Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Blick. Eine Sekunde lang glaubte Mordred, dass es sich hier um den Vogel handelte, der nachts immer flog, der Hu-hu-Vogel, dessen Namen er nicht kannte, aber dann sah er, dass dieses Tier keine Federn, sondern einen Pelz hatte. Es war ein Throcken, in vielen Teilen von Mittwelt als Billy-Bumbler bekannt, wobei dieser kaum alt genug war, um von der Mutter entwöhnt zu sein.
    Ruhig, ganz ruhig , dachte er, während ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Wir sitzen im selben Boot, mein kleiner Kamerad – wir sind mutterlose Kinder in einer harten, grausamen Welt. Halt still, dann spende ich dir Trost.
    Mit einem Lebewesen umzugehen, das so jung und einfältig war wie das vor ihm, unterschied sich nicht sonderlich vom Umgang mit Maschinen. Mordred klinkte sich in die Gedanken des Tieres ein und spürte den Ganglienknoten auf, der dessen nur schwach ausgeprägten Willen steuerte. Er streckte eine Gedankenhand – aus seinem Willen geformt – danach aus und ergriff ihn. Dabei konnte er einen Augenblick lang die furchtsamen, hoffnungsvollen Gedanken des Wesens hören
    (tu mir nichts bitte tu mir nichts; bitte lass mich leben; ich möchte leben Spaß haben ein bisschen spielen; tu mir nichts bitte tu mir nichts bitte lass mich leben)
    und antwortete darauf:
    Alles ist gut, keine Angst, Kamerad, alles ist gut.
    Der Bumbler in dem Sack (Nigel hatte ihn im Fuhrpark gefunden, wo der Kleine durch eine sich schließende Automatiktür von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt worden war) entspannte sich etwas – ohne ihm wirklich zu glauben, aber darauf hoffend, glauben zu dürfen.
     
     
    6
     
    In Nigels Arbeitszimmer war die Helligkeit der Beleuchtung auf ein Viertel zurückgeregelt worden. Bei Oys Winseln wachte Jake sofort auf. Die anderen schliefen weiter, zumindest vorläufig.
    Was hast du, Oy?
    Der Bumbler gab keine Antwort, sondern ließ nur weiter ein aus tiefer Kehle kommendes klagendes Winseln hören. Mit seinen goldgeränderten Augen starrte er in die entfernteste düstere Ecke des Arbeitszimmers, als sähe er dort etwas Grauenvolles. Jake konnte sich erinnern, wie er einmal selbst auf diese Weise in eine Ecke seines Kinderzimmers gestarrt hatte, nämlich nachdem er in den frühen Morgenstunden aus irgendeinem Albtraum aufgeschreckt war, einem Traum von Frankenstein oder Dracula oder
    (Tyrannasorbet-Wracks)
    irgendeinem anderen Butzemann. Gott mochte wissen, welchem. Weil er vermutete, dass möglicherweise auch Bumbler Albträume haben konnten, versuchte er noch intensiver, Fühlung mit Oys Verstand aufzunehmen. Anfangs konnte er nichts erkennen, aber dann sah er ein undeutliches, verschwommenes Bild
    (Augen         aus einem Dunkel starrende Augen)
    von etwas, das ein Billy-Bumbler in einem Sack sein mochte.
    »Pst«, flüsterte er Oy ins Ohr, während er ihn umarmte. »Weck sie nicht auf, sie brauchen ihren Schlaf.«
    »Laf«, sagte Oy ganz leise.
    »Du hast nur einen schlechten Traum gehabt«, flüsterte Jake. »Ich habe manchmal auch welche. Das ist alles nicht in echt. Niemand hat dich in einem Sack. Leg dich wieder schlafen.«
    »Afen.« Oy legte den Kopf auf die rechte Vorderpfote. »Nauze, Oy.«
    So ist’s recht, sendete Jake. Schnauze, Oy.
    Die goldgeränderten Augen, in denen weiter ein beunruhigter Ausdruck stand, blieben noch eine Zeit lang offen. Schließlich blinzelte Oy mit einem Auge Jake zu und schloss dann beide. Gleich darauf schlief der Bumbler wieder. Irgendwo in der Nähe war einer seiner Artgenossen verendet … aber der Tod gehörte nun einmal zum Leben; und das Leben war hart, war es schon immer gewesen.
    Oy träumte davon, mit Jake unter der großen orangeroten Kugel des Hausierermonds zu sein. Jake, der ebenfalls wieder schlief, bekam davon durch Fühlungnahme mit, und sie träumten davon, gemeinsam unter dem Mond des Alten Schofligen Wanderers zu sein.
    Wer ist gestorben?, fragte Jake unter dem einäugigen, wissenden Blinzeln des Hausierers.
    Oy, sagte sein Freund. Ake. Ed.
    Unter dem leeren orangeroten Starren des Alten Schofligen Mannes sagte Oy danach nichts mehr; hatte er doch einen Traum innerhalb seines Traums gefunden, und Jake begleitete ihn dorthin. Dieser Traum war besser. In ihm spielten die beiden in hellem Sonnenschein. Bald kam ein weiterer Bumbler dazu: seinem Aussehen nach ein trauriger kleiner Kerl. Er versuchte mit ihnen zu reden, aber weder Jake noch Oy verstanden, was er sagte, weil er Englisch sprach.
     
     
    7
     
    Mordred war nicht stark genug, um

Weitere Kostenlose Bücher