Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
aus dem Kopf und dem Herzen geht. Ich will seinen Tod.« Walter sprach mit ausdrucksloser, durch kein Lächeln gemilderter Entschiedenheit. »Für die langen und staubigen Meilen, die er mich gejagt hat; für all die Schwierigkeiten, die er mir gemacht hat – und ebenso dem roten König, dem wahren König, wie du weißt; für seine Vermessenheit, sich zu weigern, auf seine Suche trotz aller Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, zu verzichten; vor allem auch für den Tod seiner Mutter, die ich einst geliebt habe.« Und in gedämpftem Ton: »Oder zumindest begehrt habe. Jedenfalls war er derjenige, der sie erschossen hat. Unabhängig davon, welche Rolle Rhea vom Cöos und ich in dieser Angelegenheit gespielt haben, war es der Junge selbst, der ihr Herz mit seinen verdammten Revolvern, seinem trägen Verstand und seinen flinken Händen zum Stehen gebracht hat.
Und was das Ende des Universums betrifft … lasst es kommen, wie es will, sage ich, in Eis, Feuer oder Nacht. Was hat das Universum jemals für mich getan, dass ich mich um sein Wohlergehen sorgen sollte? Ich weiß nur, dass Roland von Gilead zu lange gelebt hat, und ich will, dass dieser Hundesohn unter die Erde kommt. Und die drei, die er gezogen hat, ebenfalls.«
Zum dritten und letzten Mal zeichnete Mordred ein Fragezeichen in die Luft.
»Von hier zum Devar-Toi führt nur eine einzige noch funktionierende Tür, junger Herr. Es ist die eine, die die Wölfe benutzen … oder benutzt haben; ich glaube, mit ihren Überfällen ist wohl Schluss. Roland und seine Freunde sind hindurchgegangen, aber das ist in Ordnung. Dort, wo sie rauskommen, erwartet sie nämlich reichlich Beschäftigung – den Empfang dürften sie etwas heiß finden! Vielleicht können wir sie ja erledigen, während sie mit den Brechern und den überlebenden Kindern von Roderick und den wahren Wächtern beschäftigt sind. Würde dir das gefallen?«
Der Kleine nickte, ohne zu zögern. Dann steckte er die Finger in den Mund und kaute darauf herum.
»Ja«, sagte Walter. Sein Grinsen leuchtete auf. »Hungrig, natürlich bist du das. Aber wenn’s ums Abendessen geht, können wir sicherlich was Besseres finden als Ratten und halb ausgewachsene Billy-Bumbler. Glaubst du nicht auch?«
Mordred nickte wieder. Davon war auch er überzeugt.
»Ich spiele den guten Da’ und trage dich, was?«, sagte Walter. »Damit du nicht deine Spinnengestalt anzunehmen brauchst. Bäh! Glaub mir, dein Roter Vater war leichter anzusehen gewesen, wenn er nicht in einer so abgrundtief hässlichen Gestalt gesteckt hätte.«
Mordred streckte die Arme aus.
»Du kackst mich doch nicht voll, ja?«, sagte Walter wie beiläufig und blieb auf halbem Weg stehen. Er ließ die Hand in die Tasche gleiten, und Mordred erkannte leicht besorgt, dass der gerissene Hundesohn ihm irgendwie dennoch etwas verheimlicht hatte: Er wusste, dass seine so genannte »Denkerkappe« nicht funktionierte. Jetzt wollte er doch die Waffe benutzen.
3
Eigentlich traute Mordred diesem Walter o’ Dim bei weitem zu viel zu, aber war das nicht ein Merkmal der ganz Jungen, vielleicht so eine Art Überlebensstrategie? Einem mit weit aufgerissenen Augen dastehenden jungen Burschen erschienen die Tricks des plumpsten Taschenspielers der Welt wie Wunder. Was hier gespielt wurde, merkte Walter allerdings erst gegen Ende des Spiels, aber er war ein gerissener alter Überlebenskünstler, gewisslich wahr, und als das Verständnis kam, kam es zur Gänze.
Es gibt einen Ausdruck, der Elefant im Wohnzimmer, der beschreiben soll, wie es ist, mit einem Drogensüchtigen, einem Alkoholiker, einem Kinderschänder zusammenzuleben. Leute außerhalb solcher Beziehungen fragen manchmal: »Wie konntest du das alles jahrelang untätig geschehen lassen? Hast du den Elefanten im Wohnzimmer nicht gesehen?« Und jemandem, der in normaleren Verhältnissen lebt, fällt es äußerst schwer, die Antwort zu verstehen, die der Wahrheit am nächsten kommt: »Tut mir Leid, aber er war schon da, als ich eingezogen bin. Ich wusste nicht, dass das ein Elefant ist; ich habe ihn immer für einen Teil des Mobiliars gehalten.« Für manche Leute – die Glücklichen unter ihnen – kommt ein Aha-Augenblick, wenn sie plötzlich den Unterschied erkennen. Und dieser Augenblick kam für Walter. Er kam zu spät, aber nicht um viel.
Du kackst mich doch nicht voll, ja? – das war die Frage, die er stellte, aber zwischen den Wörtern kackst und mich erkannte er plötzlich, dass in
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