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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Auch glaubte sie, noch nie einen Mann gesehen zu haben, der so müde aussah.
    Trotzdem ist er nicht verbraucht. Irgendwie ist er noch längst nicht verbraucht, auch wenn er darüber vielleicht anders denkt.
    »Das Tier … Oy?«
    »Oy, ja.« Der Bumbler sah auf, als er seinen Namen hörte, wiederholte ihn jedoch nicht, wie er das noch am Vortag getan hätte.
    »Ist es ein Hund? Es ist keiner, jedenfalls nicht exakt, stimmt’s?«
    »Er, nicht es. Und nein, er ist kein Hund.«
    Irene Tassenbaum öffnete den Mund, dann machte sie ihn wieder zu. Das fiel ihr überraschend schwer, war sie in Gesellschaft doch gewöhnlich nie so schweigsam. Außerdem war sie hier ja mit einem Mann zusammen, den sie auch in seinem Kummer und angesichts seiner Verlebtheit attraktiv fand (in gewisser Weise vielleicht gerade deshalb). Ein sterbender Junge hatte sie gebeten, diesen Mann nach New York und dort zu den Orten zu bringen, zu denen er sonst wollte. Er hatte gesagt, dass sein Freund über New York noch weniger wisse als über Geld, was sie für leicht wahrscheinlich hielt. Aber sie hielt diesen Mann auch für gefährlich. Sie wollte ihm weitere Fragen stellen – aber was war, wenn er sie beantwortete? Sie begriff, dass ihre Chancen, sich nach seinem Weggang wieder in das Leben einzuordnen, das sie bis Viertel vor vier an diesem Nachmittag geführt hatte, umso größer waren, je weniger sie wusste. Sich darin einzuordnen, wie man von einer Nebenstraße kommend auf die Turnpike auffuhr. Das war sicher am besten.
    Sie stellte das Radio an und fand einen Sender, der »Amazing Grace« spielte. Als sie das nächste Mal zu ihrem merkwürdigen Begleiter hinüberblickte, sah sie, dass er zu dem dunkler werdenden Himmel aufsah und weinte. Dann fiel ihr Blick zufällig nach unten, und sie sah noch etwas viel Seltsameres, etwas, das ihr Herz anrührte, wie es zuletzt vor fünfzehn Jahren angerührt worden war, nämlich als ihr einziger Versuch, ein Kind zu bekommen, mit einer Fehlgeburt geendet hatte.
    Das Tier, der Nicht-Hund, der Oy … auch er weinte.
     
     
    14
     
    Sie fuhr kurz nach der Staatsgrenze von Massachusetts von der I-95 ab und nahm für sie in einem schäbigen Motel, das sich Sea Breeze Inn nannte, zwei Zimmer nebeneinander. Sie hatte nicht daran gedacht, ihre Autobrille mitzunehmen, die sie ihre Käferarschloch-Brille nannte (wie in »wenn ich diese Brille trage, kann ich bis ins Arschloch eines Käfers sehen«), und fuhr ohnehin nicht gern nachts. Nachtfahrten – mit und ohne Käferarschloch-Brille – zerrten an ihren Nerven und konnten ihre Migräne auslösen. Mit einer Migräne hätte sie keinem von beiden nutzen können, und ihr Migränemittel lag nutzlos im Medizinschränkchen ihres Hauses in East Stoneham.
    »Außerdem«, hatte sie Roland erklärt, »wenn diese Tet Corporation, zu der Sie wollen, in einem Bürogebäude untergebracht ist, kommen Sie ohnehin nicht vor Montagmorgen hinein.« Obwohl das vermutlich nicht stimmte; Roland war die Art Mann, die überall hineinkam. Man konnte ihm einfach nirgends den Zutritt verwehren. Wahrscheinlich lag darin ein Teil der Anziehungskraft, die er für einen bestimmten Frauentyp besitzen musste.
    Jedenfalls hatte er nichts gegen das Motel einzuwenden. Nein, er wolle aber nicht mit ihr zum Abendessen gehen, weshalb sie schließlich den nächsten erträglichen Schnellimbiss ansteuerte und mit einem späten Abendessen von Kentucky Fried Chicken zurückkam. Sie aßen in Rolands Zimmer. Irene machte Oy unaufgefordert einen Teller zurecht. Oy fraß ein einziges Stück Huhn, das er manierlich zwischen den Pfoten hielt, ging dann ins Bad und schien auf der Badematte vor der Wanne einzuschlafen.
    »Wieso heißt das hier Sea Breeze?«, fragte Roland. Anders als Oy aß er von allem etwas, aber er tat es, ohne Freude erkennen zu lassen. Er aß wie ein Mann, der damit eine Arbeit verrichtet. »Ich kann das Meer nicht riechen.«
    »Na ja, wahrscheinlich kann man das, wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt und mit Orkanstärke weht«, sagte sie. »So was nennt man dichterische Freiheit, Roland.«
    Er nickte und bewies damit unerwartetes (zumindest für sie) Verständnis. »Nette Lügen.«
    »Ja, so könnte man’s auch nennen.«
    Sie stellte den Fernseher an, weil sie glaubte, das könnte ihn ablenken, war dann aber von seiner Reaktion ziemlich schockiert (obwohl sie sich einzureden versuchte, sie sei amüsiert). Als Roland sagte, er könne es nicht sehen, hatte sie keine Ahnung, wie

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