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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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entsetzt. »Nein«, sagte er, und dabei klang seine Stimme zum ersten Mal so amerikanisch wie Susannahs. »Näher als auf dem Bild hab ich mich nich rangetraut. Bis zum Rand des Rosenfelds. Zweihundert, zweihundertfünfzig Meter vielleicht. Was der Roboter fünfhundert Radbogen nennen würd.«
    Roland nickte. »Und warum nicht?«
    »Weil ich dachte, näher ranzugehen würd mein Tod sein – und ich würd mich nich dagegen wehrn können. Die Stimmen würden mich magisch anziehn. Das hab ich damals gedacht, das denk ich noch heute.«
     
     
    7
     
    Nach dem Abendessen – sicher das beste Mahl, das Susannah seit ihrer Entführung in diese andere Welt genossen hatte, und vielleicht sogar das beste ihres ganzen Lebens –, platzte der Pickel neben ihrer Unterlippe weit auf. In gewisser Weise war daran Joe Collins schuld, aber selbst später, als sie viel gegen den alten Bewohner der Odd’s Lane vorzubringen hatten, kreidete sie ihm das nicht an. Es war bestimmt das Letzte gewesen, was er gewollt hätte.
    Es gab Huhn, auf den Punkt richtig gebraten und nach all dem Hirschfleisch besonders schmackhaft. Dazu servierte Joe Kartoffelbrei mit Soße, Preiselbeergelee in dicken roten Scheiben, grüne Erbsen (»Nur aus der Dose, sorry«, erklärte er ihnen) und gekochte Perlzwiebeln in süßer Kondensmilch eingelegt. Als Getränk gab es Eierlikör. Roland und Susannah tranken ihn mit kindlicher Gier, lehnten aber beide den »klitzekleinen Schuss Rum« dankend ab. Oy bekam sein eigenes Essen; Joe machte ihm einen Teller mit Huhn und Kartoffelbrei zurecht und stellte ihn neben dem Herd auf den Fußboden. Oy verputzte alles im Nu, lag dann auf der Schwelle zwischen der Küche und dem kombinierten Speise- und Wohnzimmer, leckte sich die Schnauze, um den letzten Rest Hühnerkleinsoße aus den Schnurrhaaren zu bekommen, und beobachtete dabei die Humes mit gespitzten Ohren.
    »Ich könnte jetzt keine Nachspeise mehr verdrücken, also bieten Sie mir bitte keine an«, sagte Susannah, während sie nach dem zweiten Teller die restliche Soße mit einem Stück Brot auftunkte. »Ich weiß nicht mal, ob ich momentan noch von diesem Stuhl hier runterkomme.«
    »Na ja, schon in Ordnung«, sagte Joe sichtbar enttäuscht, »vielleicht später. Ich hätte da Schokoladepudding und einen mit Karamell.«
    Roland hob seine Serviette, um einen Rülpser zu dämpfen, und sagte dann: »Ich könnte noch einen kleinen Klecks von beiden vertragen, glaube ich.«
    »Na ja, ich wohl auch, wenn ich’s mir recht überlege«, gab Susannah zu. Wie viele Äonen waren vergangen, seit sie den letzten Karamellpudding gegessen hatte?
    Nach dem Pudding erbot Susannah sich, Joe beim Abwasch zu helfen, was dieser aber dankend ablehnte, indem er sagte, er werde die Töpfe und Teller einfach in den Geschirrspüler stellen, um sie vorzuspülen, und das Gerät »den ganzen Klimbim« später abwaschen lassen. Er erschien ihr jetzt munterer, während Roland und er zwischen Esstisch und Küche hin- und hergingen, weniger auf seinen Stock angewiesen. Susannah vermutete, dass der klitzekleine Schuss Rum (oder vielleicht auch mehrere, die bis zur Nachspeise einen ziemlich großen ergeben hatten) etwas damit zu tun haben könnte.
    Joe goss Kaffee ein, und die drei (vier, wenn man Oy mitzählte) machten es sich im Wohnzimmer bequem. Draußen wurde es dunkel, und der Wind heulte nun auch lauter als zuvor. Mordred ist irgendwo dort draußen, in einem Schneeloch oder Wäldchen zusammengekauert, dachte sie und musste wieder einen Anflug von Mitleid mit ihm unterdrücken. Das wäre leichter gewesen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er – ob mordlüstern oder nicht – noch ein Kind sein musste.
    »Erzählt uns, wie Ihr hierher gekommen seid, Joe«, forderte Roland den Alten auf.
    Joe grinste. »Das ist eine haarsträubende Geschichte«, sagte er, »aber wenn ihr sie wirklich hören wollt, hab ich nix dagegen, sie zu erzähln.« Sein Grinsen milderte sich zu einem wehmütigen Lächeln ab. »Es ist schön, mal wieder mit Leuten reden zu können. Als Zuhörerin ist Lippy schon in Ordnung, aber leider antwortet sie nie was.«
    Er habe als Lehrer angefangen, berichtete Joe, aber bald entdeckt, dass das kein Beruf für ihn war. Er mochte Kinder zwar – hatte sie sogar ziemlich gern –, verabscheute jedoch den ganzen bürokratischen Scheiß und die Art und Weise, wie das System offenbar sicherstellen sollte, dass kein viereckiger Pflock den Rundungsprozess überstand. Also gab er nach nur

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