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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dämonenmond sich wieder sehen lässt! Aber unsere Begegnung ist eine glückliche, das ist sie, darauf setze ich Uhr und Urkunde! Ihr dürft meine Gastfreundschaft bloß nich nach Lippys Ernährungszustand beurteilen!«
    Das will ich auch hoffen, dachte Susannah und empfand einen kleinen Schauder. Der Alte hatte sich abgewandt, und Roland warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie lächelte und schüttelte den Kopf, als wollte sie Es ist nichts sagen – was natürlich stimmte. Sie dachte nicht daran, dem Revolvermann zu erzählen, dass ein spatiger alter Gaul, erblindet und mit hervorstehenden Rippen, in ihr unbestimmt Ängste geweckt hatte. Roland hatte sie noch nie eine dumme Gans genannt, und sie hatte weiß Gott nicht die Absicht, ihm jetzt einen Grund dafür …
    Als hätte die lahme Mähre ihre Gedanken gehört, sah sie sich um und fletschte ihre wenigen verbliebenen Zähne gegen Susannah. Die Augen in Lippys knochigem keilförmigem Schädel waren mit Eiter geränderte Blindstopfen über ihrem irgendwie grausigen Grinsen. Sie wieherte Susannah an, als wollte sie sagen: Denk, was du willst, Schwarzdrossel; ich werde noch hier sein, lange nachdem du deinen Weg gegangen und deinen Tod gestorben bist. Gleichzeitig frischte der Wind auf, wirbelte ihnen Schneeflocken ins Gesicht, seufzte in den tief verschneiten Tannen und heulte um die Giebel von Collins’ Häuschen. Der Windstoß ließ nach, wurde dann für einen Augenblick wieder stärker und erzeugte einen kurzen, kummervollen Schrei, der fast menschlich klang.
     
     

5
     
    Der Anbau hinter dem Häuschen bestand aus einem Hühnerstall auf der einen Seite, Lippys Box auf der anderen und einem kleinen Heuboden darüber. »Ich kann raufsteigen und es mit der Heugabel runterwerfen«, sagte Collins »aber wegen meiner kaputten Hüfte ist das jedes Mal lebensgefährlich. Also, ich kann Sie nich dazu zwingen, ’nem alten Mann zu helfen, Sai Deschain, aber wenn Sie so freundlich wären …?«
    Roland stieg die schräg an der Falltür zum Heuboden lehnende Leiter hinauf und warf Heu hinunter, bis Collins rief, das sei nun reichlich, mehr als Lippy selbst bei einem viertägigen Schneesturm fresse. (»Man könnt sagen, dass sie nich mehr frisst, als ein polnischer Fick wert ist – wie man ihr ansieht«, sagte er.) Der Revolvermann kam wieder heruntergeklettert, und Collins ging auf dem kurzen Weg in sein Häuschen voraus. Auf beiden Seiten des Wegs türmte sich der Schnee so hoch wie Rolands Haupt.
    »Ist’s auch noch so bescheiden et cet’ra«, sagte Joe und führte sie in seine Küche. Sie war mit astreichem Fichtenholz getäfelt, das in Wirklichkeit allerdings aus Kunststoffpaneelen bestand, wie Susannah sah, als sie es näher betrachtete. Und sie war herrlich warm. Auf dem Elektroherd stand der Firmenname Rossco, einer, den sie noch nie gehört hatte. Der Kühlschrank, ein Amana, hatte vorn über dem Türgriff eine spezielle kleine Klappe. Susannah sah sie sich aus der Nähe an und las die Wörter MAGIC ICE. »Dieses Ding macht Eiswürfel?«, fragte sie entzückt.
    »Hm, nein, nicht ganz«, sagte Joe. »Machen tut sie das Gefrierfach, meine Schöne; dieses Ding hier vorn lässt sie bloß in Ihren Drink fallen.«
    Das kam ihr komisch vor, und sie lachte. Dabei fiel ihr Blick auf Oy, der mit seinem alten teuflischen Grinsen zu ihr aufsah, was sie aber nur noch mehr zum Lachen brachte. Abgesehen von den modernen Großgeräten war diese Küche wundervoll nostalgisch; sie roch nach Zucker und Gewürzen und allen möglichen altmodischen Düften.
    Roland sah interessiert zu den Leuchtstoffröhren auf, und Collins nickte. »Yar, yar, hab alles ’lektrisch«, sagte er. »Auch ’ne Warmluftheizung, ist das nicht nett? Und niemand schickt mir jemals ’ne Rechnung! Der Generator steht in ’nem kleinen Schuppen auf der anderen Seite. Ein Honda, und still wie ein Sonntagmorgen! Sogar wenn man dicht vor dem Schuppen steht, hört man nix als ein mmmmmm. Stotter-Bill füllt den Propangastank und erledigt die Wartungsarbeiten, wenn’s welche braucht, was in meiner ganzen Zeit hier aber nur zweimal der Fall war. Ach was, Joey erzählt Lügen, dass sich die Balken biegen, ’s waren drei Male. Insgesamt drei.«
    »Wer ist Stotter-Bill?«, fragte Susannah, während Roland gleichzeitig fragte: »Wie lange seid Ihr schon hier?«
    Joe Collins lachte. »Einer nach dem andern, meine lieben neuen Freunde, einer nach dem andern!« Er hatte den Stock beiseite gestellt, um sich den Parka

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