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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Mordred nennen«, sagte sie. »Er wird schnell heranwachsen, mein kleiner Liebling, schneller als ein Menschenkind, eher so, wie es Dämonenart ist. Er wird stark werden. Die Verkörperung jedes Revolvermanns, der jemals gelebt hat. Und nicht anders wird er wie jener Mordred aus deiner Geschichte seinen Vater töten.«
    Mit diesen Worten reckte Mia, niemands Tochter, die Arme in den sternenglänzenden Himmel und kreischte – ob aus Kummer, Entsetzen oder Freude, das konnte Susannah nicht sagen.
     
     
    2
     
    »Hock dich hin«, sagte Mia. »Ich habe etwas dabei.«
    Unter ihrem serape holte sie eine Weintraube und eine Papiertüte mit orangeroten Kermesbeeren hervor, die so prall angeschwollen wie ihr Bauch waren. Woher, fragte Susannah sich, kommen diese Früchte? Ist unser gemeinsamer Körper im Hotel Plaza-Park schlafwandelnd unterwegs? Steht im Zimmer eine Obstschale, die ich übersehen habe? Oder sind das bloße Phantasiefrüchte?
    Aber das spielte ohnehin keine Rolle. Falls sie noch Appetit gehabt haben sollte, war er jetzt fort, ihr durch Mias Behauptung geraubt. Irgendwie verstärkte die Tatsache, dass das alles unmöglich war, die Ungeheuerlichkeit dieser Vorstellung noch. Und sie konnte nicht aufhören, an das Baby zu denken, das sie in jenem Mutterleib gesehen hatte. Diese blauen Augen.
    Nein. Es kann nicht sein, hörst du? Es kann nicht sein!
    Von dem durch die Scharten zwischen den Zinnen pfeifenden Wind war sie schon ganz durchgefroren. Sie schwang sich aus dem Karren und drängte sich neben Mia an die Mauer des Wehrgangs, wo sie auf das ständige Heulen des Windes horchte und zu den fremden Sternen aufsah.
    Mia stopfte sich den Mund mit Weinbeeren voll. Der Saft lief ihr aus dem einen Mundwinkel, während sie aus dem anderen mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs Traubenkerne ausspuckte. Sie schluckte, wischte sich das Kinn ab und sagte dann: »Es kann. Es kann sein. Mehr noch: Es ist so. Und? Bist du noch immer froh, dass du mit mir hierher gekommen bist, Susannah von New York, oder wünschtest du dir jetzt, deine Neugier wäre unbefriedigt geblieben?«
    »Wenn ich ein Baby bekommen soll, ohne dafür gebumst zu haben, will ich alles über dieses Baby wissen, was ich darüber in Erfahrung bringen kann. Das verstehst du doch, oder?«
    Mia reagierte mit einem Blinzeln auf diese absichtliche Derbheit, dann nickte sie. »Wie du willst.«
    »Erzähl mir, wie es sein kann, dass es Rolands Kind ist. Und wenn du willst, dass ich dir noch irgendwas glauben soll, fängst du am besten damit an, mir erst einmal das glaubhaft zu machen.«
    Mia grub ihre Fingernägel in die Schale einer Kermesbeere, streifte sie mit einer raschen Bewegung ab und verschlang schließlich gierig die Frucht. Sie überlegte, ob sie eine weitere Schale abziehen solle, rollte die neue Beere dann aber nur zwischen den Handflächen (diesen irritierend weißen Handflächen) hin und her, wie um sie anzuwärmen. Wenn man das lange genug machte, das wusste Susannah, platzte die Beerenschale von allein auf. Dann hob Mia an.
     
     
    3
     
    »Wie viele Balken gibt es, Susannah von New York?«
    »Sechs«, sagte Susannah. »Zumindest waren es einmal sechs. Ich glaube, dass jetzt nur noch zwei…«
    Mia winkte ungeduldig ab, so als wollte sie sagen: Vergeude nicht meine Zeit. »Sechs, aye. Und als die Balken aus jener größeren Discordia geschaffen wurden, jener Schöpfungssuppe, die manche (unter anderem die Manni) das Drüben und andere die Prim nennen, was hat sie da geschaffen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Susannah. »Vielleicht Gott?«
    »Vielleicht gibt es einen solchen Gott, die Balken aber sind auf der Aura von Magie aus der Prim aufgestiegen, Susannah – der wahren Magie, jener, die seit langem nicht mehr existiert. War es Gott, der diese Magie geschaffen hat, oder war es Magie, die Gott geschaffen hat? Ich weiß es nicht. Das ist eine Frage für Philosophen, aber meine Aufgabe ist allein, Mutter zu sein. Einst jedoch war Discordia überall, und aus ihr entsprangen – stark und alle an einem einzigen Kreuzungspunkt zusammenlaufend – die sechs Balken. Die Magie war dafür bestimmt, sie bis in alle Ewigkeit unverrückbar zu halten, aber als die Magie außer dem Dunklen Turm – den manche Can Calyx, die Halle der Wiederaufnahme, genannt haben – alles verließ, verzweifelten die Menschen. Und als das Zeitalter der Magie zu Ende ging, begann das Maschinenzeitalter.«
    »North Central Positronics«, murmelte Susannah.

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