Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
eine hallende Lautsprecherstimme.
Jake drehte den Kopf zur Seite, weil er Roland erklären wollte, wie sehr er jetzt verstehe, weshalb sie Robotertrupps durch diese Tür geschickt hatten, musste sich aber wieder übergeben. Die Reste seiner letzten Mahlzeit liefen dampfend über den rissigen Beton.
Plötzlich rief Susannah mit verzweifelt klingender Stimme: »Nein! Nein!« Dann: »Setz mich ab! Eddie, setz mich ab, bevor ich …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sondern begann heftig zu würgen. Eddie schaffte es, sie auf dem rissigen Beton abzusetzen, bevor er den Kopf zur Seite drehte und in den Kotz-Chor einstimmte.
Oy fiel auf die Seite, hustete heiser und rappelte sich dann auf. Er wirkte benommen und desorientiert … wenn Jake dem Bumbler nicht nur zuschrieb, was er selbst empfand.
Gerade als die Übelkeit etwas abzuklingen begann, waren auf einmal klackende, hallende Schritte zu hören. Drei Männer kamen auf sie zugehastet, alle in Jeans, blauen Baumwollhemden und eigenartigem Schuhwerk, das wie selbst gemacht aussah. Einer der drei, ein älterer Herr mit weißem Wuschelhaar, war den beiden anderen voraus. Alle drei hielten die Hände erhoben.
»Revolvermänner!«, rief der Weißhaarige. »Seid ihr wirklich Revolvermänner? Nicht schießen, wenn ihr welche seid! Wir sind auf eurer Seite!«
Roland, der momentan nicht so aussah, als könnte er jemanden erschießen (obwohl ich das nicht ausprobieren wollte, dachte Jake), versuchte aufzustehen, schaffte es auch beinahe, sank dann aber auf ein Knie zurück und gab wieder erstickte Würgelaute von sich. Der Weißhaarige packte ihn am Handgelenk und zog ihn, ohne viel Umstände zu machen, hoch.
»Die Übelkeit ist schlimm«, sagte der Alte, »das weiß niemand besser als ich. Zum Glück klingt sie schnell ab. Ihr müsst sofort mitkommen. Ich weiß, wie wenig euch danach zumute ist, aber im Büro vom Ki’-dam ertönt just in diesem Augenblick eine Alarmglocke und deshalb …«
Er verstummte. Er riss die Augen, die fast so blau wie die Rolands waren, weit auf. Selbst in der hier herrschenden Düsternis konnte Jake sehen, wie der alte Kerl blass wurde. Seine Gefährten waren nun ebenfalls angekommen, aber das schien er nicht wahrzunehmen. Es war Jake Chambers, den er anstarrte.
»Bobby?«, sagte er mit einer Stimme, die kaum lauter als ein Flüstern war. »Mein Gott, ist das etwa Bobby Garfield?«
Kapitel V
S TEEK -T ETE
1
Die Begleiter des weißhaarigen Herrn waren ein gutes Stück jünger (der eine schien kaum dem Teenageralter entwachsen zu sein, wie Roland fand) und wirkten beide völlig verängstigt. Natürlich fürchteten sie, sie könnten irrtümlich erschossen werden – deshalb waren sie ja mit erhobenen Händen aus der Dunkelheit gehastet gekommen –, aber sie mussten auch vor etwas anderem Angst haben, jedenfalls durfte ihnen jetzt klar sein, dass sie nicht kurzerhand abgeknallt werden würden.
Der Alte gab sich einen fast krampfhaften Ruck, so als würde er sich von irgendeiner privaten Idee losreißen. »Natürlich bist du nicht Bobby«, murmelte er. »Zum einen stimmt die Haarfarbe nicht … und …«
»Ted, wir müssen hier fort«, drängte der jüngste der drei. »Und ich meine immediatamento.«
»Ja«, sagte der Alte, ließ den Blick aber weiter auf Jake ruhen. Er bedeckte die Augen mit einer Hand (für Eddie sah er wie ein Jahrmarktszauberer aus, der sich auf seinen großen Auftritt als Gedankenleser vorbereitete), dann ließ er sie wieder sinken. »Ja, natürlich.« Er sah Roland an. »Sind Sie der Dinh? Roland von Gilead? Roland aus dem Stamme Eld?«
»Ja, ich …«, begann Roland, dann beugte er sich nach vorn und würgte wieder. Er brachte jedoch nichts als einen langen silbrigen Speichelfaden heraus; seinen Anteil an Nigels Suppe und Sandwiches hatte er längst von sich gegeben. Dann hob er eine leicht zittrige Hand zum Gruß an die Stirn und sagte: »Ja. Ihr seid mir gegenüber im Vorteil, Sai.«
»Spielt keine Rolle«, entgegnete der Weißhaarige. »Kommen Sie mit uns? Sie und Ihr Ka-Tet?«
»Natürlich«, sagte Roland.
Hinter ihm krümmte Eddie sich zusammen und übergab sich ein weiteres Mal. »Gottverdammt!«, rief er mit gepresster Stimme. »Und ich dachte, Greyhound-Reisen sind schon schlimm! Im Vergleich zu dem hier kommt mir so ein Bus aber vor wie ein … ein …«
»Wie eine Luxuskabine auf der Queen Mary«, sagte Susannah mit schwacher Stimme.
»Kommt endlich!«, sagte der jüngste der Männer
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