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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Schloss aufleuchtet, könnt Ihr eintreten. Ich habe übrigens etwas über achttausend Dollar in der Kasse. Die gebe ich Euch für Euer hübsches Ding, Eure Schildkröte, Eure Skölpadda, Eure Tortuga, Eure Kavvit, Eure…«
    »Nein«, sagte Susannah, die wieder ins Schwanken geriet. Sie hielt sich am Rand der Empfangstheke fest. Ihr Gleichgewichtssinn schien irgendwie gestört zu sein. »Ich fahre jetzt nach oben.« Ursprünglich hatte sie erst die Geschenkboutique aufsuchen und einen Teil von Mats’ Geld für eine frische Bluse ausgeben wollen, falls es dort welche gab, aber das würde warten müssen. Alles würde warten müssen.
    »Ja, Sai.« Keine Ma’am mehr, nun nicht mehr. Die Schildkröte bewies ihre Macht. Ebnete die Unterschiede zwischen den Welten ein.
    »Sie vergessen jetzt einfach, dass Sie mich gesehen haben, verstanden?«
    »Ja, Sai. Soll ich denn Euer Telefon für eingehende Gespräche sperren?«
    Mia machte sich bemerkbar. Susannah achtete nicht weiter darauf. »Nein, das möchte ich nicht. Ich erwarte einen Anruf.«
    »Wie Ihr wünscht, Sai.« Den Blick auf die Schildkröte gerichtet. Stets nur auf die Schildkröte. »Genießt Euren Aufenthalt im Plaza-Park. Soll ein Page Euch mit Eurem Gepäck helfen?«
    Seh ich so aus, als müsste mir jemand mit den kümmerlichen drei Dingern hier helfen?, dachte Detta, aber Susannah schüttelte nur den Kopf.
    »Wie Ihr wünscht.«
    Susannah war dabei, sich abzuwenden, aber die nächsten Worte der Empfangsdame ließen sie wieder herumfahren.
    »Bald kommt der König, er vom Auge.«
    Susannah, deren Verblüffung fast einem Schock gleichkam, starrte die Frau an. Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut die Arme hochkroch. Währenddessen blieb das schöne Gesicht der Empfangsdame völlig gelassen. Dunkle Augen fixierten weiter die geschnitzte Schildkröte. Leicht geöffnete Lippen glänzten nun jedoch nicht nur von Lippenstift, sondern waren von Speichel feucht. Wenn ich noch länger hier bleibe, dachte Susannah, fängt sie zu sabbern an.
    Susannah hätte die Sache mit dem König und dem Auge gern weiterverfolgt – schließlich war das ihr Thema – und wäre dazu auch imstande gewesen, weil sie den gemeinsamen Körper gegenwärtig unter Kontrolle hatte. Aber dann geriet sie ein weiteres Mal ins Taumeln und wusste, dass sie das nicht konnte… das heißt, außer sie wollte auf allen vieren zum Aufzug kriechen und die leeren Hosenbeine ihrer Jeans hinter sich herschleppen. Vielleicht später, dachte sie, wusste aber, dass das unwahrscheinlich war; dazu ging jetzt alles viel zu schnell.
    Sie machte sich auf den Weg durch die Hotelhalle, wobei sie sich bemühte, ihr Schwanken in ein hochmütiges Stelzen zu verwandeln. Aus der Stimme der Empfangsdame hinter ihr sprach höfliches Bedauern, nicht mehr.
    »Wenn der König kommt und der Turm fällt, Sai, werden all die hübschen Dinge wie die Euren vernichtet. Dann herrscht nur noch Dunkelheit, in der nichts als das Heulen von Discordia und die Schreie der Can Toi zu hören sind.«
    Susannah gab keine Antwort, obwohl ihr die Gänsehaut jetzt bis zum Genick hinaufreichte und sie spüren konnte, wie die Kopfhaut sich auf dem Schädel spannte. Ihre Beine (zumindest irgendjemands Beine) wurden mit einem Mal völlig gefühllos. Hätte sie beobachten können, wie ihre schönen neuen Beine durchsichtig wurden, wenn sie sie entblößt hätte sehen können? Hätte sie verfolgen können, wie ihr das Blut durch die Adern floss: hellrot nach unten, dunkler und erschöpft wieder nach oben, unterwegs zu ihrem Herzen? Die wie Zöpfe miteinander verwobenen Muskelstränge?
    Sie vermutete, dass dem so war.
    Susannah drückte auf den Knopf mit dem nach oben weisenden Pfeil, steckte den Oriza in die Tasche zurück und betete darum, dass einer der drei Aufzüge sich öffnen würde, bevor sie zusammenklappte. Der Pianist war inzwischen zu »Stormy Weather« übergewechselt.
    Die Tür der mittleren Kabine ging auf. Susannah-Mia trat hinein und drückte die 19. Die Tür ging zu, aber die Kabine bewegte sich nicht.
    Die Plastikkarte, erinnerte sie sich. Du musst die Karte benutzen.
    Sie sah den Schlitz und steckte die Karte hinein, wobei sie darauf achtete, sie in Pfeilrichtung einzuschieben. Als sie diesmal auf die 19 drückte, leuchtete das gewünschte Stockwerk auf. Und im nächsten Augenblick wurde sie grob beiseite gestoßen, weil Mia nach vorn kam.
    Susannah wich mit gewisser müder Erleichterung in den Hintergrund des eigenen Verstands zurück.

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