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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sich rechtzeitig herum, um sehen zu können, dass der andere Spüler mit einem Fleischermesser in der einen Hand und einem Hackbeil in der anderen auf ihn zukam. Jake zog einen weiteren ’Riza aus der Schilftasche, warf ihn aber zunächst noch nicht, obwohl eine Stimme im Kopf ihm zusetzte, er solle es tun, er solle dem Hundesohn das verpassen, was Margaret Eisenhart einmal als »tiefen Haarschnitt« bezeichnet hatte. Darüber hatten die anderen Schwestern des Tellers herzhaft lachen müssen. Aber obwohl ihn alles danach drängte, hielt er seine Hand zurück.
    Was er vor sich sah, war ein junger Mann, dessen Haut im grellen Licht der Deckenleuchten blass gelblich grau wirkte. Er machte einen verängstigten und unterernährten Eindruck. Als Jake warnend den Teller hob, blieb der junge Mann stehen. Er starrte jedoch nicht den ’Riza, sondern Oy an, der zwischen Jakes Füßen stand. Das Fell des Bumblers war so gesträubt, dass es seine Größe zu verdoppeln schien, zudem fletschte Oy die Zähne.
    »Sprichst du …«, begann Jake, aber dann flog die Tür zum Restaurant auf. Einer der niederen Männer kam in die Küche gestürmt. Jake warf, ohne zu zögern. Der Teller heulte durch die dampfige, neonhelle Luft und trennte dem Eindringling mit blutiger Präzision den Kopf dicht über dem Adamsapfel vom Rumpf. Der kopflose Leib zuckte erst nach links und rechts wie bei einem Bühnenkomiker, der sich auf wunderliche Weise für eine Beifallssalve bedanken wollte, und brach dann zusammen.
    Jake hielt fast augenblicklich wieder zwei Teller in den Händen, kreuzte die Arme vor der Brust und nahm so die »Ladestellung« ein, wie Sai Eisenhart sie genannt hatte. Er sah den Spüler an, der weiter das Fleischermesser und das Hackbeil in den Händen hielt. In nicht sehr bedrohlicher Haltung, wie Jake fand. Er nahm einen neuen Anlauf und brachte dieses Mal die ganze Frage heraus: »Sprichst du Englisch?«
    »Yar«, sagte der Junge. Er ließ das Hackbeil fallen, um Daumen und Zeigefinger, beide vom Spülwasser gerötet, mit ungefähr einem Zentimeter Abstand hochzuhalten. »Aber nur so viel. Ich lerne, seit ich hier bin.« Er öffnete die andere Hand, und das Messer gesellte sich zu dem Hackbeil auf dem Küchenboden.
    »Du kommst aus Mittwelt?«, fragte Jake weiter. »Hab ich Recht?«
    Er hielt den Spüler nicht gerade für helle (»Nicht gerade eine Intelligenzbestie«, hätte Elmer Chambers gehöhnt), aber er war zumindest aufgeweckt genug, um Heimweh zu haben; obwohl der Junge verängstigt war, sah Jake unverkennbar etwas davon in seinen Augen aufblitzen. »Yar«, sagte er. »Komme aus Ludweg, ich.«
    »Aus der Nähe der Stadt Lud?«
    »Nördlich davon, ob’s einem passt oder nicht«, sagte der Spüler. »Bringst du mich um, Kamerad? Ich will nicht sterben, so traurig ich bin.«
    »Von mir hast du nichts zu befürchten, wenn du die Wahrheit sagst. Ist hier eine Frau durchgekommen?«
    Der Spüler zögerte, dann sagte er: »Aye. Sayre und seine Kumpel ham sie gehabt. War völlig daneben, das war sie, hat den Kopf baumeln lassen.« Er demonstrierte, was er meinte, indem er den Kopf schlaff hängen ließ, wodurch er allerdings noch mehr wie ein Dorftrottel aussah. Jake musste an Sheemie aus Rolands Erzählung über seine Zeit in Mejis denken.
    »Aber nicht tot.«
    »Nar. Hab sie atmen gehört, ich.«
    Jake sah zur Tür hinüber, durch die jedoch niemand kam. Noch nicht jedenfalls. Er musste weiter, aber …
    »Wie heißt du, Freund?«
    »Jochabim, der bin ich, Sohn des Hossa.«
    »Pass auf, Jochabim, außerhalb der Küche hier liegt eine Welt namens New York, in der Pubes wie du frei sind. Ich schlage vor, dass du von hier abhaust, solange du die Gelegenheit dazu hast.«
    »Sie würden mich bloß zurückholen und auspeitschen.«
    »Ach was, du hast ja keine Ahnung, wie groß die Stadt ist. Nämlich wie Lud, als Lud noch …«
    Er betrachtete Jochabims Gesicht mit den glanzlosen Augen und dachte: Nein, ich bin hier derjenige, der keine Ahnung hat. Wenn ich noch länger hier herumlungere, um ihn zur Fahnenflucht zu überreden, geschieht’s mir recht, wenn ich …
    Die ins Restaurant hinausführende Tür sprang ein weiteres Mal auf. Diesmal wollten zwei niedere Männer gleichzeitig hereinstürmen, wobei sie für einen Augenblick Schulter an Schulter eingeklemmt waren. Jake warf seine beiden Teller und beobachtete, wie sie sich in der dampfigen Luft kreuzten, um dann die beiden Eindringlinge noch auf der Schwelle zu köpfen. Sie fielen

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