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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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flüchtigen Blick hätte glauben können, sondern ein Säuglingsbein. Und das Glas, das Königin Rowena zu einem Toast erhoben hatte, enthielt nicht Wein, sondern Blut.
    »Heil, Mia!«, rief Sayre erneut. Oh, er war bester Laune, nachdem die Brieftaube jetzt in den Schlag heimgekehrt war.
    Heil, Mia!, schrien die anderen zurück. Es klang wie irgendein verrückter Football-Schlachtruf. Auch die hinter dem Gobelin Sitzenden stimmten darin ein, obwohl sie zu kaum mehr als einem Knurren imstande waren, weil ihre Münder natürlich mit Essen voll gestopft waren.
    »Heil, Mutter!« Diesmal entbot Sayre ihr eine höhnische Verbeugung, die den Spott seiner respektvollen Worte begleitete.
    Heil, Mutter!, antworteten die Vampire und niederen Männer, und auf der Woge ihres spöttischen Beifalls wurde sie weitergetragen: erst in die Küche, dann in die Anrichte und dann die dahinter liegende Treppe hinunter.
    Zuletzt kam natürlich eine Tür.
     
     
    18
     
    Susannah erkannte die Küche des Restaurants Dixie Pig am Geruch obszöner Zubereitungen: letztlich doch kein Schwein, aber bestimmt das, was die Piraten des 18. Jahrhunderts als »langes Schwein« bezeichnet hatten.
    Seit wie vielen Jahren diente dieser Vorposten den Vampiren und niederen Männern von New York City? Seit Callahans Zeit, seit den Siebziger- und Achtzigerjahren? Seit ihrer eigenen in den Sechzigerjahren? Ziemlich sicher schon länger. Susannah vermutete, dass es hier schon seit der Zeit der Holländer – jener Leute, die den Indianern das Land gegen Säcke voller Glasperlen abgetauscht und ihren mörderischen Christenglauben unendlich viel tiefer als ihre Flagge eingepflanzt hatten – irgendeine Version des Dixie Pig gab. Praktisch veranlagte Leute, diese Holländer, mit einer Vorliebe für Schälrippchen und wenig Geduld mit Magie, sei sie nun weiß oder schwarz.
    Sie sah genug von der Küche, um sie als Zwilling der einen zu erkennen, die sie in den Tiefen des Schlosses Discordia besucht hatte. Dort hatte Mia eine Ratte erlegt, die sich erdreistet hatte, das letzte noch vorhandene Gericht – einen Schweinebraten in der Bratröhre – für sich zu beanspruchen.
    Nur hat es keine Bratröhre und keinen Schweinebraten gegeben, dachte sie. Teufel, auch keine Küche. Gegeben hat es dagegen draußen hinter der Scheune ein Ferkel, eines von Tian und Zalia Jaffords’ Ferkeln. Und ich habe es getötet und sein warmes Blut getrunken, nicht sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie mich schon größtenteils in ihrer Gewalt, obwohl ich das nicht wusste. Ich frage mich, ob Eddie…
    Als Mia sie zum letzten Mal entführte, sie aus ihren Gedanken riss und überschlagenderweise in die Dunkelheit schickte, erkannte Susannah, wie vollständig dieses bedürftige, schreckliche Weibsbild ihr Leben in Beschlag genommen hatte. Sie wusste, warum Mia das getan hatte – wegen ihres kleinen Kerls. Die Frage war nur, weshalb sie, Susannah Dean, das zugelassen hatte. Weil sie schon zuvor besessen gewesen war? Weil sie nach dem Unbekannten in ihrem Leib süchtig war, wie Eddie heroinsüchtig gewesen war?
    Sie fürchtete, dass das wahr sein könnte.
    Wirbelndes Dunkel. Und als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie den grausamen Mond, der über Schloss Discordia hing, und das wabernde rote Glühen
    (der Schmiede des Königs)
    am Horizont.
    »Hierher!«, rief eine Frauenstimme genau wie schon einmal. »Hierher, aus dem Wind heraus!«
    Susannah blickte an sich herab und stellte fest, dass sie beinlos war und wieder auf demselben primitiven Wägelchen wie bei ihrem ersten Besuch auf dem Wehrgang hockte. Dieselbe Frau, hoch gewachsen und attraktiv, mit im Wind flatterndem schwarzem Haar, winkte sie zu sich heran. Das war natürlich Mia, und die ganze Szene war nicht realer als Susannahs verschwommene Traumerinnerungen an den Bankettsaal.
    Sie dachte: Aber Fedic war real. Mias Körper ist dort, genau wie meiner in eben diesem Augenblick durch die Küche hinter dem Dixie Pig, in der für nichtmenschliche Gäste unsägliche Speisen zubereitet werden, geschleppt wird. Der Wehrgang des Schlosses ist Mias Traumort, ihr Zufluchtsort, ihr Dogan.
    »Zu mir, Susannah aus Mittwelt, und heraus aus dem Glühen des Roten Königs! Komm aus dem Wind zu mir in die Lee dieser Brüstung!«
    Susannah schüttelte den Kopf. »Sag, was du zu sagen hast, und lass es dabei bewenden, Mia. Wir müssen ein Baby bekommen – aye, das müssen wir irgendwie gemeinsam –, und sobald es heraus ist, sind wir quitt. Du

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