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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sollte den Dolch dem eigentlichen Attentäter übergeben. Mein Vater sollte die Sonne am Morgen nach dem Bankett nicht mehr aufgehen sehen.« Er lächelte die Gefährten grimmig an. »Durch das, was ich im Glas des Zauberers sah, gelangte das Messer nie in die Hand, die es führen sollte, und am Ende der Woche wurde ein neuer Haushofmeister eingestellt. Das sind hübsche Geschichten, die ich euch erzähle, oder nicht? Aye, wahrlich sehr hübsch.«
    »Hast du die Person gesehen, für die das Messer bestimmt war?«, fragte Susannah. »Den eigentlichen Mörder?«
    »Ja.«
    »Sonst noch etwas? Hast du sonst noch etwas gesehen?«, fragte Jake. Das geplante Attentat auf Rolands Vater schien ihn nicht besonders zu interessieren.
    »Ja.« Roland sah verwirrt drein. »Schuhe. Nur ganz kurz. Schuhe, die durch die Luft flogen. Zuerst habe ich sie für Herbstlaub gehalten. Aber als ich erkannte, worum es sich wirklich handelte, waren sie bereits wieder verschwunden, und ich lag auf dem Bett und hielt die Kugel im Arm… fast so, wie ich sie von Mejis nach Hause getragen hatte. Mein Vater… wie ich schon sagte, seine Überraschung, als er in den Beutel sah, war in der Tat sehr groß.«
    Du hast ihm gesagt, wer das Messer mit dem speziellen Gift hatte, dachte Susannah. Jeeves der Butler oder wer auch immer, aber du hast ihm nicht gesagt, wer es tatsächlich benutzen sollte, richtig, Süßer? Warum eigentlich nicht? Weil du dich um diese kleine Angelegenheit selbst kümmern wolltest? Aber bevor sie das fragen konnte, stellte Eddie eine Frage.
    »Schuhe? Die durch die Luft flogen? Sagt dir das heute irgendwas?«
    Roland schüttelte den Kopf.
    »Erzähl uns, was du sonst noch darin gesehen hast«, sagte Susannah.
    Er sah sie mit einem derart gequälten Gesichtsausdruck an, dass das, was Susannah nur vermutet hatte, sofort zur unumstößlichen Tatsache für sie wurde. Sie wandte sich von ihm ab und tastete nach Eddies Hand.
    »Ich erflehe deine Verzeihung, Susannah, aber das kann ich nicht. Nicht jetzt. Vorerst habe ich alles erzählt, was ich kann.«
    »Schon gut«, sagte Eddie. »Schon gut, Roland, kein Problem.«
    »Lehm«, stimmte Oy zu.
    »Hast du die Hexe je wiedergesehen?«, fragte Jake.
    Lange Zeit schien es so, als wollte Roland nicht antworten, aber schließlich antwortete er doch.
    »Ja. Sie war noch nicht mit mir fertig. Sie verfolgte mich, wie meine Träume von Susan. Den ganzen Weg von Mejis folgte sie mir.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jake mit leiser, bestürzter Stimme. »Himmel, Roland, was meinst du damit?«
    »Jetzt nicht.« Er stand auf. »Es wird Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg machen.« Er nickte zu dem Gebäude, das vor ihnen schwebte; die Sonne ging gerade über seinen Zinnen auf. »Jener Glitzertempel ist noch ein gutes Stück entfernt, aber ich glaube, wir können heute Nachmittag dort sein, wenn wir uns sputen. Es wäre das Beste. Es ist ein Ort, den ich nicht gern nach Einbruch der Dunkelheit erreichen möchte, wenn es sich vermeiden lässt.«
    »Weißt du schon, was es ist?«, fragte Susannah.
    »Ärger«, wiederholte er. »Und auf unserem Weg.«
     
     
    4
     
    Eine Zeit lang heulte die Schwachstelle an diesem Morgen so laut, dass nicht einmal die Patronen in ihren Ohren das Geräusch völlig abhalten konnten; als es am schlimmsten war, glaubte Susannah, ihr Nasenrücken würde einfach auseinander fallen, und als sie Jake ansah, stellte sie fest, dass er reichlich Tränen vergoss – nicht so, wie Menschen weinen, wenn sie traurig waren, sondern wie sie weinen, wenn ihre Nebenhöhlen den totalen Widerstand praktizierten. Der Sägenspieler, den der Junge erwähnt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf. Klingt nach Hawaii, dachte sie immer wieder, während Eddie sie grimmig mit ihrem Rollstuhl zwischen den liegen gebliebenen Fahrzeugen hindurchschob. Klingt nach Hawaii, oder etwa nicht? Klingt verdammt nach Hawaii, oder etwa nicht, Miss O So Schwarz Und Hübsch?
    Die Schwachstelle schwappte auf beiden Seiten des Highways bis zur Böschung, warf ihre zuckenden, unförmigen Spiegelungen von Bäumen und Getreidesilos und schien die Pilger im Vorübergehen zu beobachten, wie hungrige Tiere in einem Zoo wohlgenährte Kinder beobachten mochten. Susannah musste an die Schwachstelle im Eyebolt Canyon denken, wie diese durch den Rauch gierig nach Latigos verstörten Männern griff und in sich hineinzog (und manche gingen freiwillig, bewegten sich wie Zombies in einem Horrorfilm), und dann musste sie wieder

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