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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Mut. Der Berg – oder die Hügelkette, aus der diese Nadel aufragte – musste acht bis zehn Meilen entfernt sein. Jedenfalls an der äußersten Grenze ihres Blickfelds. Sie glaubte nicht, dass Eddie und Roland und die beiden jüngeren Begleiter Teds sie so weit würden tragen können. Und woher wussten sie überhaupt, dass diese neuen Kerle vertrauenswürdig waren?
    Andererseits, dachte sie, was bleibt uns sonst übrig?
    »Wir brauchen Sie nicht zu tragen«, erklärte Ted ihr, »aber Stanley kann eure Unterstützung brauchen. Wir halten uns jetzt wie Teilnehmer einer Séance an den Händen. Ich möchte, dass ihr euch alle diese Felsformation vorstellt, wenn wir hindurchgehen. Und behaltet ihren Namen im Vordergrund eures Bewusstseins: Steek-Tete, die Kleine Nadel.«
    »Halt, halt«, sagte Eddie. Sie hatten sich einer weiteren offenen Tür genähert, die diesmal zu einem Einbauschrank gehörte. Drahtkleiderbügel und ein uralter roter Blazer hingen darin. Eddie packte Ted an der Schulter und drehte ihn zu sich um. »Wo hindurchgehen? Wohin gehen? Wenn das nämlich eine Tür wie die vorige …«
    Ted sah zu Eddie auf – musste zu ihm aufsehen, weil Eddie größer war –, und Susannah beobachtete etwas Überraschendes, geradezu Beängstigendes: Teds Augen schienen in ihren Höhlen zu zittern. Im nächsten Moment erkannte sie, dass das so zwar nicht der Fall war, aber zumindest weiteten und verengten sich die Pupillen des Mannes in unheimlich rascher Folge. Man hätte glauben können, sie könnten sich nicht entscheiden, ob es hier drinnen hell oder dunkel war.
    »Wir müssen durch gar keine Tür, jedenfalls durch keine von der Art, wie Sie sie kennen. Sie müssen mir vertrauen, junger Mann. Da, hören Sie?«
    Alle schwiegen, und Susannah konnte das Röhren näher kommender Motoren hören.
    »Das ist das Wiesel«, sagte Ted. »Er hat Taheen bei sich, mindestens vier, vielleicht sogar ein halbes Dutzend. Sollten sie uns hier drin entdecken, sind Dinky und Stanley so gut wie tot. Sie brauchen uns nicht einzuholen, es reicht schon, wenn sie uns nur sehen. Wir riskieren unser Leben für euch. Das Ganze ist kein Spiel, deshalb muss ich darauf bestehen, dass ihr aufhört, Fragen zu stellen, und mir einfach folgt!«
    »Das werden wir tun«, sagte Roland. »Und wir denken alle an die Kleine Nadel.«
    »Steek-Tete«, stimmte Susannah zu.
    »Ihr werdet auch nicht wieder kotzen müssen«, sagte Dinky. »Versprochen.«
    »Gott sei Dank«, sagte Jake.
    »Go-sai-ank«, stimmte Oy zu.
    Stanley, der dritte Mann in Teds Gruppe, sagte weiterhin kein Wort.
     
     
    4
     
    Der Einbauschrank war fast eine kleine Kammer – schmal und moderig. An der Brusttasche des uralten roten Blazers steckte eine Messingplakette mit den eingeprägten Worten LEITUNG GÜTEREXPEDITION . Stanley ging bis zur Rückwand voraus, bei der es sich lediglich um eine kahle weiße Wand handelte. Die Drahtkleiderbügel klimperten und klapperten. Jake musste gut aufpassen, damit er nicht auf Oy trat. Er hatte schon immer leicht unter Klaustrophobie gelitten, und auch jetzt spürte er, wie die dicken Finger des Panik-Manns ihn am Nacken berührten: erst auf einer Seite, dann auf der anderen. Die ’Rizas in der Tragetasche klirrten leise. Sieben Personen und ein Billy-Bumbler, die sich in einem leeren Kabuff zusammendrängten? Das war verrückt. Jake konnte noch immer das Röhren herankommender Motoren hören. Unter dem Befehl des Wiesels, wer immer das sein mochte.
    »Fasst euch an den Händen«, murmelte Ted. »Und konzentriert euch.«
    »Steek-Tete«, wiederholte Susannah, aber Jake fand, dass ihre Stimme diesmal zweifelnd klang.
    »Kleine Na …«, begann Eddie, dann verstummte er. Die kahle Rückwand des Einbauschranks war verschwunden. Dort lag jetzt eine kleine Lichtung mit Felsblöcken auf der einen und einem mit Buschwerk bewachsenen steilen Hang auf der anderen Seite. Jake war bereit, darauf zu wetten, dass sie sich hier in der unmittelbaren Umgebung der Steek-Tete befanden, und wenn das der Ausgang aus dieser Enge war, sollte ihm das nur recht sein.
    Stanley schrie vor Schmerz oder Anstrengung oder beidem leise auf. Er hielt die Augen fest geschlossen. Unter den Lidern quollen Tränen hervor.
    »Los«, sagte Ted. »Führ uns hindurch, Stanley.« Zu den anderen gewandt fügte er hinzu: »Und helft ihm, wenn ihr könnt! Helft ihm, um eurer Väter willen!«
    Jake strengte sich an, sich die Felsnadel vorzustellen, die Ted ihnen gezeigt hatte, und ging weiter,

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