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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sie, und dann: Nein, das nicht. Die Schmiede des Königs. Sie starrte das pulsierende trübselige Licht mit hilfloser, entsetzter Gebanntheit an. Anspannen… und lockern. Zunehmen… und abnehmen. Eine drohende Vergiftung, die sich vor dem Himmel abzeichnete.
    »Komm jetzt zu mir, wenn du überhaupt willst, Susannah von New York«, sagte Mia. Sie trug einen schweren serape und dazu etwas, was eine knapp knielange lederne Hose zu sein schien. Ihre Schienbeine waren aufgeschürft und verschorft. An den Füßen trug sie huarachos mit dicken Sohlen. »Der König kann selbst aus der Ferne seinen Bann ausüben. Wir sind auf der Discordia-Seite des Schlosses. Möchtest du dein Leben auf den Nadeln am Fuß dieser Mauer beschließen? Wenn er dich in seinen Bann zieht und dir zu springen befiehlt, tust du genau das. Deine herrischen Revolvermänner sind jetzt nicht hier, um dir zu helfen, oder nicht? Nay, nay. Du bist auf dich selbst angewiesen, das bist du.«
    Susannah bemühte sich, den Blick von dem stetig pulsierenden Glühen abzuwenden, schaffte es zunächst aber nicht. Panik stieg in ihr auf
    (wenn er dich in seinen Bann zieht und dir zu springen befiehlt)
    aber sie benutzte sie als Werkzeug, komprimierte sie zu einer Schneide, um ihre Angststarre zu überwinden. Einen Augenblick lang geschah nichts, und dann warf sie sich so gewaltsam in das schäbige kleine Wägelchen zurück, dass sie sich an der Brüstung festklammern musste, um nicht aufs Pflaster ausgekippt zu werden. Ein weiterer Windstoß blies ihr Sand und Steinstaub ins Gesicht und in die Haare, als wollte er sie verhöhnen.
    Aber diese Anziehungskraft… dieses Gebanntsein… dieser Glammer… was immer es gewesen war, es war verschwunden.
    Sie begutachtete ihren Dogcart (so nannte sie das Wägelchen, ohne sich darum zu kümmern, ob es der richtige Name war oder nicht) und sah sofort, wie er funktionierte. Auch ganz einfach. Da es kein Maultier gab, das ihn zog, war sie das Maultier. Er war meilenweit von dem hübschen, leichten Rollstuhl entfernt, den sie in Topeka gefunden hatten – und Lichtjahre von den kräftigen Beinen, die sie aus der kleinen Anlage ins Hotel getragen hatten. Gott, wie es ihr fehlte, Beine zu haben! Es fehlte ihr schon jetzt wieder.
    Aber man musste irgendwie zurechtkommen.
    Sie umfasste die Holzräder des Wägelchens, versuchte sie zu drehen, brachte keine Bewegung zustande und strengte sich deshalb noch mehr an. Als sie eben zu dem Schluss kam, sie werde aussteigen und auf schmachvolle Weise hüpfend und kriechend dorthin gelangen müssen, wo Mia auf sie wartete, drehten die Räder sich ächzend und knarrten auf der ungeölten Achse. Sie rumpelte auf Mia zu, die hinter einem massiven Steinpfeiler stand. Von diesen Pfeilern gab es hier ungeheuer viele. Ins Dunkel wegmarschierend, bildeten sie einen lang gestreckten Kreisbogen. Susannah vermutete, dass sie einst (bevor die Welt sich weiterbewegt hatte) Bogenschützen als Deckung gedient hatten, während die Belagerungsarmee ihre Brandpfeile, Katapulte, oder wie immer man sie nannte, auf sie abschoss. Dann waren sie in die Lücken getreten, um die eigenen Waffen einzusetzen. Wie lange mochte das alles schon her sein? Welche Welt war das hier? Und wie nahe war sie dem Dunklen Turm?
    Susannah ahnte, dass sie ihm vielleicht in der Tat sehr nahe war.
    Sie bugsierte den primitiven, sperrigen, ächzenden Karren aus dem Wind und sah zu der Frau im serape auf; sie schämte sich, nach weniger als einem Dutzend Schritte schon derart außer Atem zu sein, konnte aber nicht anders, als japsend nach Luft zu schnappen. Sie sog lange Züge der feuchten und irgendwie steinernen Luft ein. Die Mauerpfeiler – sie hatte eine ungefähre Ahnung, dass diese Zinnen Merlons oder so ähnlich hießen – ragten zu ihrer Rechten auf. Zur Linken gab es eine von abbröckelnden Steinmauern umgebenen runden Tümpel aus nachtschwarzer Dunkelheit. Darin ragten zwei Bergfriede hoch über die dahinter liegende Umfassungsmauer auf, wobei einer wie durch Blitzschlag oder eine gewaltige Detonation zerstört war.
    »Worauf wir hier stehen, ist die Allüre«, sagte Mia. »Der Wehrgang des Schlosses am Abgrund, einst als Schloss Discordia bekannt. Du hast gesagt, du wolltest frische Luft. Ich hoffe, sie behagt dir sehr wohl, wie man in der Calla sagt. Der Ort hier liegt weit jenseits von dort, Susannah, liegt tief in Endwelt, in der Nähe des Ortes, an dem euer Pilgerzug zum Guten oder zum Schlechten enden wird.« Sie machte

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