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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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war das jedenfalls vergebliche Liebesmüh gewesen. Vielleicht würde er später im Leben, wenn die sublimen Verbindungen zwischen seinem Gehirn und seinen Fingern etwas einrosteten (wenn die kleine, aber unzweifelhaft herausragende Welt seines Talents sich weiterbewegt hatte), einmal Radiergummis brauchen. Vorläufig jedoch lieferten selbst seine Fehler noch Inspirationen.
    Er zeichnete nicht lange. Als Susannah ihn im orangeroten Schein des verblassenden Sonnenuntergangs einnicken sah, zog sie ihm den Block aus den Fingern, ohne dass er dagegen protestiert hätte, ließ ihn sich auf der Ladefläche des Karrens ausstrecken (der durch einen passenden Felsbrocken unter der Deichsel waagrecht gehalten wurde), deckte ihn mit Fell zu und küsste ihn sanft auf die Wange.
    Patrick streckte verschlafen eine Hand aus und berührte das kleine Geschwür neben ihrer Unterlippe. Sie zuckte kurz zusammen, hielt dann aber unter seiner sanften Berührung still. Das Geschwür war wieder verschorft, aber es klopfte schmerzhaft. Auch jetzt noch tat ihr selbst das Lächeln weh. Die Hand sank herab – Patrick war eingeschlafen.
    Die Sterne waren inzwischen herausgekommen. Roland sah wie gebannt zu ihnen auf.
    »Was siehst du?«, fragte sie ihn.
    »Was siehst du?«, lautete seine Gegenfrage.
    Sie sah nun auch zu der heller werdenden Himmelslandschaft auf. »Na ja«, sagte sie, »ich sehe den Alten Stern und die Alte Mutter, aber sie scheinen nach Westen gewandert zu sein. Und dort drüben … Ach, du meine Güte!« Sie legte die Hände auf seine stoppeligen Wangen (er schien nie einen richtigen Bart zu bekommen, nur immer kratzige Stoppeln) und drehte seinen Kopf in die Richtung, die sie meinte. »Das war noch nicht dort, als wir das Westliche Meer verlassen haben, das weiß ich genau. Dieses Sternbild gehört zu unserer Welt, Roland – wir nennen es den Großen Wagen!«
    Er nickte. »Und einst, das weiß ich aus den ältesten Büchern in der Bibliothek meines Vaters, hat es auch an unserem Himmel gestanden. Lydias Wagen, so hat es geheißen. Und jetzt ist’s wieder da.« Er wandte sich ihr lächelnd zu. »Ein weiteres Zeichen für Leben und Erneuerung. Wie der Scharlachrote König es hassen muss, aus seinem Gefängnis aufzublicken und es wieder am Himmel stehen zu sehen!«
     
     
    6
     
    Wenig später schlief Susannah. Und träumte.
     
     
    7
     
    Sie ist wieder im Central Park, unter einem hellen grauen Himmel, aus dem abermals die ersten Schneeflocken herabwirbeln; die Weihnachtssänger in der Nähe singen nicht »Stille Nacht« oder »What Child Is This«, sondern das Reislied: »Rice be a green-o, See what we seen-o, Seen-o the green-o, Come-come-commala!« Sie nimmt ihre Mütze ab, weil sie befürchtet, sie könnte sich irgendwie verändert haben, aber dort steht weiter FRÖHLICHE WEIHNACHT!, und
    (keine Zwillinge da)
    sie ist beruhigt.
    Als sie sich umsieht, stehen dort Eddie und Jake, die sie angrinsen. Ihre Köpfe sind unbedeckt, weil sie doch ihre Mützen hat. Sie hat ihre beider Mützen vereinigt.
    Eddie trägt ein Sweatshirt mit dem Aufdruck ICH TRINKE NOZZ-A-LA!
    Auf Jakes Sweatshirt steht: ICH FAHRE DEN TAKURO SPIRIT!
    Das alles ist nicht gerade neu. Aber was sie hinter ihnen in der Nähe eines zur Fifth Avenue zurückführenden Kutschenweges sieht, ist es sehr wohl. Es ist eine etwa zwei Meter hohe Tür, die aus massivem Eisenholz zu bestehen scheint. Der Türknopf ist aus massivem Gold und trägt eine Gravur, die sie endlich erkennt: zwei gekreuzte Bleistifte. HB-Bleistifte von Faber, daran zweifelt sie nicht. Und die Radiergummis sind abgeschnitten.
    Eddie hält ihr einen Becher heiße Schokolade hin. Einen perfekten Becher mit Schlag obendrauf und Schokostreuseln auf dem Schlagrahm. »Hier, hab dir heiße Schokolade mitgebracht.«
    Sie beachtet den hingehaltenen Becher nicht weiter. Die Tür fasziniert sie. »Sie ist wie die am Strand, oder?«, sagt sie.
    »Ja«, sagt Eddie.
    »Nein«, sagt Jake gleichzeitig.
    »Du wirst es schon rauskriegen«, sagen sie gemeinsam und grinsen sich begeistert an.
    Sie geht an ihnen vorbei. Auf den Türen, durch die Roland sie gezogen hat, stand DER GEFANGENE und HERRIN DER SCHATTEN und DER SCHUBSER. Auf dieser hier steht. Und darunter:
     
    DER KÜNSTLER
     
    Sie dreht sich wieder nach den beiden um, aber sie sind verschwunden.
    Der Central Park ist verschwunden.
    Vor sich hat sie die Ruinen von Lud, die sich aus dem Wüsten Land erheben.
    Ein bitterkalter Wind trägt sieben

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