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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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beschrieb einen langsamen Looping.
    Roland schlug noch zwei weitere Male zu, wobei er das Stück Chert mit fast chirurgischer Präzision führte. Dann benutzte er sein Messer, um die Kopfhaut kreisförmig einzuschneiden, bevor er sie wie eine Kappe abzog. Nun war der eingeschlagene Schädel darunter sichtbar. Er schob die Messerklinge in einen Spalt und verwendete sie als Hebel. Als das Gehirn des Hirschs freigelegt war, nahm er es heraus, legte es sorgfältig beiseite und sah zu Susannah hinüber. »Wir brauchen die Gehirne aller Tiere, die wir geschossen haben – dazu benötigen wir den Hammer.«
    »Aha«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Gehirne.«
    »Zum Gerben. Aber Chert lässt sich noch anders verwenden. Pass auf.« Er zeigte ihr, wie man zwei Steine zusammenschlug, bis einer oder beide zersprangen, wobei allerdings statt unregelmäßiger Klumpen große, fast glatte Stücke entstanden. Sie wusste, dass metamorphe Gesteine sich auf diese Weise spalten ließen, aber Schiefer und dergleichen war meistens zu weich, um gute Werkzeuge abzugeben. Dieses Zeug aber war richtig hart.
    »Wenn du Stücke bekommst, die auf einer Seite dick genug sind, um sich gut anfassen zu lassen, und auf der anderen schmal auslaufen«, sagte Roland, »legst du sie beiseite. Das sind dann unsere Schaber. Wir könnten natürlich Holzgriffe dafür anfertigen, aber dazu reicht die Zeit nicht. Bis wir uns schlafen legen, werden wir also reichlich wunde Hände haben.«
    »Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, genügend Schaber herzustellen?«
    »Nicht sehr lange«, sagte Roland. »Chert zerbricht glücklich, habe ich immer gehört.«
    Während Roland nun Brennholz auf die kleine Lichtung zwischen Weiden und Erlen an dem zugefrorenen Bach schleppte, machte Susannah sich am Bachufer auf die Suche nach Chert. Nachdem sie ein Dutzend große Brocken gefunden hatte, stieß sie auch auf einen großen Granitblock, dessen glatte, vom Wasser geformte Rundung aus dem Erdboden ragte. Sie fand, dass er einen ausgezeichneten Amboss abgeben würde.
    Der Chert zerbrach tatsächlich glücklich, und sie hatte bereits dreißig mögliche Schaber neben sich liegen, als Roland mit der dritten großen Ladung Brennholz zurückkam. Er häufte etwas Anmachholz auf, das Susannah mit ihren Händen schützte. Unterdessen war der Schneeregen stärker geworden, und obwohl sie unter verhältnismäßig dichten Bäumen arbeiteten, würde es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis sie beide völlig durchnässt waren.
    Als das Feuer brannte, trat Roland ein paar Schritte zurück, sank abermals auf die Knie und faltete die Hände.
    »Noch ein Gebet?«, fragte sie amüsiert.
    »Was einem in der Kindheit beigebracht wird, bleibt einem das ganze Leben«, sagte Roland. Er schloss kurz die Augen, dann hob er die gefalteten Hände an den Mund und drückte einen Kuss darauf. Das einzige Wort, das sie ihn sagen hörte, war Gan. Schließlich öffnete er die Augen, hob die Hände, breitete sie aus und vollführte eine anmutige Bewegung, als würde er Vögel gen Himmel fliegen lassen. Als er wieder sprach, klang seine Stimme nüchtern und trocken. Wieder ganz geschäftsmäßig. »Das hätten wir also«, sagte er. »Los, an die Arbeit!«
     
     

7
     
    Sie flochten Stricke aus Gras, genau wie Mordred es getan hatte, und hängten den ersten Hirsch – das bereits kopflose Tier – mit den Hinterläufen an einen niedrigen Weidenast. Roland benutzte sein Messer, um ihm den Bauch aufzuschneiden, griff dann hinein, wühlte in den Eingeweiden herum und brachte zwei tropfende rote Organe zum Vorschein, die Susannah für die Nieren hielt.
    »Die helfen gegen Fieber und Husten«, sagte er und biss in eines der Teile wie in einen Apfel. Susannah machte ein würgendes Geräusch und wandte sich ab, um den Bach zu betrachten, bis er fertig war. Dann drehte sie sich wieder um und sah ihm zu, wie er Kreise um die herabhängenden Läufe schnitt, wo sie in den Körper übergingen.
    »Und? Fühlst du dich schon besser?«, fragte sie unbehaglich.
    »Die Wirkung kommt erst«, sagte er. »Hilf mir jetzt, diesen Burschen zu enthäuten. Das erste Fell nehmen wir her, wies ist – wir brauchen eine Wanne für unser Gerbhirn. Jetzt sieh gut her.«
    Er grub die Finger an einer Stelle unter das Hirschfell, wo es durch eine dünne Fett- und Muskelschicht am Körper festgehalten wurde. Das Fell ließ sich leicht bis etwa zur Körpermitte herunterreißen. »Jetzt versuch’s auf deiner Seite,

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