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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Schwüre auf ihrem Rücken
    Und schweigt dazu aus freien Stücken.
    Land und Meer liebt sie inniglich,
    Sogar ein kleines Kind wie mich.«
     
    Dann verließ er sie, bewegte sich rasch und sicher, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie saß auf der Parkbank und beobachtete, wie er mit anderen Passanten an der Ecke darauf wartete, dass die Fußgängerampel GEHEN anzeigte, und dann mit leicht gegen die Hüfte schlagender Ledertasche die Straße überquerte. Sie beobachtete, wie er die Treppe zum Eingang des Gebäudes Hammarskjöld Plaza Nr. 2 hinaufging und darin verschwand. Dann lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und lauschte auf die singenden Stimmen. Irgendwann wurde ihr bewusst, dass mindestens zwei der Wörter, die sie sangen, die Bestandteile ihres Nachnamens waren.
     
     
    5
     
    Roland hatte den Eindruck, dass große Massen von Folken in das Gebäude strömten, aber das war die Wahrnehmung eines Mannes, den seine späten Wanderjahre hauptsächlich durch entvölkerte Gebiete geführt hatten. Wäre er nicht um Viertel vor elf, sondern mit der Masse der Angestellten um Viertel vor neun gekommen, hätte der Menschenstrom ihn schlicht sprachlos gemacht. Jetzt saß jedoch die Mehrzahl der dort arbeitenden Menschen in ihren Büros und Glaskästen und produzierte beschriebenes Papier und in Bytes gemessene Informationsmengen.
    Die aus Klarglas bestehenden Fensterflächen der Eingangshalle waren mindestens zwei Vollgeschosse hoch, möglicherweise sogar drei. Daher war die Halle von Licht durchflutet, und als Roland sie betrat, fühlte er den ganzen Kummer, den er empfunden hatte, seit er auf der Hauptstraße von Pleasantville neben Eddie gekniet hatte, von sich abfallen. Hier drinnen klangen die singenden Stimmen lauter – nicht mehr wie ein kleiner Chor, sondern wie ein machtvoller Riesenchor. Und er sah, dass er nicht der Einzige war, der sie hörte. Auf der Straße waren die Menschen mit gesenktem Kopf und konzentrierter Miene dahingehastet, so als wollten sie bewusst die zarte und vergängliche Schönheit des Tages, der ihnen geschenkt worden war, ignorieren, hier drinnen konnten sie jedoch nicht umhin, wenigstens einen Teil dessen zu spüren, wofür der Revolvermann so einzigartig empfindlich war, um es dann wie Wasser in der Wüste zu trinken.
    Er schlenderte wie im Traum langsam über den rosa Marmorboden und hörte das hallende Klicken seiner Stiefelabsätze und das leise Klappern der sich in der Umhängetasche bewegenden Orizas. Er dachte: Leute, die hier arbeiten, wünschen sich, hier leben zu können. Sie sind sich dessen vielleicht nicht genau bewusst, aber sie tun es. Leute, die hier arbeiten, erfinden Gründe, um länger im Büro bleiben zu dürfen. Und sie führen ein langes und ertragreiches Leben.
    In der Mitte des hohen, hallenden Raums machte der luxuriöse Marmorboden einem Quadrat aus bescheidener dunkler Erde Platz. Es war durch burgunderrote Samtseile an messingfarbenen Ständern abgetrennt, aber Roland wusste, dass die Absperrung eigentlich überflüssig war. Diesen kleinen Garten hätte niemand betreten, nicht mal ein selbstmörderisch veranlagter Can-Toi, der sich einen Namen machen wollte. Dies war heiliger Boden. Hier wuchsen drei Zwergpalmen und Pflanzen, die er nicht mehr gesehen hatte, seit er Gilead verlassen hatte: Spathiphilium, so hatten sie seiner Erinnerung nach dort geheißen, während sie hier natürlich anders heißen konnten. Es gab noch weitere Pflanzen – aber nur eine, auf die es wirklich ankam.
    In der Mitte des Quadrats stand für sich allein die Rose.
    Sie war nicht umgepflanzt worden; das erkannte Roland sofort. Nein, sie war noch genau dort, wo sie bereits 1977 gestanden hatte, als an dieser Stelle ein unbebautes Grundstück voller Abfall und Bauschutt gelegen hatte, auf dem eine Werbetafel verkündete, in Zusammenarbeit mit dem Maklerbüro Sombra errichte die Baufirma Mills hier demnächst die Turtle-Bay-Luxuseigentumswohnungen. Stattdessen war dieses Bürogebäude mitsamt seinen hundert Stockwerken um die Rose herum gebaut worden. Wozu es sonst noch dienen mochte, war im Vergleich zu diesem Zweck zweitrangig.
    Das Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2 war ein Schrein.
     
     
    6
     
    Jemand tippte Roland leicht auf die Schulter, worauf er so plötzlich herumfuhr, dass er besorgte Blicke auf sich zog. Er war selbst besorgt. Seit vielen, vielen Jahren – vielleicht seit er dreizehn oder vierzehn gewesen war – hatte sich niemand mehr unbemerkt an ihn anschleichen

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