Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
halten müssen (es schnappt, das Baby; schnappt wie ein Krokodiljunges), dürfen wir es ein wenig bemitleiden. Wenn Ka ein Zug ist – und das ist es, ein gewaltiger, rasender Mono, vielleicht bei Verstand, vielleicht auch nicht –, dann ist diese eklige kleine Werspinne seine wertvollste Geisel; nicht auf den Schienen festgebunden wie die arme kleine Neil, sondern an die Stirnlaterne des Ungetüms gefesselt.
    Mordred mag sich einreden, zwei Väter zu haben, und das mag in gewisser Weise sogar stimmen, aber hier ist kein Vater, auch keine Mutter. Er hat seine Mutter lebendig aufgefressen, sprecht wahrhaftig, hat sie groß-groß aufgefressen, sie war sein erstes Mahl. Aber was ist ihm anderes übrig geblieben? Er ist das letzte Wunder, das der noch stehende Dunkle Turm hervorgebracht hat, die bresthafte Vereinigung des Rationalen und des Irrationalen, des Natürlichen und des Übernatürlichen, und trotzdem ist er allein, und er ist hongrig. Das Schicksal mag ihn dazu ausersehen haben, über eine Kette von Universen zu herrschen (oder sie alle zu vernichten), aber bisher hat er es lediglich geschafft, über einen alten Dienstboten-Roboter zu herrschen, der inzwischen die Lichtung am Ende des Pfades erreicht hat.
    Er betrachtet den schlafenden Revolvermann mit Liebe und Hass, Abscheu und Verlangen. Aber was wäre, wenn er zu ihnen hinginge und nicht getötet würde? Wenn sie ihn in ihrem Kreis willkommen heißen würden? Eine lächerliche Vorstellung, gewiss; trotzdem konnte man sie einmal rein theoretisch in Betracht ziehen. Dann jedoch würde er Roland über sich stellen, Roland als seinen Dinh akzeptieren müssen, und das wird er niemals tun, niemals tun, nein, niemals tun.

Kapitel III
    D ER GLÄNZENDE D RAHT
    1
     
    »Du hast sie beobachtet«, sagte eine sanfte, lachende Stimme. Dann gurrte sie etwas in der Babysprache, an die Roland sich wohl aus seiner eigenen frühen Kindheit erinnert hätte: »›Ei, wo steckst du nur überall dein Näschen rein, mein wunderfitziger Racker, mein vorwitziges Bah-bo!‹ Hat dir gefallen, was du vor dem Einschlafen gesehen hast? Hast du mitbekommen, wie sie sich mit dem Rest dieser versagenden Welt weiterbewegt haben?«
    Ungefähr zehn Stunden mochten vergangen sein, seit Nigel der Dienstboten-Roboter seinen letzten Auftrag ausgeführt hatte. Mordred, der fest geschlafen hatte, wandte den Kopf der Stimme des Fremden zu, ohne schlaftrunken oder überrascht zu sein. Er sah einen Mann in Jeans und einem Parka mit hochgeschlagener Kapuze auf den grauen Fliesen des Kontrollzentrums stehen. Seine Gunna – nicht mehr als ein abgewetzter Seesack – lagen vor seinen Füßen. Seine Wangen waren gerötet, seine Züge gut geschnitten, die Augen brennend heiß. In einer Hand hielt er eine Pistole, und als Mordred Deschain in deren Mündung blickte, erkannte er zum zweiten Mal, dass selbst Götter sterben konnten, sobald ihre Göttlichkeit durch Menschenblut verwässert war. Aber er hatte keine Angst. Nicht vor diesem Kerl. Er warf einen kurzen Blick auf die Bildschirme, die Nigels Bleibe zeigten, und vergewisserte sich, dass der Neuankömmling Recht hatte: Sie war leer.
    Der lächelnde Fremde, der einfach aus dem Boden gewachsen zu sein schien, hob die freie Hand an die Kapuze des Parkas und drehte den Rand etwas nach außen. Mordred sah ein kurzes Aufblitzen von Metall. Die Kapuze schien irgendwie mit einem Drahtgeflecht gefüttert zu sein.
    »Ich nenne das meine Denkerkappe«, sagte der Fremde. »Ich kann zwar deine Gedanken nicht hören, was ein Nachteil ist, aber du kannst wenigstens auch nicht in meinen Kopf hinein, was ein …
    (was ein entschiedener Vorteil ist, findest du nicht auch?)
    … was ein entschiedener Vorteil ist, findest du nicht auch?«
    Auf der Jacke trug er zwei Aufnäher. Der eine mit der Aufschrift U.S. ARMY zeigte einen Vogel – den Adler-Vogel, nicht den Hu-hu-Vogel. Auf dem anderen stand ein Name: RANDALL FLAGG. Mordred erkannte plötzlich (ebenfalls ohne überrascht zu sein), dass er fließend lesen konnte.
    »Falls du deinem Vater irgendwie ähnlich bist – dem roten, meine ich –, dürften deine mentalen Kräfte nämlich über bloße Kommunikation hinausgehen.« Der Mann im Parka kicherte. Mordred sollte ihm seine Angst nicht anmerken. Möglicherweise hatte er sich ja selbst eingeredet, er habe keine, er sei aus freien Stücken hergekommen. Vielleicht stimmte das sogar. Eines war Mordred so gleichgültig wie das andere. Das galt auch für die Pläne des

Weitere Kostenlose Bücher