Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
äußerst ungewöhnliches Verhalten war. Eddie musste das Erstaunen darüber vom Gesicht abzulesen sein.
    »Jetzt beginnt das Endspiel«, sagte Roland. »Alles, worauf ich in diesen langen Jahren hingearbeitet, worauf ich gewartet habe. Das Ende naht. Das spüre ich. Du doch auch, ja?«
    Eddie nickte. Es war, als hätten sie die Stelle eines Musikstücks erreicht, an der alle Instrumente sich vereinten und in sich beschleunigender Geschwindigkeit auf ein unvermeidliches großes Finale zustrebten.
    »Susannah?«, sagte Roland.
    »Noch am Leben.«
    »Mia?«
    »Herrscht weiterhin.«
    »Das Baby.«
    »Kommt weiterhin.«
    »Jake? Und Father Callahan?«
    Eddie hielt an der Einmündung, sah nach beiden Richtungen und bog dann ab.
    »Tja«, sagte er, »von denen habe ich nichts gehört. Was ist mit dir?«
    Roland schüttelte den Kopf. Von Jake, der irgendwo in der Zukunft war und zu seinem Schutz lediglich einen ehemaligen katholischen Priester und einen Billy-Bumbler bei sich hatte, kam nur Schweigen. Roland hoffte nur, dass mit dem Jungen alles in Ordnung war.
    Im Augenblick konnte er nicht mehr tun.
     
     
     
     
     
    VORSÄNGER: Commala-me-mine
    You have to walk the line.
    When you finally get the thing you need
    It makes you feel so fine.
     
    CHOR: Commala-come-nine!
    It makes ya feel fine!
    But if you’d have the thing you need
    You have to walk the line.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    10. Strophe
     
    S USANNAH -M IO,
D IVIDED G IRL OF M INE

1
     
    »John Fitzgerald Kennedy ist heute Nachmittag im Parkland Memorial Hospital gestorben.«
    Diese Stimme, diese trauernde Stimme: Walter Cronkites Stimme in einem Traum.
    »Amerikas letzter Revolvermann ist tot. O Discordia!«
     
     
    2
     
    Als Mia im New Yorker Hotel Plaza-Park (demnächst das Regal U.N. Plaza, ein Projekt von Sombra/North Central, o Discordia) das Zimmer 1919 verließ, fiel Susannah in eine Ohnmacht. Aus dieser Ohnmacht glitt sie in einen wüsten Traum, der voller grausamer Nachrichten war.
     
     
    3
     
    Die nächste Stimme gehört Chet Huntley, dem Mitmoderator der Sendung Huntley-Brinkley Report. Außerdem ist sie – auf eine ihr unbegreifliche Weise – die Stimme ihres Chauffeurs Andrew.
    »Diem und Nhu sind tot«, sagt diese Stimme. »Lasst nun die Hunde des Krieges los, die Leidensgeschichte beginnt; der Weg von hier bis zum Jericho Hill ist mit Blut und Sünde gepflastert. Ach, Discordia! Charyou-Baum! Komm, Ernte!«
    Wo bin ich?
    Sie sieht sich um. Ihr Blick fällt auf eine Betonwand mit einem Gewirr aus eingeritzten Namen, Sprüchen und obszönen Zeichnungen. In der Mitte, wo jeder, der auf der Koje sitzt, sie sehen muss, steht folgende Begrüßung: HALLO NIGGER WILLKOMMEN IN OXFORD LASS DIE SONNE NICHT WÄHREND DEINER ANWESENHEIT UNTERGEHEN!
    Ihre lange Hose ist im Schritt feucht. Der Slip darunter ist klatschnass, und sie erinnert sich auch an den Grund dafür: Obwohl der Kautionssteller schon im Voraus benachrichtigt worden war, hatten die Cops sie möglichst lange festgehalten und ihre in immer lauteren Sprechchören vorgetragene Forderung nach einem Gang auf die Toilette unbekümmert ignoriert. Keine WCs in den Zellen, keine Ausgüsse, nicht mal ein Blecheimer. Man brauchte kein jugendlicher Quizteilnehmer zu sein, um zu merken, was hier gespielt wurde; sie sollten sich in die Hose machen, sollten Bekanntschaft mit ihrer im Prinzip animalischen Natur machen, und das hatte sie irgendwann getan, sie, Odetta Holmes…
    Nein, denkt sie, ich bin Susannah. Susannah Dean. Ich bin wieder inhaftiert, wieder eingesperrt worden, aber ich bin weiterhin ich.
    Sie hört Stimmen von außerhalb dieses Zellenblocks, Stimmen, die für sie die Gegenwart zusammenfassen. Sie vermutet, dass sie glauben soll, sie kämen aus einem Fernseher, der irgendwo im Verwaltungstrakt steht, aber das muss ein Trick sein. Oder die Vorstellung irgendeines Ghuls von einem Witz. Weshalb würde Frank McGee sonst sagen, Präsident Kennedys Bruder Bobby sei tot? Weshalb würde David Garroway von der Nachrichtensendung Today sagen, der kleine Junge des Präsidenten sei tot, John-John sei bei einem Flugzeugabsturz umgekommen? Was für schreckliche Lügen sind das, die man sich anhören muss, während man mit nass im Schritt klebendem Slip in einem übel riechenden Südstaatengefängnis sitzt? Weshalb brüllt »Buffalo« Bob Smith in der Howdy-Doody-Show: »Cowabunga, Kids, Martin Luther King ist tot!« Worauf die Kids im Chor zurückkreischen:

Weitere Kostenlose Bücher