Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
zugestoßen ist, spielt keine Rolle. Wir verfügen über genug Brecherkraft, um die Arbeit zu Ende zu bringen, und nur darum geht’s mir.«
    Der Sicherheitschef blieb einen Augenblick an der Treppe stehen, die zur Veranda des Damli House hinaufführte. Er sah den beiden Männern auf ihren identischen Fahrrädern hinterher und runzelte nachdenklich die Stirn. »Brautigan hat uns verdammt viel Schwierigkeiten gemacht.«
    »Na, und ob!« Pimli lachte jämmerlich. »Aber seine lästige Zeit ist vorbei. Er ist gewarnt worden, dass seine speziellen Freunde in Connecticut – ein Junge namens Robert Garfield und ein Mädchen namens Carol Gerber – liquidiert werden, wenn er weiter Schwierigkeiten macht. Und obwohl einige der anderen Brecher ihn als ihren Mentor betrachten und manche, zum Beispiel dieser geistig beschränkte Junge, mit dem er gerade unterwegs ist, ihn verehren, hat er erkennen müssen, dass niemand sich für seine … sagen wir mal, philosophischen Ideen interessiert. Jedenfalls jetzt nicht mehr, falls sie’s überhaupt jemals getan haben. Außerdem habe ich damals nach seiner Rückkehr ein Gespräch mit ihm geführt. Von Mann zu Mann.«
    Das war Finli neu. »Worüber?«
    »Über die raue Wirklichkeit. Sai Brautigan hat einsehen gelernt, dass seine einzigartigen Kräfte nicht mehr so entscheidend wichtig sind wie früher. Dazu ist alles schon viel zu weit fortgeschritten. Die beiden letzten Balken werden brechen, ob mit oder ohne seine Hilfe. Und er weiß, dass es zuletzt wahrscheinlich … Chaos geben wird. Angst und Durcheinander.« Pimli nickte bedächtig. »Brautigan will hier sein, wenn das Ende kommt – und sei’s nur, um Freunde wie Stanley Ruiz trösten zu können, wenn der Himmel aufreißt.«
    »Komm, wir sollten uns jetzt wirklich die Aufzeichnungsbänder und die Telemetrie noch mal ansehen. Nur um auch ganz sicherzugehen.«
    Sie gingen nebeneinander die breite Holztreppe zum Damli House hinauf.
     
     
    5
     
    Zwei der Can-Toi eskortierten den Oberaufseher und seinen Sicherheitschef nach unten. Pimli musste kurz daran denken, wie eigenartig es doch war, dass jedermann – die Brecher ebenso wie das Algul-Siento-Personal – sie jetzt »niedere Männer« nannte. Weil Brautigan diesen Ausdruck geprägt hatte. »Sprich von Engeln, dann hörst du ihren Flügelschlag«, hätte Prentiss’ geliebte Mama vielleicht gesagt, und Pimli vermutete, falls es in diesen letzten Tagen der wahren Welt wahre Menschen-Tiere gab, dann kamen die Can-Toi dafür weitaus eher infrage als die Taheen. Sah man jene ohne ihre unheimlichen lebenden Masken, hätte man sie sogar für Taheen mit Rattenköpfen halten können. Aber im Gegensatz zu echten Taheen, die ihrerseits Humes (bis auf einige bemerkenswerte Ausnahmen wie Pimli selbst) für eine minderwertige Rasse hielten, verehrten die Can-Toi die menschliche Wesensform als göttlich. Trugen sie die Masken als eine Art Götzendienst? Sie wollten nie darüber reden, allerdings glaubte Pimli das auch nicht so recht. Er vermutete, dass sie glaubten, menschlich zu werden – dass sie deshalb erst ihre Masken aufsetzten (die aus lebendem Fleisch bestanden, das sich nicht herstellen ließ, sondern selbst wachsen musste) und dann einen Hume-Namen annahmen, der zu ihrem Hume-Erscheinungsbild passte. Pimli wusste, dass sie glaubten, sie könnten die Menschen nach dem Sturz des Turms irgendwie beerben … wie sie so etwas glauben konnten, ging jedoch völlig über seinen Horizont. Nach dem Sturz würde das himmlische Paradies auf sie warten, wie jeder wusste, der einmal die Offenbarung des Johannes gelesen hatte … aber die Erde?
    Vielleicht gab es dann eine neue Erde, wiewohl sich Pimli nicht einmal dessen sicher war.
    Zwei Can-Toi-Wachposten, Beeman und Trelawney, standen am Ende des Korridors an der in den Keller hinunterführenden Treppe. Pimli fand, dass alle niederen Männer, selbst wenn sie blond und schmächtig waren, irgendwie dem in den Vierziger- und Fünfzigerjahren bekannten Schauspieler Clark Gable unheimlich ähnlich sahen. Sie schienen alle die gleichen dicken, sinnlichen Lippen und komischen Ohren zu haben. Wenn man sehr nahe an sie herankam, sah man schließlich die künstlichen Falten am Hals und hinter den Ohren, wo ihre Hume-Masken zu Zöpfen zusammengedreht waren und in das behaarte, mit Zähnen besetzte Fleisch überging, das ihre Realität war (ob sie die akzeptierten oder nicht). Dann waren da die Augen. Sie waren von Haar umgeben, und wenn man genau

Weitere Kostenlose Bücher