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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Wenn ich flink war – und das lernte ich zu sein –, konnte ich darin auswählen, genau wie man blätternderweise Lexikonartikel auswählt. Nur war’s nicht wirklich so; es hatte eher Ähnlichkeit damit, dass jemand ein Radio bei den Nachrichten ein- und ausschaltet.«
    »Heiliger Scheiß«, sagte Eddie und nahm sich einen weiteren Graham-Kräcker. Er wünschte sich nur, er hätte ein Glas Milch dazu gehabt; Graham-Kräcker ohne Milch waren fast wie Oreos ohne das weiße Zeug in der Mitte.
    »Stellt euch vor, dass ein Radio oder Fernseher voll aufgedreht wird«, sagte Ted mit seiner rostigen, versagenden Stimme, »und dann wieder abgestellt wird … genausoschnell.« Er zog die Wörter absichtlich zusammen, und alle lächelten – selbst Roland. »Ungefähr so ist’s. Jetzt will ich euch erzählen, was ich erfahren habe. Ich vermute, dass ihr das schon wisst, aber ich darf nicht riskieren, dass dem nicht so ist. Dazu ist die Sache zu wichtig.
    Es gibt einen Turm, Lady und Gentlemen, wie ihr wissen solltet. Einst kreuzten sich dort sechs Balken, die Energie von ihm erhielten – er ist irgendeine Art unvorstellbarer Kraftquelle – und ihn zugleich stützten, wie Abspannseile einen Sendemast halten. Vier dieser Balken sind inzwischen gebrochen, der vierte erst vor kurzem. Übrig sind nur noch der Balken des Bären, Weg der Schildkröte – Shardiks Balken – und der Balken des Elefanten, Weg des Wolfes, den manche den Balken des Gan nennen.
    Ich frage mich, ob ihr euch mein Entsetzen vorstellen könnt, als ich entdeckte, was wir im Studiersaal wirklich taten. Als ich die harmlose juckende Stelle gekratzt hatte. Obwohl ich von Anfang an gewusst hatte, dass wir etwas Wichtiges taten – es gewusst hatte.
    Aber es gab etwas noch Schlimmeres, von dem ich nichts geahnt hatte – etwas, das nur mich betraf. Ich wusste, dass ich in mancher Beziehung anders war; beispielsweise war ich offenbar der einzige Brecher, der auch nur das geringste Mitgefühl zu besitzen schien. Wie ich schon erzählt habe, kommt man gern zu mir, wenn man in Depressionen zu versinken droht. Pimli Prentiss, der Oberaufseher, hat Tanya und Joey Rastosovich getraut – hat darauf bestanden, wollte keine Einwände hören, hat gesagt, das sei sein Vorrecht und seine Pflicht, darin gleiche er dem Kapitän eines alten Kreuzfahrtschiffs –, und sie haben ihm natürlich seinen Willen gelassen. Aber danach sind sie in meine Wohnung gekommen, und Tanya hat gesagt: ›Du musst uns trauen, Ted. Dann sind wir richtig verheiratet.‹
    Und manchmal frage ich mich: ›Hast du geglaubt, das sei alles? Hast du, bevor du dich mit Trampas angefreundet und ihn jedes Mal belauscht hast, wenn er die Mütze abgenommen hat, um sich zu kratzen, wirklich geglaubt, ein wenig Mitleid und ein wenig Liebe in deiner Seele seien die einzigen Unterschiede zwischen dir und den anderen? Oder hast du dich auch in diesem Punkt selbst betrogen?‹
    Ich weiß es nicht bestimmt, aber vielleicht kann ich mich in diesem Anklagepunkt freisprechen. Ich verstand wirklich nicht, dass mein Talent weit über Sondieren und Brechen hinausging. Ich bin wie ein Mikrofon für einen Sänger oder Steroide für einen Muskel. Ich … wirke anregend. Es gibt eine Einheit für mentale Kraft – nennen wir sie Dark, okay? Im Studiersaal erzeugen zwanzig bis dreißig Leute ohne mich etwa fünfzig Darks pro Stunde. Mit mir? Da springt die Erzeugung auf vielleicht fünf hundert Darks pro Stunde. Und das tut sie augenblicklich.
    Indem ich Trampas’ Gedanken belauscht habe, ist mir klar geworden, dass sie mich für den Fang des Jahrhunderts hielten, vielleicht für den besten Fang aller Zeiten, den einzigen wirklich unentbehrlichen Brecher. Ich hatte ihnen schon geholfen, einen Balken zu zerbrechen, und verkürzte ihre Arbeit an Shardiks Balken um Jahrhunderte. Und wenn Shardiks Balken bricht, Lady und Gentlemen, hält auch Gans Balken nicht mehr lange. Und wenn dieser letzte Balken bricht, fällt der Dunkle Turm, die Schöpfung ist zu Ende, und das Auge der Existenz wird blind.
    Wie ich’s jemals geschafft habe, Trampas daran zu hindern, meine Verzweiflung zu sehen, weiß ich nicht. Dabei habe ich Grund zu der Annahme, dass mein Pokergesicht vielleicht doch nicht ganz so undurchdringlich war, wie ich immer dachte.
    Ich wusste, dass ich von hier fort musste. Und damals kam Sheemie zum ersten Mal zu mir. Ich glaube, er hat die ganze Zeit meine Gedanken gelesen, aber ich weiß es nicht sicher, und Dinky ist

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