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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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dass ihre Stirnen sich fast berührten.
    Sehr schwierig, flüsterte eine Stimme tief in Rolands Verstand. Das war keineswegs die Stimme eines Jungen, sondern die eines erwachsenen Mannes. Eines starken Mannes. Er ist nicht ganz da. Er verdunkelt sich. Er verfärbt sich.
    Wo hatte Roland diese Worte schon einmal gehört?
    Keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken.
    »Soll das heißen, dass du’s nicht kannst?«, fragte Roland und verlieh seiner Stimme dabei (mit einiger Anstrengung) einen ungläubigen, enttäuschten Unterton. »Dass du’s nicht kannst? Dass Patrick es nicht kann? Der Künstler es nicht kann?«
    Patricks Blick veränderte sich. In seinen Augen sah Roland sekundenlang den Ausdruck, der ständig in ihnen stehen würde, wenn er zu einem Mann heranwuchs … und die Gemälde in Savres Büro bewiesen, dass er das – zumindest auf irgendeiner Zeitspur, in irgendeiner Welt – tun würde. Wenigstens alt genug, um das zu malen, was er an diesem Tag gesehen hatte. Dieser Ausdruck würde Künstlerstolz sein, falls er zu einem alten Mann heranwuchs, dessen große Begabung durch ein wenig Weisheit ergänzt wurde; jetzt war es bloß Arroganz. Der Blick eines Jungen, der weiß, dass er schneller als der Blitz ist, dass er der absolut Beste ist, und der nichts anderes wissen will. Roland kannte diesen Blick recht gut, denn war er ihm nicht aus hundert Spiegeln und stillen Tümpeln begegnet, als er so jung gewesen war wie Patrick Danville heute?
    Ich kann’s, sagte die Stimme in Rolands Kopf. Ich sage nur, dass es nicht einfach sein wird. Ich werde den Radiergummi brauchen.
    Roland schüttelte sofort den Kopf. Er schloss die Finger um den Rest des rosa Gummistücks in seiner Brusttasche und hielt ihn fest umklammert.
    »Nein«, sagte er. »Du musst ohne ihn auskommen, Patrick. Jeder Strich muss beim ersten Mal sitzen. Das Radieren kommt später.«
    Der arrogante Blick wurde für eine Sekunde unsicher, aber das dauerte nur einen Moment. Als er dann zurückkehrte, wurde er von etwas begleitet, was dem Revolvermann überaus gefiel, ihn auch etwas ermutigte. Es war ein Ausdruck heißer Begeisterung. Es war der Ausdruck, den Begabte trugen, wenn sie, nachdem sie sich jahrelang nur verschlafen im Alltagstrott bewegt hatten, endlich einen anspruchsvollen Auftrag erhielten, der alle ihre Fähigkeiten fordern und bis an die Grenzen beanspruchen würde, vielleicht sogar darüber hinaus.
    Patrick wälzte sich wieder zu dem Fernglas hinüber, das er unter der Auskragung zurückgelassen hatte. Er sah lange hindurch, während die Stimmen in Rolands Kopf ihre gebieterische Aufforderung immer drängender wiederholten.
    Und schließlich rollte er sich wieder weg, griff nach seinem Zeichenblock und fing damit an, das wichtigste Bild seines Lebens zu zeichnen.
     
     
    7
     
    Im Vergleich zu Patricks gewöhnlicher Methode – rasche Striche, aus denen binnen Minuten ein vollständiges, bezwingendes Bild entstand – ging die Arbeit diesmal langsam voran. Roland musste sich immer wieder beherrschen, um den Jungen nicht anzuschreien: Beeil dich! Beeil dich, um aller Götter willen! Siehst du nicht, dass ich Höllenqualen leide?
    Aber Patrick sah das nicht, hätte sich ohnehin nicht darum gekümmert. Er ging ganz in seiner Arbeit auf, fühlte sich von einer bislang unbekannten Gier erfasst und machte nur gelegentlich eine Pause, um durchs Fernglas zu blicken und sein Sujet, die Gestalt in der roten Robe, ausgiebig zu betrachten. Manchmal hielt er den Bleistift schräg, um etwas zu schraffieren; dann wieder rieb er mit dem Daumen darüber, um eine Schattierung zu erzeugen. Manchmal verdrehte er die Augen so weit nach oben, dass nur noch das wächserne Weiß der Augäpfel zu sehen war. Man hätte glauben können, er begutachte irgendeine Version des Roten Königs, die leuchtend in seinem Gehirn stand. Und woher wollte Roland wissen, dass das nicht auch der Fall war?
    Wie er es hinkriegt, ist mir einerlei. Er soll nur fertig werden, bevor ich durchdrehe und zu dem hinüberspurte, was der Alte Rote König so überaus richtig als meinen »Schatz« bezeichnet hat.
    Auf diese Weise verging eine halbe Stunde, die mindestens drei Tage zu dauern schien. Einmal wandte der Scharlachrote König sich noch verlockender an Roland und fragte ihn, ob er nicht doch zum Turm kommen und palavern wolle. Wenn Roland ihn aus seinem Balkongefängnis befreie, so schlug er vor, könnten sie beide vielleicht das Kriegsbeil begraben, um dann im selben Geist der

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