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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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der Pyramide vorbei, drehten fast augenblicklich ein und kamen mit sechs, sieben Meter Abstand herangerast. Roland schoss den rechten Schnaatz ab, nahm einen Zielwechsel nach links vor und holte auch den anderen herunter. Die zweite Detonation war so nahe, dass er einen warmen Windstoß im Gesicht spürte, aber zum Glück gab es keine Splitter; wenn die Dinger einmal detonierten, zerlegten sie sich anscheinend restlos.
    »VERSUCH’S NOCH MAL!«, rief er. Seine Kehle war jetzt rau und trocken, aber er wusste, dass seine Worte beim Adressaten ankamen – die Luft über dem Rosenfeld schien für eine solche Kommunikationsart wie geschaffen zu sein. Zudem wusste er, dass jedes Wort ein Dorn im Fleisch des alten Wahnsinnigen war. Aber er hatte mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Ruf des Turms wurde immer stärker.
    »KOMM, REVOLVERMANN!«, lockte die Stimme des Wahnsinnigen. »VIELLEICHT LASSE ICH DICH SOGAR UNBEHELLIGT! DARÜBER KÖNNTEN WIR DOCH WENIGSTENS PALAVERN, NICHT WAHR?«
    Zu seinem Entsetzen glaubte Roland, aus dieser Stimme eine gewisse Aufrichtigkeit herauszuhören.
    Ja, dachte er. Und es gibt Kaffee. Vielleicht sogar etwas zum Knabbern dazu.
    Er zog mit zitternden Fingern seine Taschenuhr heraus und ließ den Deckel aufspringen. Die Zeiger liefen hastig rückwärts. Er lehnte sich an die Pyramide und schloss die Augen, aber das war noch schlimmer. Der Ruf des Turms
    (komm, Roland, komm, Revolvermann, commala-come-come, die Reise ist jetzt getan)
    war lauter, drängender als je zuvor. Er öffnete die Augen wieder und sah zu dem unversöhnlich blauen Himmel und den Wolken auf, die in einer langen Reihe dem Turm am Ende des Rosenfeldes zustrebten.
    Und die Folter ging weiter.
     
     
    6
     
    Er hielt eine weitere Stunde durch, während die Schatten der Büsche und der in der Nähe der Pyramide wachsenden Rosen länger wurden, und hoffte wider besseres Wissen, dass ihm etwas einfallen würde, dass er einen zündenden Einfall haben würde, der ihn davor bewahrte, sein Leben und sein Schicksal in die Hände des begabten, aber nicht besonders hellen Jungen an seiner Seite legen zu müssen. Als die Sonne sich dem westlichen Horizont zu nähern begann und das Blau über ihm dunkler wurde, wusste er jedoch, dass es keine andere Möglichkeit gab. Die Zeiger der Taschenuhr liefen immer schneller rückwärts. Bald würden sie sich rasend schnell drehen. Und wenn sie das zu tun begannen, würde er gehen. Das würde er tun, ohne sich um die Schnaatze (und was konnte der Wahnsinnige sonst noch groß in petto haben?) zu kümmern. Er würde rennen, er würde Haken schlagen, er würde sich notfalls zu Boden werfen und kriechen, aber unabhängig davon, was er alles versuchte, würde er Glück haben müssen, um auch nur die Hälfte der Entfernung zum Dunklen Turm zurückzulegen, bevor er aus den Stiefeln gepustet wurde.
    Er würde zwischen den Rosen sterben.
    »Patrick«, sagte er. Seine Stimme war heiser.
    Patrick sah mit verzweifelter Heftigkeit zu ihm auf. Roland starrte die Hände des Jungen an – schmutzig, schorfig, aber auf ihre Weise ebenso unglaublich talentiert wie seine eigenen – und gab nach. Er war sich bewusst, dass er nur aus Stolz so lange ausgehalten hatte; er hatte den Scharlachroten König töten, nicht nur in irgendeine Nullzone befördern wollen. Und natürlich gab es keine Garantie dafür, dass Patrick dem König das antun konnte, was er mit Susannahs Gesicht vorgemacht hatte. Aber die Anziehungskraft des Turms würde bald unwiderstehlich stark werden, und alle sonstigen Möglichkeiten waren nunmehr erschöpft.
    »Tausch den Platz mit mir, Patrick.«
    Patrick gehorchte, indem er vorsichtig über Roland hinwegkroch. Damit gelangte er an die Kante der Pyramide, die der Straße am nächsten war.
    »Sieh durch den Weit-Seher. Leg ihn auf den kleinen Vorsprung hier – ja, genau so – und sieh genau hin.«
    Patrick tat wie geheißen, und Roland hatte das Gefühl, dass der Junge endlos lang durch das Fernglas starrte. Unterdessen sang und lockte und schmeichelte die Stimme des Turms weiter. Endlich sah Patrick wieder zu Roland hinüber.
    »Nimm jetzt deinen Block zur Hand, Patrick. Zeichne jenen Menschen.« Der Scharlachrote König war zwar kein Mensch, aber immerhin sah er wie einer aus.
    Zunächst sah Patrick jedoch nur weiterhin Roland an und biss sich dabei auf die Unterlippe. Schließlich nahm er den Kopf des Revolvermanns in beide Hände und brachte sein Gesicht so dicht an das Rolands heran,

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