Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Trümmern, alles endet.
6
Susannah öffnete die Augen und sah sich wie irr um, während sie keuchend nach Luft schnappte. Sie wäre fast von dem Stuhl gekippt, auf dem sie saß. Es war einer dieser Bürostühle auf Rollen, mit denen man zwischen den Instrumentenpulten voller Knöpfe und Schalter und blinkender Lichter hin und her fahren konnte. Über ihr hingen Schwarz-Weiß-Bildschirme. Sie befand sich wieder im Dogan. Oxford
(Diem und Nhu sind tot)
war nur ein Traum gewesen. Ein Traum in einem Traum, wenn’s beliebt. Der jetzige war ein anderer, jedoch etwas besser.
Die meisten Bildschirme, auf denen bei ihrem letzten Besuch Bilder aus Calla Bryn Sturgis zu sehen gewesen waren, zeigten jetzt nur Schnee oder Testbilder. Einer zeigte jedoch den neunzehnten Stock des Hotels Plaza-Park. Als die Kamera ihn zu den Aufzügen hinunter entlangrollte, erkannte Susannah, dass sie den Gang durch Mias Augen sah.
Meine Augen, sagte sie sich. Ihr Zorn war noch zurückhaltend, aber sie spürte, dass er sich steigern lassen würde. Dass er gesteigert werden musste, wenn sie es jemals schaffen wollte, das unaussprechliche Ding zu betrachten, das sie in ihrem Traum gesehen hatte: das Ding in einer Ecke ihrer Gefängniszelle in Oxford. Das Ding in der Schale voller Blut.
Das sind meine Augen. Sie hat sie entführt, das ist alles.
Ein weiterer Bildschirm zeigte Mia, die, vor den Aufzügen stehend, die Knöpfe studierte und dann einen drückte, auf dem ein Pfeil nach unten zeigte. Wir sind zur Hebamme unterwegs, dachte Susannah, die grimmig zu dem Bildschirm aufsah und dann ein kurzes, humorloses Lachen blaffte. Oh, wir sind zur Hebamme unterwegs, zur wundervollen Hebamme von Oz. Because hecause because because be-CAUZZZ… Because of the wonderful things she does!
Vor sich hatte sie die Anzeigen, die sie mit beträchtlichen Unannehmlichkeiten – Teufel, mit Schmerzen – neu eingestellt hatte. EMOTIONALE TEMP. stand weiter auf 22. Der mit KLEINER KERL bezeichnete Kippschalter weiter auf SCHLAFEN, und auf dem darüber angebrachten Monitor war der kleine Kerl wie alles andere in Schwarz-Weiß zu sehen: ohne diese beunruhigenden blauen Augen. Der absurde Backofenschalter mit der Beschriftung WEHENSTÄRKE stand weiter auf 2, aber sie sah, dass die meisten Warnleuchten, die bei ihrem letzten Besuch noch gelb gewesen waren, jetzt rot geworden waren. Der Boden hatte mehr Risse bekommen, und der alte tote Soldat in der Ecke hatte den Kopf verloren; die zunehmend heftigen Vibrationen der Maschinerie hatten den Schädel von den Halswirbeln kippen lassen, sodass er jetzt zu den Leuchtstoffröhren an der Decke hinaufgrinste.
Die Nadel der Anzeige SUSANNAH - MIO hatte das Ende des gelben Sektors erreicht; noch während Susannah sie beobachtete, schob sie sich langsam ins Rote. Gefahr, Gefahr, Diem und Nhu sind tot, Papa Doc Duvalier ist tot, Jackie Kennedy ist tot.
Susannah probierte einen Schalter nach dem anderen aus, wobei sich bestätigte, was sie bereits wusste: Sie waren arretiert. Mia wäre vielleicht nicht imstande gewesen, die ursprünglichen Einstellungen zu ändern, aber hatte sie hier irgendwie alles blockieren können, sobald die Einstellungen ihren Wünschen entsprachen? Vermutlich hatte sie das.
Aus den Deckenlautsprechern drang auf einmal ein Knacken und Knistern, das laut genug war, um sie zusammenzucken zu lassen. Dann hörte sie durch laute atmosphärische Störungen hindurch Eddies Stimme.
»Suze!…pern!…örst du mich? Tag…plempern! Bevor…itnimmt, wo…ind kriegen soll! Hörst du mich?«
Auf dem Bildschirm, den sie für sich als Mia-Vision bezeichnete, öffnete sich die Tür des mittleren Aufzugs. Die kidnappende Mama-Schlampe stieg ein. Susannah registrierte das kaum. Sie schnappte sich das Mikrofon und betätigte den seitlich angebrachten Kippschalter. »Eddie!«, rief sie. »Ich bin im Juni 1999. Die Mädchen laufen mit nackten Bäuchen herum und lassen ihre BH-Träger sehen…« Jesus, was quatschte sie da? Sie unternahm eine gewaltige Anstrengung, alles Nebensächliche aus ihren Gedanken zu verbannen.
»Eddie, ich verstehe dich nicht! Bitte noch mal, Schätzchen!«
Einige Augenblicke lang waren nur weitere atmosphärische Störungen und gelegentlich ein unheimliches Jaulen von irgendeiner Rückkopplung zu hören. Sie wollte gerade eben ein weiteres Mal ins Mikrofon sprechen, als Eddies Stimme wieder zu hören war – diesmal etwas klarer.
»Tag verplempern! Jake… Pere Cal… Halt
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