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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Elisabeths Beefeaters den Buckingham-Palast bewachten. Ein Auge, im Lauf der Jahre nur wenig verblasst, war mit roter Farbe aufs Pflaster gemalt worden. Auf dem Hof stehend, konnte man nur erraten, was es war, aber von den oberen Stockwerken des Schlosses aus würde das Auge die Aussicht nach Nordwesten beherrschen, wie Susannah vermutete.
    Dasselbe verdammte Ding ist wahrscheinlich auch in allen anderen Himmelsrichtungen aufgemalt, dachte sie.
    Über diesem Vorhof spannte sich zwischen zwei verlassenen Wachttürmen ein anscheinend frisch gemaltes Spruchband. In Schablonenschrift (ebenfalls rot, weiß und blau) war darauf zu lesen:
     
    WILLKOMMEN, ROLAND UND SUSANNAH!
    (OY AUCH!)
    KEEP ON ROCKIN’ IN DER FREIEN WELT!
     
    Das Schloss jenseits des Vorhofs (und des kanalisierten Flusses, der als Wassergraben diente) war tatsächlich aus dunkelroten Steinblöcken erbaut worden, die sich im Lauf der Jahre fast schwarz verfärbt hatten. Aus dem Hauptgebäude sprossen Türmchen und Türme in die Höhe und schwollen auf eine Art und Weise an, die dem Auge wehtat und die Schwerkraft zu besiegen schien. Das eigentliche Schloss inmitten dieser verspielten Anbauten war nüchtern und schmucklos bis auf das in den Schlussstein des Torbogens über dem Haupteingang eingehauene starrende Auge. Zwei der hohen Laufstege waren eingestürzt und hatten den großen Hof mit Steintrümmern überschüttet, aber sechs weitere waren noch intakt und überschnitten sich auf verschiedenen Ebenen, was Susannah an ein Autobahnkreuz mit zahlreichen Ein- und Ausfahrten erinnerte. Wie schon bei den Häusern waren auch hier die Türen und Fenster eigenartig schmal. Wohl genährte schwarze Krähen saßen auf Fenstersimsen und waren auf den hohen Laufstegen aufgereiht, von denen sie auf die drei herabblickten.
    Susannah, die Rolands Revolver so im Gürtel stecken hatte, dass sie ihn leicht erreichen konnte, schwang sich von der Rikscha. Sie gesellte sich zu Roland und begutachtete mit ihm das Schlosstor diesseits des Wassergrabens. Es stand offen. Dahinter überspannte eine gewölbte Steinbrücke den Fluss. Unter ihr rauschte dunkles Wasser durch eine zehn, zwölf Meter breite Steinrinne. Das Wasser roch unangenehm streng, und dort, wo einige scharfkantige schwarze Felsen es zerteilten, war der Schaum gelb, nicht weiß.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Als Erstes hören wir diesen Burschen zu«, antwortete Roland und nickte zum Haupteingang jenseits des gepflasterten Vorhofs hinüber. Aus dem offen stehenden Portal traten jetzt zwei Männer – völlig normale Gestalten, keine Zerrbilder aus dem Spiegelkabinett, wie Susannah eigentlich erwartet hatte. Als sie den Vorhof schon halb überquert hatten, kam ein dritter Mann herausgeschlüpft und hastete hinter ihnen her. Keiner von ihnen schien bewaffnet zu sein, und als die beiden vorderen Männer die Brücke erreichten, war Susannah auch nicht besonders überrascht, dass sie sich als eineiige Zwillinge erwiesen. Und der Mann hinter ihnen sah ebenso aus: ein Weißer, ziemlich groß, langes schwarzes Haar. Also Drillinge: zwei als Empfangskomitee, der dritte als Draufgabe. Sie trugen Jeans und schwere Kolanis, die sie ihnen sofort (und schmerzlich) neidete. Die beiden vorderen Männer hatten große Weidenkörbe mit Ledergriffen dabei.
    »Mit Bärten und Brillen würden sie genauso aussehen wie Stephen King, als Eddie und ich ihn damals besucht haben«, sagte Roland halblaut.
    »Wirklich? Im Ernst?«
    »Ja. Weißt du noch, was ich gesagt habe?«
    »Ich soll dich reden lassen.«
    »Und dass vor dem Sieg die Versuchung kommt. Denk auch daran.«
    »Das tue ich. Roland, hast du Angst vor ihnen?«
    »Ich glaube, dass wir von diesen dreien nicht viel zu befürchten haben. Aber halte dich trotzdem schussbereit.«
    »Sie sehen nicht bewaffnet aus.« Andererseits konnte in diesen Weidenkörben natürlich alles Mögliche verborgen sein.
    »Halt dich trotzdem bereit.«
    »Verlass dich drauf!«, sagte sie.
     
     
    3
     
    Trotz des Brausens des Flusses unter der Brücke konnten sie das gleichmäßige Tock-tock der Stiefelabsätze des Trios hören. Die beiden mit den Körben hielten auf dem höchsten Punkt der Brücke an. Dort stellten sie ihre Traglasten nebeneinander ab. Der dritte Mann blieb jenseits der Brücke stehen und faltete schicklich die Hände vor dem Körper. Susannah konnte nun riechen, dass einer der Körbe zweifellos gebratenes Fleisch enthielt. Aber kein Langschwein. Roastbeef und Huhn, alles

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