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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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schwarz-goldenen Augen an.
    Roland richtete sich auf, wischte sich die nassen Wangen mit seinem Halstuch ab und sah Jake stechend an. »Was sagst du da?«
    »Nicht ich. Ein Mann namens Charles Dickens hat das geschrieben. In einer Erzählung mit dem Titel Ein Weihnachtslied. Alles in einer einzigen Nacht, hm?«
    »Sagt dir irgendein Körperteil, dass es länger war?«
    Jake schüttelte den Kopf. Nein, er fühlte sich etwa so wie an jedem anderen Morgen – besser sogar als an so manchen. Er musste zwar pinkeln, aber es war nicht gerade so, dass seine Backenzähne bereits schwammen oder etwas in der Art.
    »Eddie? Susannah?«
    »Mir geht es gut«, sagte Susannah. »Bestimmt nicht so, als wäre ich die ganze Nacht auf gewesen, geschweige denn mehrere.«
    »Irgendwie erinnert mich das Ganze an meine Zeit als Junkie…«, sagte Eddie.
    »Ist das nicht mit allem so?«, fragte Roland trocken.
    »Hach, ist das komisch«, sagte Eddie. »Ein echter Brüller. Wenn wir wieder einem durchgedrehten Zug begegnen, dann kannst du ihm ja die dummen Fragen stellen. Ich wollte damit nur sagen, dass man so viele Nächte high verbracht hat, dass man sich wie zehn Pfund Scheiße in einer Neun-Pfund-Tüte fühlte, wenn man am Morgen aufgestanden ist – Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Herzklopfen, eine Wirbelsäule wie aus Glas. Lass dir von deinem Kumpel Eddie sagen, allein daran, wie du dich morgens fühlst, kannst du erkennen, wie gut der Stoff für dich ist. Egal, man hat sich jedenfalls so sehr daran gewöhnt – ich zumindest –, dass man, wenn man einmal eine Nacht clean blieb, am anderen Morgen, wenn man aufgewacht war und auf der Bettkante saß, gedacht hat: ›Was zum Teufel ist los mit mir? Bin ich krank? Ich fühle mich irgendwie komisch. Habe ich in der Nacht einen Infarkt gehabt?‹«
    Jake lachte, dann schlug er so fest eine Hand vor den Mund, als wollte er das Geräusch nicht nur einsperren, sondern zurückholen. »Entschuldigung«, sagte er. »Dabei musste ich an meinen Dad denken.«
    »Einer von meinem Volk, was?«, sagte Eddie. »Egal, ich rechne damit, dass ich wund bin, dass ich müde bin, ich rechne damit, dass ich beim Gehen knirsche:. aber ich glaube, mehr als kurz in die Büsche zu pinkeln ist nicht erforderlich, um mich wieder auf Vordermann zu bringen.«
    »Und einen Happen zu essen?«, fragte Roland.
    Eddie hatte verhalten gelächelt. Nun erlosch dieses Lächeln. »Nein«, sagte er. »Nach dieser Geschichte habe ich keinen großen Hunger. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger.«
     
     
    2
     
    Eddie trug Susannah die Böschung hinunter und hinter eine Gruppe Lorbeerbüsche, damit sie dort ihre Notdurft verrichten konnte. Jake ging sechzig oder siebzig Schritte nach Osten in ein Birkenwäldchen. Roland sagte, er werde den Abführstreifen in der Mitte der Straße für seine morgendliche Notdurft benutzen, und zog dann die Brauen hoch, weil seine New Yorker Freunde alle lachten.
    Susannah lachte nicht, als sie aus den Büschen kam. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Eddie fragte sie nicht; er wusste es. Er hatte selbst gegen das Gefühl gekämpft. Er nahm sie zärtlich in die Arme, und sie drückte das Gesicht an seinen Hals. So verharrten sie eine Weile.
    »Charyou-Baum«, sagte sie schließlich und sprach es aus wie Roland: Chair-you-Baum, mit einem betonten u in der Mitte.
    »Yeah«, sagte Eddie und dachte, dass ein Charlie, wie er auch hieße, ein Charlie blieb. So, dachte er, wie eine Rose eine Rose eine Rose war. »Komm, Ernte.«
    Sie hob den Kopf und rieb sich die feuchten Augen. »All das durchzumachen«, sagte sie mit gedämpfter Stimme… und sah einmal zur Böschung des Highways, um sicherzugehen, dass Roland nicht dort stand und zu ihnen herabschaute. »Und das mit vierzehn.«
    »Yeah. Dagegen sehen meine Abenteuer bei der Suche nach dem verschwundenen Sparschwein am Tompkins Square ziemlich zahm aus. Aber in gewisser Weise bin ich fast erleichtert.«
    »Erleichtert? Warum?«
    »Weil ich dachte, er würde uns erzählen, dass er sie selbst getötet hat. Wegen seinem verdammten Turm.«
    Susannah sah ihm offen in die Augen. »Aber er glaubt, dass das genau das ist, was er getan hat. Begreifst du denn nicht?«
     
     
    3
     
    Als sie wieder vereint waren und das Essen tatsächlich vor sich sahen, beschlossen sie alle, dass sie doch ein bisschen zu sich nehmen konnten. Roland verteilte die letzten Burritos (Vielleicht können wir im Verlauf des Tages ja beim nächsten Boing Boing Burgers reinschauen und

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