheit John Farsons ältester Neffe – hatte dieses Messer an den Hof gebracht. Der Mann, dem er es gab, war der Haushofmeister des Schlosses. Dieser Mann

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